EU-Ausblick: Schwach erwartet wegen negativer US-Vorgaben

Der Future auf den EuroSTOXX 50 stand am Morgen 1,42 Prozent unter dem Stand zu Handelsschluss am Vortag. Am Mittwoch hatte der europäische Leitindex 1,67 Prozent auf 3.342,48 Punkte gewonnen. Vor allem die starken Verluste an den US-Börsen dürften die Stimmung an den Aktienmärkten Europa erheblich belasten, hiess es von Händlern. Die Sorge der Anleger vor einer schwachen Berichtssaison der grossen US-Konzerne und vor dem Ausmass der Finanzmarktkrise habe die Stimmung an den New Yorker Aktienmärkten getrübt, hiess es. Die Investoren würden etwa die Zukunft der Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac düster sehen. Der Future auf den US-Leitindex Dow Jones stand am Morgen knapp 220 Punkte im Minus.


An der Londoner Börse dürfte am frühen Nachmittag die Zinsentscheidung der Bank of England (BoE) für Impulse sorgen. Volkswirte erwarten allerdings, dass die britische Notenbank den Leitzins wegen der hohen Inflation und den zugleich ungünstigen Wachstumsaussichten unverändert bei 5,0 Prozent belassen wird. «Das Dilemma der Bank of England, wie sie angesichts eines spürbaren Abschwungs auf eine steigende Inflationsrate reagieren soll, wird immer grösser», unterstreicht Commerzbank-Experte Peter Dixon in einer Studie.


Die Aktien der französischen Kaufhauskette Carrefour dürften unter den Einzelwerten in Europa besondere Beachtung finden. Der grösste europäische Einzelhändler meldete am späten Mittwochabend für das zweite Quartal ein Umsatzplus von 6,0 Prozent auf 23,721 Milliarden Euro. Analysten hatten im Schnitt mit einem etwas stärkeren Anstieg auf 23,951 Milliarden Euro gerechnet. Den operativen Gewinn bezifferte Carrefour im ersten Halbjahr auf mindestens 5 Prozent über Vorjahresniveau. Genaue Gewinnzahlen sollen erst Ende August mit dem vollständigen Halbjahresbericht folgen.


Zudem dürfte auch der europäische Rüstungs- und Raumfahrtkonzern EADS eine grosse Rolle an der Börse spielen. Der ursprünglich an den Airbus-Mutterkonzern vergebene «Jahrhundertauftrag» zur Lieferung von 179 Tankflugzeugen an die US-Luftwaffe mit einem Volumen von 40 Milliarden Dollar wird neu ausgeschrieben. In einer ersten Reaktion machte EADS-Chef Louis Gallois klar, dass der europäische Konzern gemeinsam mit dem US-Partner Northrop Grumman weiterhin um das Mega-Geschäft kämpfen werden. «Wir sind begierig darauf, an die Arbeit zurückzukehren.» EADS sei zuversichtlich, die US-Air Force mit den weltweit besten Tankern beliefern zu können.


Zudem sorgt der Übernahmekampf zwischen dem belgischen Braukonzern InBev und dem US-Konkurrenten Anheuser-Busch weiter für Schlagzeilen. Im Abwehrkampf gegen den feindlichen Übernahmeversuch von InBev hatte der US-Konzern seine Aktionäre zuletzt offiziell zur Unterstützung aufgerufen. Die Anteilseigner sollten InBevs Vorstoss zur Abwahl des Verwaltungsrates von Anheuser-Busch ablehnen, empfahl das Unternehmen in einer Mitteilung an die Börsenaufsicht SEC.


Ferner dürften die Anleger auch die Aktien des Schweizer Pharmakonzerns Novartis im Blick haben. Die Schweizer wollen das biopharmazeutische Unternehmen Speedel vollständig übernehmen. Der Konzern legte nach eigenen Angaben ein Angebot von 130 Franken je Speedel-Aktie vor. Das Angebot werde voraussichtlich vom 11. August bis 5. September 2008 laufen.


Ausserdem hob die Grossbank UBS am Morgen das Kursziel für die Aktie des Schweizer Spezialchemie-Unternehmens Clariant von zuvor 8,00 Franken auf 9,50 Franken und für den Agrochemiekonzern Syngenta von 255 auf 262 Franken. Dagegen senkte UBS die Gewinnziele für den Chemiekonzern Ciba von zuvor 29 auf 28 Franken und für den Aromen- und Riechstoffhersteller Givaudan von 1.250 auf 1.200 Franken. (awp/mc/ps/08)

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