EU-Eröffnung: Gewinne – Banken im Blick – BoE-Zinsentscheid
Gegen Mittag rückt dann der Zinsentscheid der Bank of England (BoE) in den Fokus der Investoren. Die Sitzung der Bank of England an diesem Donnerstag wird nach Einschätzung von Beobachtern keine Überraschungen bringen. Der Leitzins der Notenbank hat laut Volkswirten seinen Tiefpunkt bereits erreicht und die Käufe von privaten und staatlichen Anleihen laufen bereits. Der Leitzins dürfte daher auf dem Rekordtiefstand bei 0,5 Prozent verharren.
Finanzwerte rückten in den Blick. ING Groep sprangen mit plus 10,56 Prozent auf 5,812 Euro an die Spitze im europäischen Leitindex. Der niederländische Finanzkonzern hat einen positiven Jahresauftakt gemeldet. Für das erste Quartal kündigte Konzernchef Jan Hommen in einer Telefonkonferenz am Donnerstag deutlich bessere Ergebnisse an als im Schlussquartal 2008. Zudem will sich der Konzern im Zuge der Sanierung von milliardenschweren Teilen seines Geschäfts trennen. Geplant sei der Verkauf von Randsparten im Wert von sechs bis acht Milliarden Euro, sobald die Marktbedingungen es zuliessen, teilte ING mit. Versicherungs- und Bankgeschäft sollen den Angaben zufolge unter dem Konzerndach getrennt geführt werden. Im Versicherungsgeschäft will sich der Konzern künftig auf Lebens- und Rentenversicherungen konzentrieren. Die Sparte ING Direct, zu der auch die deutsche Tochtergesellschaft ING-DiBa gehört, soll ihre Position als führende Direktbank ausbauen.
Im Londoner «Footsie» waren Barclays mit plus 6,34 Prozent auf 167,75 Pence bester Wert. Die Bank dürfte den Verkauf ihres iShares-Geschäfts an CVC bekanntgeben, hiess es aus mit dem Thema vertrauten Kreisen. Auch Lloyds Banking Group konnten 4,18 Prozent auf 74,75 Pence zulegen. Lloyds plant nach der HBOS-Übernahme im vergangenen Jahr den Abbau von 25.000 Stellen, berichtete die Tageszeitung «Daily Mail» unter Berufung auf gut unterrichtete Quellen.
In Zürich rückten die Schweizerische Rückversicherungs-Gesellschaft (Swiss Re) mit einem Aufschlag von 5,09 Prozent auf 24,38 Franken ans obere Ende im Swiss-Market-Index (SMI). JPMorgan stufte die Titel von «Underperform» auf «Neutral» hoch und erhöhte das Kursziel von 26 auf 28 Franken. Eine Kapitalerhöhung, wie sie der Kurs teilweise reflektiere, sei unwahrscheinlich, schrieb Analyst Michael Huttner in einer Studie.
Roche Holding notierten unverändert bei 151,00 Franken. Der Pharmahersteller und seine US-Tochter Genentech nehmen das Schuppenflechte-Medikament Raptiva in den USA vom Markt. Wie Roche am späten Mittwochabend mitteilte, steht der Rückzug in Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko einer Krankheit des Nervensystems (PML, progressive multifocal leukoencephalopathy), bei der es in seltenen Fällen zum Tod kommen kann. Der Umsatz mit Raptiva in den USA lag 2008 bei rund 108 Millionen Dollar. Roche werde daher im ersten Halbjahr eine Abschreibung von etwa 125 Millionen Dollar vornehmen zu müssen. Der Einfluss auf den Reingewinn und den Gewinn pro Aktie (EPS) dürfte den Angaben zufolge aber «nicht signifikant» sein, so dass die Ziele für 2009 nicht betroffen sein dürften.
Sanofi-Aventis gaben gegen den Trend um 0,40 Prozent auf 41,81 Euro nach. Der französische Pharmakonzern kauft den grössten brasilianischen Generikahersteller Medley für 500 Millionen Euro. Damit werde Sanofi-Aventis grösster Anbieter von Generika in ganz Lateinamerika, erklärte der Konzern. Medley ist der drittgrösste Medikamentenhersteller Brasiliens und die Nummer eins bei patentfreien Produkten. Vom Umsatz von 458 Millionen Real (153 Mio. Euro) entfielen 2008 rund zwei Drittel auf Generika. Der brasilianische Markt soll den Angaben zufolge in den kommenden Jahren jährlich um ein Fünftel wachsen. Die Übernahme soll im zweiten Quartal abgeschlossen werden. (awp/mc/ps/09)