EU-Ausblick: Kursrutsch erwartet – Weltbörsen im freien Fall

Die Vorgaben malen ein rabenschwarzes Bild: Nach anfänglichen Kursgewinnen waren die US-Börsen erneut massiv abgerutscht, der Dow Jones Industrial schloss mit Verlusten von 7,33 Prozent auf dem tiefsten Stand seit März 2003. Der Future auf den Leitindex stand zuletzt 776 Punkte unter seinem Niveau zum Börsenschluss am Vortag. In Asien war die Abwärtsdynamik noch stärker. Der Nikkei-225-Index verlor zeitweise zweistellig und sackte zur Schlussglocke um 9,62 Prozent ab.


Banken- und Finanzwerte stehen im Zuge der sich weiter verschärfenden Finanzkrise im Fokus. Bereits in den USA konnte die Talfahrt des Sektors nicht gebremst werden. Allerdings erwägt die US-Regierung einem Bericht des «Wall Street Journal» zufolge die Garantie aller Bankschulden und zeitweise auch aller Bankeinlagen. Auch der US-Lebensversicherer Prudential Financial warnte am Vorabend vor einem schlechten dritten Quartal im Zuge der Finanzkrise. Morgan Stanley kappte unterdessen die Kursziele für zahlreiche Titel der Branche, unter anderem für ING Groep und AXA . Auch für Aegon wurde das Ziel reduziert. Hier hat zudem der Finanzvorstand die Ausgabe weiterer Aktien zur Aufrechterhaltung eines AA-Kreditratings ausgeschlossen. Unterdessen könnten Fortis möglicherweise bis kommende Woche vom Handel ausgesetzt bleiben, sagte der belgische Finanzminister.


Aktien europäischer Autobauer wie Renault oder PSA Peugeot Citroen könnten ebenfalls unter Druck geraten. Die Ratingagentur S&P hat eine weitere Abstufung der Kreditwürdigkeit für General Motors (GM) und Ford angekündigt. «Vor allem die Begründung giesst für die gesamte Branche Öl ins Feuer», sagte ein Börsianer. So argumentiert S&P mit den sich weltweit immer dynamischer verschlechternden Automärkten und den Auswirkungen der Finanzkrise, die auf absehbare Zeit eine ernste Herausforderung bleiben werde.


Auch Öl- und Energiewerte könnten in Bewegung geraten. Die Angst vor einer globalen Rezession hat den Ölpreis am Freitag auf ein neues Jahrestief gedrückt. Unterdessen rechnet der zweitgrösste US-Ölkonzern Chevron für das eben beendete dritte Quartal mit einem weiteren Rekordgewinn.


Der französischen Luxusgüterkonzern LVMH legte unterdessen am Vorabend nach Börsenschluss Zahlen vor. Nach einem Umsatzplus in den ersten neun Monaten rechnet LVMH weiterhin mit einem spürbaren Gewinnanstieg im Gesamtjahr.


In der Schweiz könnten Nobel Biocare unter Druck geraten. Das Unternehmen hat am Donnerstagabend überraschend und für verschiedene Adressaten zu unterschiedlichen Zeiten die Umsatzzahlen für das dritte Quartal veröffentlicht hat. Dabei sprach Nobel Biocare zum wiederholten Mal ein Gewinnwarnung aus. Das verlangsamte Umsatzwachstum und der hohe operative Leverage würden die Erreichung der Ziele für das Gesamtjahr erschweren. (awp/mc/gh/13)

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