Die US-Börsen haben am Mittwoch nach einem verhaltenen Start Fahrt aufgenommen und mit deutlichen Gewinnen geschlossen. Händler verwiesen insbesondere auf Schnäppchenjäger, die vor dem anstehenden Feiertag «Thanksgiving» zugegriffen und die schwachen Konjunkturdaten in den Hintergrund gedrängt hätten. Besonders gefragt seien der Technologiesektor und Energieunternehmen gewesen. Die Indizes schlossen sehr fest – am Morgen stand der Future auf den US-Leitindex Dow Jones Industrial 192 Punkte über seinem Niveau zum europäischen Börsenschluss vom Vortag. Die Vorgaben der asiatischen Börsen sind trotz der Terrorserie in Bombay ebenfalls freundlich: So schloss der japanische Nikkei-225-Index mit einem Zuwachs von 1,95 Prozent.
«Wegen der geschlossenen US-Börsen könnten sich die Marktteilnehmer in Europa im Handelsverlauf schwer tun, eine klare Richtung zu bekommen», gab ein Händler zu bedenken. Lediglich die jüngsten Daten zum britischen Häusermarkt stünden auf der Agenda und die seien weit unten auf der Wichtigkeits-Skala anzusiedeln. Die Häuserpreise in Grossbritannien sind im November um 0,4 Prozent gefallen.
Angetrieben wurden die europäischen Märkte unter anderem von einer Erholungsrally bei Bankenwerten. So legten Societe Generale um 6,47 Prozent auf 33,14 Euro zu und UBS gewannen 3,92 Prozent auf 15,38 Schweizer Franken. UniCredit kletterten um 2,25 Prozent auf 1,82 Euro.
Durch Äusserungen von BHP Billiton und die jüngsten Zahlen von Antofagasta rückten Rohstoffwerte erneut in den Fokus. Der australische-britische Rohstoffgigant BHP hat einen düsteren Ausblick auf die kurzfristige Metallnachfrage gegeben. Die Aktien gaben 0,17 Prozent auf 1.153,00 Pence ab. Die Minengesellschaft Antofagasta wird mit aktuellen Zahlen erwartet und die Aktie büsste 1,46 Prozent auf 423,00 Pence ein.
Die Hoffnung auf eine Rettung des angeschlagenen US-Autobauers General Motors (GM) verhalf den Konkurrenten in Europa zu Kursgewinnen. Renault stiegen um 4,03 Prozent auf 18,60 Euro und Peugeot verteuerten sich um 4,39 Prozent auf 15,57 Euro. BMW legten um 4,47 Prozent auf 20.335 Euro zu.
In Spanien steht erneut der Ölkonzern Repsol-YPF im Mittelpunkt. Die Aktien führten mit einem Aufschlag von 4,45 Prozent auf 15,27 Euro die europäischen Ölwerte an. Am Markt kursierten nach Händleraussagen Gerüchte, der Konkurrent TOTAL könnte 19,00 Euro je Aktie für Repsol bieten. Bislang hatte der russische Wettbewerber LUKoil ein Interesse an einem Einstieg bei dem spanischen Unternehmen bekundet, war jedoch bislang damit auf wenig Gegenliebe gestossen. Konzernchef Antoni Brufau sagte am Mittwoch, das Unternehmen könne nicht von einem Aktionär gelenkt werden, der weniger als 30 Prozent halte. Damit spielte der Chef auf die Einstiegsversuche des russischen Konkurrenten LUKoil an.
Um Zahlen geht es bei Unternehmen wie Kingfisher, TUI Travel und DSG International . So ist die britische Elektro-Kette DSG im ersten Halbjahr in die Verlustzone gerutscht und hat die Dividende ausgesetzt. Die Aktien gewannen dennoch 1,79 Prozent auf 14,25 Pence hinzu. Dagegen konnte die Heimwerker-Kette Kingfisher die Erwartungen im dritten Quartal zwar übertreffen, der Ausblick fiel den Marktteilnehmern hingegen zu düster aus, wie der Kursverlust von 5,94 Prozent auf 112,40 Pence zeigte. Analysten bei der Credit Suisse nannten vor allem die Ergebnisse des China-Geschäftes «schockierend».
Der Reisekonzern TUI Travel konnte seinen Vorsteuergewinn im abgelaufenen Geschäftsjahr deutlich steigern – die Aktie wurde mit einem Aufschlag von 1,25 Prozent auf 202,50 Pence belohnt. Der niederländische Baukonzern Royal BAM Group erhöhte zwar in den ersten neun Monaten den Gewinn, warnte aber, dass der Ausblick zunehmend unsicherer werde, da der Einfluss der Weltwirtschaftskrise auf das Geschäft noch nicht abschätzbar sei. Die Titel verteuerten sich dennoch um 8,46 Prozent auf 5,64 Euro.
Die Aktie des weltgrössten Mobilfunkkonzerns Vodafone Group kletterte um 1,23 Prozent auf 128,05 Pence nach oben. Konzernchef Vittorio Colao will nach einem Bericht der «Financial Times» die Entwicklung im Mobilfunkgeschäft verbessern. Zu diesem Zweck werde das Unternehmen aggressiver und schneller werden, versprach er.
An der Schweizer Börse steht Adecco mit einem Führungswechsel im Fokus. Der gegenwärtige Verwaltungsratspräsident Jürgen Dormann tritt per Ende 2008 von seinem Amt als Verwaltungsrat zurück beziehungsweise wird nicht für eine weitere Amtsperiode kandidieren. Sein Nachfolger per Anfang 2009 wird der gegenwärtige Vizepräsident Rolf Dörig, wie der Personaldienstleister am Donnerstag mitteilte. Die Papiere gewannen 1,59 Prozent auf 35,74 Schweizer Franken hinzu.
Die Papiere von Novartis gehörten mit einem Plus von 1,40 Prozent auf 54,15 Franken ebenfalls zu den Gewinnern. Der Konzern hat für den Wirkstoff Fingolimod hydrochloride eine Zulassungsempfehlung von der europäischen Zulassungsbehörde EMEA (European Medicines Agency) erhalten.
Die Titel von Straumann verloren dagegen deutliche 9,61 Prozent auf 158,90 Franken. Der Implantate-Spezialist teilte spät am Mittwochabend mit, die Arbeitsstunden wegen eines schwächeren Wachstums zu senken. (awp/mc/pg/06)