EU-Chemikalienrecht REACH: Kosten für Schweizer Chemiefirmen in Mio-Höhe
Die daraus für die Schweizer Chemiefirmen Ciba, Lonza und Clariant entstehenden Kosten gehen in dreistellige Millionenhöhen. «Wir rechnen mit der Anmeldung von mindestens 180’000 Substanzen bis 1. Dezember», sagte ECHA-Sprecher Pattiri Makela. Die vom Dachverband der Chemiebranche bemängelten Softwareprobleme wies er zurück. «Bisher haben wir keine Schwierigkeiten.»
Bedingung für Weiterverwendung in der EU
Nur Unternehmen, welche ihre Substanzen korrekt vorregistrieren, dürfen diese in der Europäischen Union weiter verwenden. Dies sieht das neue EU-Chemikalienrecht REACH für alle chemischen Substanzen vor, die in Mengen von mehr als einer Tonne pro Jahr hergestellt oder in die EU importiert werden. Erst nach der Voranmeldung wird ECHA mit der eigentlichen Registrierung und Überprüfung der Stoffe beginnen. Nach Schätzungen der EU-Kommission werden mindestens 30’000 Stoffe registriert werden, deren Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt bisher unbekannt sind.
Lange Fristen
Dazu müssen die Hersteller oder Importeure zahlreiche Daten anmelden. Nach langen Auseinandersetzungen mit der Industrie gewährte die EU den Unternehmen aber lange Fristen: Je nach potenzieller Gefährlichkeit der Stoffe und Produktionsmenge haben sie für die eigentliche Registrierung bis zu elf Jahre Zeit. Die EU-Chemieagentur hat auch die Aufgabe, besonders gefährliche Substanzen – die Krebs erregen, das Erbgut verändern oder die Fruchtbarkeit mindern können – ganz zu verbieten.
Kosten in dreistelliger Millionenhöhe für Schweizer Chemiefirmen
Das neue Chemikalienrecht der EU beschert auch den Schweizer Chemiefirmen Arbeit. Ciba, Lonza und Clariant rechnen für Registrierung der Substanzen mit Kosten in dreistelliger Millionenhöhe. Alleine Ciba erwartet Kosten in der Höhe von 100 bis 125 Mio CHF bis ins Jahr 2018, wie Medienspecher Dominik Marbet gegenüber der Nachrichtenagentur SDA sagte. Das Projekt laufe seit eineinhalb Jahren und binde seit dem Start etwa 150 Angestellte, sagte Marbet. Insgesamt werden 1’000 Substanzen vorregistriert. Dies seien vor allem Stoffe, die aktuell in der EU produziert oder verkauft werden, sagte Marbet.
Daneben werden auch einzelne Stoffe angemeldet, die in naher Zukunft auf den europäischen Markt kommen könnten. Generell sei die Produktepalette in den verschiedenen Märkten recht ähnlich. Der Grossteil der verwendeten Substanzen würde darum in der EU registriert.
Lonza budgetiert bis zu 35 Mio. Franken
Auch auf Lonza kommen namhafte Kosten zu. Die Lonza registriere etwa jede vierte Substanz in der EU, sagte Mediensprecher Dominik Werner. Für die Anmeldung der 200 Stoffe hat die Basler Chemiefirma 25 bis 35 Mio CHF budgetiert. Laut Werner sind 2,5 Stellen voll für das Projekt abgestellt. Zudem beschäftigen sich 11 Personen regelmässig mit der Registrierung.
Clariant will 3000 bis 4000 Substanzen registrieren lassen
Clariant wird laut Mediensprecher Arnd Wagner 3’000 bis 4’000 Substanzen bei der EU registrieren lassen. Der Konzern rechne mit Kosten im unteren dreistelligen Millionenbereich. Mitarbeitende in den verschiedensten Bereichen der Firma seien von der Registrierungsarbeit betroffen. (awp/mc/pg)