EU-Eröffnung: Mit Gewinnen in die Jahresschlussbörse
Im Handelsverlauf dürften noch Konjunkturdaten aus den USA wie etwa der Einkaufsmanagerindex aus Chicago und das Verbrauchervertrauen im Dezember für Bewegung sorgen. «Es deutet alles darauf hin, dass sich die europäischen Börsen kurz vor Jahresschluss ihren Weg weiter nach oben bahnen», sagte Jimmy Yates, Händler bei CMC Markets. «Sie ignorieren damit die Schwächeerscheinung der Wall Street von gestern und bauen auf dem auf, was wohl als die Weihnachtsrally 2008 zu betrachten ist.»
Käufe von Fonds, die wegen der Abgeltungssteuer Zuflüsse zum Jahresende erfahren, und «Window Dressing» dürften wie am Vortag den Markt stützen, sagte ein Händler. Die Nachrichtenlage bleibe derweil sehr dünn und das Geschäft sollte ruhig verlaufen, sagten Händler. Die Vorgabe war positiv. Der Future auf den US-Leitindex Dow Jones stand am Morgen 1,67 Prozent über seinem Niveau zum europäischen Börsenschluss vom Montag. In Tokio schloss der Nikkei-225-Index höher, musste aber unterm Strich ein Jahresminus von 42 Prozent hinnehmen, der schlimmste seiner Geschichte.
«Investoren wird bewusst, dass eine Menge der schlechten Nachrichten aus dem Weg ist», sagte Manoj Ladwa, ein Derivate-Händler bei ETX Capital. «Es war ein schweres Jahr für alle Beteiligten. Die Anleger dürften froh sein, es hinter sich zu lassen und neu anzufangen.»
Auf Unternehmensseite konnten sich unter anderem Autowerte vorarbeiten. PSA Peugeot Citroen legten um 1,67 Prozent auf 11,57 Euro zu, Renault verteuerten sich um 1,14 Prozent auf 17,355 Euro und Fiat kletterten um 1,83 Prozent auf 4,595 Euro. Händler verwiesen auf Aussagen der US-Regierung, denen zufolge die Staatshilfen für die US-Autobauer erhöht werden sollen. Fünf Milliarden Dollar sollen in den Autofinanzierer GMAC gepumpt sowie die Kredite für General Motors (GM) um eine Milliarde US-Dollar erhöht werden. Einige Bankenwerte wie etwa die Papiere der BNP Paribas gehörten derweil zu der übersichtlichen Zahl der Verlierer und büssten 1,92 Prozent auf 29,18 Euro ein.
Das Joint-Venture von Credit Suisse und Founder Securities in China hat von der chinesischen Börsenaufsicht eine Lizenz erhalten und bescherte den Aktien der Schweizer Grossbank ein Kursplus von 0,79 Prozent auf 28,10 Schweizer Franken. Das Gemeinschaftsunternehmen wird Dienstleistungen im Bereich Investmentbanking an chinesische Kunden anbieten, unter anderem die Zeichnung von in Yuan denominierten A-Aktien sowie von Staats- und Unternehmensanleihen, wie die Credit Suisse mitteilte.
Insgesamt sorgten teilweise deutliche Aufschläge bei Bankentiteln wie Societe Generale und UniCredit für ein freundliches Umfeld für Finanztitel. Darüber hinaus konnten Rohstoffaktien ihre Kursgewinne vom Vortag weiter ausbauen, was die Märkte dank ihrer zum Teil hohen Gewichtungen ebenfalls stützte.
Für die spanischen Versorger Iberdrola, Endesa und Union Fenosa verlief der Start uneinheitlich. Während sich die Papiere von Iberdrola mit einem Aufschlag von 1,44 Prozent auf 6,34 Euro und Endesa mit Plus 1,07 Prozent auf 28,46 Euro gut hielten, gaben die Titel der Union Fenosa in der ersten Handelsstunde ihre anfänglichen Gewinn ab und drehten mit einem Abschlag von 0,06 Prozent auf 17,67 Euro ins Minus. Die spanische Regierung hat zwar beschlossen, die Stromtarife um durchschnittlich 3,6 Prozent zum 1. Januar anzuheben. Sie bleibt damit aber deutlich hinter der Empfehlung der Energieagentur CNE zurück, die eine Erhöhung von 30 Prozent empfohlen hatte, um eine Ausweitung der Verluste im kommenden Jahr zu verhindern.
Der spanischen Telefonica droht ebenfalls Ungemach. Bis zu 850 Millionen Euro oder zehn Prozent seiner Mobilfunkeinnahmen im Heimatland könnten als Strafe auf den Telekomkonzern zukommen, berichtetet «Expansion». Telefonica habe die Konkurrenten dazu animiert, ihre Tarife zu erhöhen, hiess es in dem Bericht unter Berufung auf eine Empfehlung der spanischen Wettbewerbsbehörde. Die positive Zugkraft der europäischen Konkurrenz war offenbar stärker als die Nachrichten, wie der Kursgewinn von 0,96 Prozent auf 15,80 Euro nahelegte.
Die Titel des spanischen Baukonzerns Sacyr Vallehermoso gehörten ebenfalls zu den wenigen Verlierern im spanischen IBEX-35-Index. Wie die jüngsten Daten zeigen, sind die Hauspreise in Spanien im dritten Quartal um 3,00 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gefallen.
Rolls-Royce punktete indes in London mit einem Auftrag bei den Anlegern. Eine Tochter des russischen Gasmonopolisten Gazprom hat dem britische Turbinenhersteller einen Auftrag über acht Turbinen erteilt. Die Papiere verteuerten sich um 1,00 Prozent auf 331 Pence. (awp/mc/pg/06)