EU-Ausblick: Leichter – Nachrichten aus Finanzbranche belasten

Tags zuvor hatte der europäische Leitindex 2,56 Prozent auf 3.256,09 Punkte zugelegt. Der nachbörslich berichtete unerwartet hohe Ergebniseinbruch von Merrill Lynch wiege die freundlichen Impulse der US-Börsen weitgehend auf, sagte ein Börsianer. Nach der deutlichen Kurserholung seit Mittwochnachmittag drohten vor dem Wochenende damit Gewinnmitnahmen. Der Future auf den US-Leitindex stand am Morgen aber zunächst noch 53 Punkte über dem Handelsschluss vom Vortag. In Asien verzeichneten die Börsen indes Kursverluste, wobei der Nikkei 225 mit einem minus von 0,65 Prozent schloss. Wichtige Konjunkturdaten stehen nicht auf der Agenda. Dafür geht die US-Berichtssaison mit Zahlen von Citigroup und Honeywell International weiter.


Finanzwerte dürften nach den enttäuschenden Quartalszahlen der drittgrössten US-Investmentbank Merrill Lynch erneut im Fokus stehen. Die Bank hatte – erneut belastet durch die Auswirkungen der Hypothekenkrise – einen deutlicheren Verlust eingefahren als erwartet, auch bei den Erträgen verbuchte Merrill Lynch ein Minus. Zudem denkt der angeschlagene Hypothekenfinanzierer Freddie Mac laut einem Bericht des «Wall Street Journal» über eine Kapitalerhöhung in Höhe von 10 Milliarden US-Dollar mittels Ausgabe neuer Aktien nach.


In Paris könnten Aktien von L’Oreal nach enttäuschenden Umsätzen unter Druck geraten. Der weltgrösste Kosmetikkonzern hat im zweiten Quartal weniger umgesetzt als erwartet und daraufhin seine Erwartungen für das Gesamtjahr gekappt – wie L’Oreal am Vortag nach Börsenschluss mittelte. Vor allem das Nord-Amerika-Geschäft entwickelte sich für den Branchenprimus schwach. Rückschläge musste der französische Konzern aber auch in West-Europa einstecken, seinem nach wie vor wichtigsten Markt. Einzig in den Schwellenländern konnte L’Oreal deutlich wachsen.


Auch der französische Hotelkonzern Accor hat im ersten Halbjahr an Umsatz eingebüsst. Die Erlöse fielen belastet von Verkäufen von Geschäftsbereichen, einem schwächeren Dollar und dem Abschwung der US-Wirtschaft um 6,2 Prozent von 4,015 Milliarden auf 3,765 Milliarden Euro. Damit verfehlte der Konzern die Analystenschätzungen. Flächenbereinigt stiegen die Erlöse aber dank eines robusten europäischen Hotelmarkts um 5,2 Prozent.


Von Seiten der französischen Autobauer kommen ebenfalls keine positiven Nachrichten. PSA Peugeot Citroen verlängert seine Sommerferien für das Werk in Mulhouse einem Bericht von «Le Figaro» um eine Woche. Damit reagiere der Autobauer auf den erwarteten Abschwung des europäischen Automarkts in der zweiten Jahreshälfte, heisst es in dem Bericht ohne Nennung von Quellen.


Der belgische Einzelhändler Delhaize Group wartete zudem am Morgen mit einer Prognosesenkung auf. Sowohl Umsatz- als auch Nettogewinnwachstum sollen im Gesamtjahr niedriger als zunächst erwartet aufallen. In der Schweiz dürften vor allem Analystenkommentare bewegen. Die Deutsche Bank hat das Kursziel für Novartis-Aktien nach Zahlen von 67 auf 65 Schweizer Franken gesenkt, die Bewertung aber auf «Buy» belassen. Für Adecco senkten die Analysten ihre Bewertung von «Hold» auf «Sell» und das Kursziel von 62 auf 42 Franken. (awp/mc/ps/11)

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