EU-Ausblick: Kursverluste – US-Vorgaben belasten

Der europäische Leitindex hatte am Vortag 0,45 Prozent auf 3.737,34 Punkte gewonnen. Neue Sorgen über den Zustand des US-Finanzsektors hatten die Wall Street am Vortag ins Minus geschickt, der Future auf den Dow Jones stand am Morgen zudem 101 Punkte tiefer als zum Xetra-Schluss am Dienstag. In Tokio habe dagegen insbesondere der schwächere Yen Exportwerte beflügelt, die den Nikkei-225-Index dann ins Plus zogen.


«Der insgesamt stärkere Dollar könnte auch in Deutschland die Exporteure stützen», sagte ein Händler. Am Nachmittag dürften dann US-Konjunkturdaten Bewegung in den Markt bringen. So steht neben dem ISM-Index für den Dienstleistungssektor auch der ADP-Beschäftigungsbericht an, der als Indikator für den am Freitag veröffentlichten offiziellen Arbeitsmarktbericht gesehen wird. Angesichts der jüngsten Entspannung auf dem Ölmarkt dürfte auch der Ölbericht des US-Energieministeriums das Interesse der Anleger auf sich ziehen. Der US-Ölpreis tendierte am Morgen kaum verändert.


Der gesamte britische Bankensektor könnte nach Meinung von Börsianern von einer Studie von Morgan Stanley profitieren. Die Analysten hatten die Titel von Royal Bank of Scotland von «Underweight» auf «Overweight» gehoben und das Ziel von 260 auf 280 Pence festgelegt. Ausserdem könnte nach Meinung von Börsianern ein Bericht des «Daily Telegraph» für Spekulationen sorgen. In dem Artikel heisst es, die Texas Pacific Group (TPG) nehme nach ihrem Einstieg bei Bradford & Bingley auch andere britische Banken ins Visier. Weitere Finanzinvestoren wie Blackstone, Kohlberg Kravis Robers und JC Flowers seien ebenfalls an günstigen Bankaktien interessiert. Die Titel der angeschlagenen Hypothekenbank Bradford & Bingley selbst könnten erneut im Fokus der Anleger stehen, nachdem Moody’s mehrere Ratings für die Bank gesenkt hat. HBOS kündigte unterdessen an, dass die Ausgabe der Aktien aus der geplanten Kapitalerhöhung Ende Juni starten werde.


In London überraschte ausserdem Kingfisher mit einem positiven Zwischenbericht für das erste Quartal. Die Baumarktkette hat im ersten Quartal ihren Gewinn deutlich gesteigert, Analysten hatten mit einem Rückgang von neun Prozent gerechnet. Bereits am Vortag hatten britische Einzelhandeltitel deutlich zugelegt. Daneben wird British Airways seine Verkehrszahlen für Mai 2008 vorlegen.


Autowerte könnten nach Analystenkommentaren unter Druck geraten. PSA Peugeot Citroen wurden von Societe Generale von «Buy» auf «Sell», Aktien von Renault und Fiat auf «Hold» gesenkt. Die Kursziele scheraubten die Experten teils deutlich zurück. Die Bewertung von Michelin wurde bei ebenfalls deutlich reduziertem Kursziel von «Buy» auf «Hold» gesenkt. Die Analysten verwiesen auf ein schwierigeres Umfeld insbesondere durch die steigenden Rohstoffpreise.


In der Schweiz könnten Novartis einen Blick wert sein. Der Schweizer Pharmakonzern will das nicht börsennotierte amerikanische Biotech-Unternehmen Protez Pharmaceuticals übernehmen und sich dadurch die Rechte an dem Breitbandantibiotikum PZ-601 in den USA und Europa sichern. Novartis werde für die Übernahme eine Zahlung in Höhe von 100 Millionen Dollar leisten und je nach den Entwicklungsfortschritten für PZ-601 nochmals bis zu 300 Millionen Dollar an Protez Pharmaceuticals zahlen.


In Amsterdam könnten die Titel des Büroaussatatters Corporate Express von einem Analystenkommentar bewegt werden. ING hat seine Empfehlung für die Titel von «Buy» auf «Sell» gesenkt. Die Chancen für einen Erfolg des angehobenen Übernahmeangebot von Staples seien deutlich gestiegen. Allerdings gebe es nur noch wenig Aufwärtspotenzial, deshalb raten die Analysten zu Gewinnmitnahmen. Allerdings sei das Angebot von 9,15 Euro je Aktie noch nicht genug, um langfristige Anleger davon zu überzeugen.


ASM International will einem Bericht des «Het Financieele Dagblad» zufolge erneut Gespräche mit Aktionären über einen Kompromiss für die Zukunft des Technologie-Unternehmens führen. ASM International und seine Aktionäre waren von einem Gericht dazu verurteilt worden, über die Vorschläge von Hermes Focus Asset Management zu sprechen. Der Grossaktionäre fordert, Aufsichtsrat und Unternehmenschef Chuck del Prado zu entlassen. (awp/mc/ps)

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