EU-Ausblick: Wenig verändert – HBOS mit Kapitalerhöhung im Fokus
Händler verwiesen zwar auf die positive US-Vorgabe als Antrieb nach der deutlichen Erholung in der zweiten Hälfte der Vorwoche. Insgesamt sei die Luft nach den kräftigen Anstiegen der vergangenen Tage aber etwas raus, sagte ein Börsianer. Die Standardwerte an der Wall Street hatten dank einer weiteren Erholung der Finanzwerte zum Wochenausklang mit Gewinnen geschlossen. Der Future auf den Dow Jones lag am Morgen 32 Punkte über seinem Stand zum Börsenschluss in Europa vom Freitag. Impulse aus Japan gab es nicht, denn die Börse blieb wegen eines Feiertages geschlossen. Nachmittags könnten dann US-Konjunkturdaten und weitere Unternehmenszahlen den Ton angeben.
An der Londoner Börse könnten nach der Kursrally von Bankentiteln Ende vergangener Woche insbesondere HBOS unter Druck geraten. Bei der britischen Grossbank stösst die jüngste Kapitalerhöhung nur auf verhaltenes Interesse. Von den eigenen Anteilseignern seien 8,29 Prozent der vorgesehenen neuen Aktien angenommen worden, teilte das Unternehmen mit. Kursverluste drohen auch den Titeln von britischen Hausbauern. Offizielle Angaben belegen, dass der Durchschnittsverkaufspreis für ein Haus in Grossbritannien im Juli gegenüber dem Vormonat um den Rekordwert von 1,8 Prozent gesunken ist.
Dagegen könnten Ölwerte vom jüngst gestiegenen Ölpreis profitieren. Im Blickpunkt stehen insbesondere BP. Wie der «Sunday Telegraph», berichtete, will der Ölkonzern eine Dividendenauszahlung von 1,8 Milliarden US-Dollar seines russischen Partners im Gemeinschaftsunternehmen TKN-BP blockieren, um sich so im derzeitigen Streit einen Vorteil zu verschaffen. Auch Telekom-Titel sollten im Auge behalten werden. Laut der Tageszeitung «La Republica» will der Chef des Unternehmens Findim, das 4,5 Prozent an Telecom Italia hält, angesichts des fallenden Aktienkurses dessen spanischen Konkurrenten Telefonica davon überzeugen, ein Angebot vorzulegen. Nach Angaben der Zeitung hat Findim seinen Anteil für 1,70 bis 1,80 Euro je Aktie gekauft und erwartet, dass die Spanier mindestens 2,60 Euro bieten könnten.
Sanofi-Aventis könnten von Übernahmeplänen bewegt werden. Der französische Pharmakonzern hat nach eigenen Angaben der Übernahme des Vitamin-Geschäfts der australischen Primary Helath Care zugestimmt. Die Transaktion hat einen Wert von 560 Millionen australischen Dollar. In den Niederlanden drohhen Wolters Kluwer Abschläge. Der Wissens- und Informationsdienstleister hat den Ausblick für das organische Wachstuum im Gesamtjahr mit Verweis auf die derzeitigen Marktbedingungen gesenkt.
In der Schweiz stehen Roche Holding nach Zahlen und einem Übernahmeangebot im Fokus. Der Pharmakonzern hat den Aktionären ein Angebot zur Übernahme aller ausstehenden Aktien von Genentech zum Preis von 89 Dollar je Aktie oder insgesamt rund 43,7 Milliarden Dollar unterbreitet. Roche hält seit 1990 eine Mehrheitsbeteiligung an Genentech und besitzt derzeit 55,9 Prozent aller ausstehenden Aktien. Zudem hat Roche im ersten Halbjahr einen Rückgang bei Umsatz und Reingewinn verzeichnet. Auch Kühne + Nagel sollten im Auge behalten werden. Der Logistikkonzern hat im ersten Halbjahr Umsatz und Gewinn erwartungsgemäss gesteigert. Im laufenden Geschäftsjahr rechnet das Unternehmen mit einer sich verlangsamenden Wachstumsdynamik. (awp/mc/ps/11)