EU-Ausblick: Knapp behauptet – US-Vorgabe negativ

Ein Börsianer verwies vor allem auf die Wall-Street-Vorgabe als Belastungsfaktor. «Auch wenn die US-Standardwerte letztlich kaum verändert geschlossen haben, zeigen die Verkäufe zum Handelsende, dass es weiter an Vertrauen fehlt.» Der Dow Jones hatte am Vortag in den letzten Minuten seine Kursgewinne nahezu vollständig abgegeben und mit einem dünnen Plus von 0,06 Prozent geschlossen. Der Future auf den US-Leitindex verlor seit dem europäischen Börsenschluss rund 0,95 Prozent. In Tokio zeigte sich der Nikkei 225-Index sogar sehr schwach. Am Nachmittag dürften Konjunkturdaten aus den USA, wie etwa die Einzelhandelsumsätze für Bewegung sorgen.


Gegenüber der britischen Zeitung «Daily Mail» sagte Weltbank-Präsident Robert Zoellick, die Weltwirtschaft sei auf dem Wege in die schlimmste Rezession seit 1930. Zu dem düsteren Bild trugen die jüngsten Konjunkturdaten aus Japan bei. Danach ist die Wirtschaft im letzten Quartal 2008 so stark geschrumpft wie seit der Ölkrise vor 35 Jahren nicht mehr.


Auf Unternehmensseite sorgen die Papiere der britischen Bank Standard Chartered für Gesprächsstoff. Laut einem Bericht des «Daily Telegraph» hat der US-Konkurrent Morgan Stanley einen Anteil an der auf Schwellenländer fokussierten Bank erworben und dafür 45 Millionen Pfund (61,92 Millionen US-Dollar) gezahlt.


Branchen wie Versicherer und Einzelhandel rückten nach zahlreichen Bilanzen in den Mittelpunkt. Der britische Lebensversicherungskonzern Standard Life gehörte dazu. Der Versicherer konnte im vergangenen Jahr seinen operativen Gewinn um sechs Prozent steigern. Für den weiteren Geschäftsverlauf werde man angesichts des schwachen Ausblicks für die Weltwirtschaft an der konservativen Strategie festhalten, hiess es vom Unternehmen. Der angeschlagene niederländische Versicherer Aegon stärkt nach tiefroten Zahlen über den Abbau von Risiken weiter seine dünne Kapitaldecke. Im vierten Quartal sei über die Rückversicherung und Verbriefung von Wertpapieren rund eine Milliarde Euro freigesetzt worden, teilte das Unternehmen mit. 2009 sollen es weitere rund 1,5 Milliarden Euro sein.


Der französische Einzelhändler Carrefour erlitt im vergangenen Geschäftsjahr unterdessen einen deutlichen Gewinnrückgang. Der Nettogewinn aus fortgeführtem Geschäft sank um 33 Prozent auf 1,26 Milliarden Euro. Der Rückgang war grösser als von Analysten erwartet. Der britische Einzelhändler WM Morrison (Wm.) Supermarkets konnte dagegen im vergangenen Jahr mehr verdienen als von Experten erwartet und will für 2008 die Dividende um etwa ein Fünftel erhöhen. Die Swatch Group weist für das vergangene Geschäftsjahr 2008 eine rückläufige Gewinnentwicklung auf. So sank der Konzerngewinn – auch wegen des negativen Finanzergebnisses – um fast ein Fünftel.


Der Pharmakonzern Roche Holding erzielte mit der US-Tochter Genentech eine Einigung über deren komplette Übernahme. Somit zahlt Roche nun 95,0 Dolar je Aktie in bar oder insgesamt rund 46,8 Milliarden Dollar. Der Sonderausschuss des Genentech-Verwaltungsrates habe die Vereinbarung gutgeheissen und empfehle den Genentech-Aktionären, ihre Aktien Roche anzudienen, teilte der Basler Konzern mit.


Der italienische Energiekonzern Enel will über eine Kapitalerhöhung bis zu acht Milliarden Euro einnehmen und bestätigte damit Marktspekulationen vom Vortag. Mit dem zusätzlichen Geld könnte der Konzern die Übernahme des 25-prozentigen Anteils des spanischen Mischkonzerns Acciona am Energiekonzern Endesa zu einem grossen Teil finanzieren. (awp/mc/ps/08)

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