Der Future auf den EuroSTOXX 50 deutet auf einen um 4,4 Prozent tieferen Start des Eurozonen-Leitindex hin. Am Donnerstag hatte er nach drei Handelstag mit Gewinnen 0,41 Prozent auf 2.485,39 Zähler abgegeben. Der Londoner FTSE 100 wird 3,5 Prozent schwächer erwartet. Am Vortag hatte er um 0,49 Prozent auf 4.388,69 Punkte zugelegt.
Die Aktien der europäischen Autohersteller dürften von dem gescheiterten Rettungsplan für die US-Autoindustrie belastet werden. Nach elfstündigem Verhandlungsmarathon scheiterte am Vorabend das 14 Milliarden Dollar (10,8 Mrd Euro) schwere Hilfspaket im US-Senat. Das Schicksal der vom Bankrott bedrohten Branchenriesen General Motors (GM) und Chrysler ist damit ungewiss. Das riss auch die Ölpreise weiter in die Tiefe: Sie fielen daraufhin über Nacht um über zwei Dollar und notieren nun leicht über 45 Dollar.
Darüber hinaus gab es zudem Berichte über einige Autobauer in Europa: Der Fiat-Chef Sergio Marchionne wolle seinen Ausblick im März/April 2009 überarbeiten, aber mit den Kostensenkungen sofort beginnen, berichtete die Zeitung «Il Sole 24 Ore». Dabei zitierte sie aus dem traditionellen Jahresabschluss-Treffen der Fiat-Manager. «La Stampa» berichtete aus dem selben Meeting, dass Marchionne gesagt habe, Fiat benötige eine Allianz, könne aber den Partner aus einer «Position der Stärke» heraus selbst bestimmen. Renault-Vorstandschef Carlos Ghosn hingegen sagte am Donnerstagabend im französischen Fernsehen, er rechne damit, dass das Jahr 2009 noch schwieriger werde als 2008.
Bankenwerte wie BNP Paribas , Societe Generale , Credit Agricole , HSBC oder Barclays dürften unter neuen Hiobsbotschaften zur Finanzkrise leiden. In den USA hatte der Chef der US-Bank JPMorgan , Jamie Dimon, mitgeteilt, er sehe im laufenden vierten Quartal weiterhin keine Entspannung. Der November sei ein «schrecklicher» Monat im Handelsgeschäft gewesen und auch der Dezember laufe schlecht. Die Bank of America informierte, dass sie nach der Integration von Merrill Lynch einen Stellenabbau von 30.000 bis 35.000 Arbeitsplätzen in den kommenden drei Jahren plane.
Das spanische Finanzinstitut Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA) will einem Händler zufolge ausserdem eine Milliarde Euro durch den Verkauf von Vorzugsaktien einnehmen.
Teilweise negative Neuigkeiten werden den Markt auch aus dem Pharmasektor treffen: Ein Ausschuss der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA hat bei Asthmamitteln der Pharmakonzerne Novartis und GlaxoSmithKline (GSK) erhöhte Risiken festgestellt. Die Risiken der beiden Mittel Foradil (Novartis) und Serevent (GSK) würden deren Nutzen bei der Behandlung von Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern überwiegen, hiess es in der Mitteilung des FDA-Ausschusses. Andererseits hat der Schweizer Pharmakonzern eine positive Studie zu seinem Krebs-Medikament Zometa vorgelegt und bei der Entwicklung des Multiple-Sklerose-Mittels FTY720 Fortschritte verbucht, wie Novartis mitteilte.
Der Finanzchef des hochverschuldeten amerikanisch-französischen Telekomausrüsters Alcatel-Lucent informierte, dass ein Nettogewinn derzeit nicht in Sicht sei. Für 2009 habe sich der Konzern als Ziel gesetzt, die Gewinnschwelle im operativen Geschäft zu erreichen. Dafür kündigte er einen harten Sparkurs an. (awp/mc/gh/12)