Ben Potter, Analyst bei IG Markets in London, verwies auf die Äusserungen vom US-Notenbankchef Ben Bernanke vom Vorabend. Laut Bernanke ist die Rezession in den USA wahrscheinlich vorbei. «Das gibt den Aktienmärkten wieder mal Grund zu steigen», sagte Potter. «Zudem rückte mit dem Ölpreis auch der gesamte Sektor wieder in den Blick der Marktteilnehmer.» der Preis für ein Barrel stieg am Morgen über die Marke von 71 US-Dollar und bügelte damit die Verluste aus dem frühen Handel komplett aus.
Die Hoffnung auf ein Ende der Rezession in den USA verhalf darüber hinaus dem Rohstoffsektor zu einem schwungvollen Auftakt. Eine Rally bei den Kupferpreisen sorgte speziell im Stoxx 50 für Kursaufschläge bei Werten wie Rio Tinto, BHP Billiton und Anglo American, die sich allesamt um 2,62 bis 1,91 Prozent verteuerten.
Europäische Bauwerte wie Lafarge, Vinci, Italcementi und Holcim profitierten indes von einer Sektorstudie von Goldman Sachs. Darin hoben die Analysten ihre Einschätzung für den europäischen Sektor von «Cautious» auf «Neutral». Für die einzelnen Werte hoben die Experten ihre Kursziele jeweils an. Lafarge führten mit plus 3,13 Prozent auf 61,36 Euro den französischen Leitindex CAC-40-Index an. Vinci verteuerten sich um 1,13 Prozent auf 39,69 Euro. Italcementi kletterten um 2,35 Prozent auf 10,89 Euro und Holcim gewannen 1,80 Prozent auf 73,60 Schweizer Franken hinzu.
Die Papiere der zweitgrössten britischen Bekleidungskette Next profitierten von gut aufgenommenen Halbjahreszahlen und. Die Aktien kletterten 3,47 Prozent auf 1.758 Pence. Während die Zahlen für die ersten sechs Monate des laufenden Geschäftsjahres am oberen Ende der Erwartungen lagen, sieht das Unternehmen ein schwieriges zweites Halbjahr bevorstehen und rechnet für das Gesamtjahr mit einem kaum veränderten Gewinn.
Unter den Einzelwerten rückten zudem die Titel der niederländischen E-Plus-Mutter KPN in den Blickpunkt. Sie arbeiteten sich um 0,74 Prozent auf 11,52 Euro vor. KPN will ihren Wettbewerbern das Feld bei der anstehenden Frequenzversteigerung nicht kampflos überlassen. «Unser Konzern hat viele Milliarden Euro investiert, um E-Plus zu kaufen und das Netz auszubauen. Diese Investitionen werden wir verteidigen», sagte KPN-Vorstandschef Ad Scheepbouwer der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (‹FAZ’/Mittwoch). «Die Kunden wollen Smartphones und mobiles Internet. Diese Dienste wollen wir anbieten, und dafür müssen wir jetzt die Voraussetzungen schaffen.»
Auch Finanztitel zogen einmal mehr das Interesse der Anleger auf sich und gehörten zu den stärksten Branchen: Die britische Grossbank Barclays machte laut der insolventen US-Investmentbank Lehman Brothers am Kauf von Teilen ihres Geschäfts einen Sondergewinn von acht Milliarden US-Dollar. Bei dem Notverkauf des Nordamerika-Geschäfts vor einem Jahr hätten sich zwischen dem Zeitpunkt der Vertragszeichnung und dem tatsächlichen Verkauf entscheidende Veränderungen ergeben, heisst es in Unterlagen, die Lehman am Dienstag bei einem Insolvenzgericht in New York vorgelegt hatte. So habe Barclays die Kontrolle über Vermögensbestände erhalten, die nicht Teil des Verkaufs hätten seien sollen. Barclays-Papiere gewannen 1,60 Prozent auf 374,90 Pence hinzu. (awp/mc/ps/10)