Marktteilnehmer begründeten die neuerlichen Zuwächse mit anhaltend hohem Optimismus hinsichtlich noch ausstehender Quartalsberichte.
Die Aufwärtsbewegung zog sich durch alle Branchen, alleine der durch die Ahold-Zahlen belastete Einzelhandelssektor sowie Medientitel verzeichneten im Schnitt leichte Verluste. Bankentitel fielen mit uneinheitlicher Tendenz besonders auf. So kletterten Aktien der Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA) mit plus 4,69 Prozent auf 10,725 Euro an die Spitze des EuroSTOXX . Die BBVA verdiente im ersten Halbjahr trotz eines höheren Zinsüberschusses zwar weniger als im Vorjahr. Experten hatten allerdings mit einem stärkeren Rückgang gerechnet. Die Rekordeinnahmen im Zinsgeschäft wurden durch eine höhere Risikovorsorge und Abschreibungen aufgezehrt, wie aus dem Halbjahresbericht hervorgeht.
Papiere der Deutschen Bank fielen dagegen um 4,86 Prozent auf 49,50 Euro an das Indexende. Zahlreiche Analysten fanden diverse Kritikpunkte. JPMorgan sprach von «verwirrenden Ergebnisse mit zu vielen Sondereffekten». Im Fahrwasser gehörten auch Credit Agricole und ING Groep zu den grössten Verlierern. Im «Footsie» bauten Aktien der Lloyds Banking Group ihre jüngsten Gewinne dagegen um 4,19 Prozent auf 86,82 Pence aus und Anteile der Royal Bank of Scotland (RBS) waren ebenfalls sehr gefragt.
Auch in anderen Branchen standen Quartalsberichte im Fokus: Sehr fest präsentierten sich dabei Aktien von LVMH Moët-Hennessy – Louis Vuitton mit einem Zuwachs von 2,07 Prozent auf 62,57 Euro. Die Krise liess beim weltweit grössten Luxusgüterkonzern den Gewinn im zweiten Quartal zwar kräftig schrumpfen. Citigroup-Analyst Thomas Chauvet sah jedoch in einer Studie den Gewinn aus fortgeführtem Geschäft im ersten Halbjahr im Rahmen seiner Erwartung und auch der Konsensschätzung. Dies gelte weitgehend auch für den sich stabilisierenden Umsatz. Die Aktie des Luxusgüterkonzerns sei im Branchenvergleich günstig bewertet. Er hob sein Kursziel von 61 auf 70 Euro und beliess das Votum auf «Buy».
EADS-Titel drehten nach anfänglichen Verlusten ins Plus und gewannen an der Spitze des CAC-40 6,65 Prozent auf 13,555 Euro. Der Luft- und Raumfahrtkonzern steht zwar nach einem Gewinnrückgang im ersten Halbjahr weiterhin vor grossen Unsicherheiten durch den verspäteten Militärtransporter A400M. Analyst Nils Machemehl von der BHF-Bank sagte: «Werden die Sondereffekte ausgeklammert, sind die Zahlen deutlich besser als erwartet ausgefallen.» Den starken Anstieg des Aktienkurses hält er allerdings für «übertrieben».
Ahold rutschten gegen den ebenfalls festeren Trend des AEX um 4,29 Prozent auf 8,030 Euro ab. Der niederländische Einzelhändler profitierte zwar im zweiten Quartal von seinem Geschäft in den USA. Konzernweit stieg der Umsatz im Quartal um 11,5 Prozent auf 6,43 Milliarden Euro, wie Ahold mitteilte. Analysten hatten allerdings mit mehr Umsatz gerechnet. Ein Experte bezeichnete die Erlöse als «enttäuschend», insbesondere das organische Wachstum. Besonders deutlich seien die Erwartungen bei der US-Supermarktkette Giant Carlisle und der niederländischen Albert Heijn verfehlt worden.
Aktien der Austrian Airlines Group (AUA) gewannen 6,39 Prozent auf 4,33 Euro. Die Lufthansa will die Übernahme der Fluggesellschaft mit einem Monat Verzögerung doch noch zum Abschluss bringen. Man habe bei der österreichischen Übernahmekommission eine Verlängerung der Frist bis zum 31. August beantragt, teilte der DAX-Konzern mit. Bisher sollte das Übernahmeangebot für die AUA am 31. Juli auslaufen. Ein Börsianer stufte dies als sehr positiv für AUA-Papiere ein. (awp/mc/pg/09)