EU-Eröffnung: Sehr fest – Zahlenflut, Vorgaben
«Insgesamt sehen die Zahlen gar nicht so schlecht aus und stützen damit das derzeitige positive Sentiment im Markt», schreib Marcus Silbe, Analyst bei Close Brothers Seydler Research, in einem Morgenkommentar. «Die Konjunkturdaten aus den USA, die im Tagesverlauf anstehen, sowie die Quartalszahlen einiger Unternehmen werden ausschlaggebend dafür sein, ob wir oben bleiben.»
Die Konjunkturaussichten in den USA hellten sich nach Einschätzung der US-Notenbank (Fed) seit März auf. Die US-Wirtschaft sei zwar weiter geschrumpft, das Tempo der Abschwächung habe sich jedoch offenbar verlangsamt, heisst es im am Mittwoch veröffentlichten Kommentar zur Zinsentscheidung der Fed. Die derzeitige Zinsspanne von 0 bis 0,25 Prozent bleibe daher unverändert und die Leitzinsen dürfte für eine längere Zeit auf einem «aussergewöhnlich niedrigem» Niveau bleiben.
Zu den vielen Unternehmen, die ihre Zahlen vorlegten, gehörte auch Capgemini. Der französische IT-Dienstleister schnitt mit seinem minimalen Umsatzrückgang im ersten Quartal hingegen besser ab als erwartet und bestätigte zudem seine Margenziele für das erste Halbjahr. Das brachte den Aktien ein Plus von 2,03 Prozent auf 27,65 Euro ein. Der Minenbetreiber Anglo American konnte seine Erzproduktion zwar um 22 Prozent steigern, die Kupferproduktion dagegen sank um fünf Prozent. Die Papiere kletterten um 3,68 Prozent auf 1.495,00 Pence. Darüber hinaus legten unter anderem noch der belgische Pharmakonzern UCB und der britische Gasproduzent BG Group Zahlen vor und der französische Softwarekonzern Dassault Systemes gab nach einem schwachen ersten Quartal eine Umsatz- und Gewinnwarnung für das Gesamtjahr aus.
Beim schwedischen Telekomausrüster LM Ericsson fiel der Gewinn im Kerngeschäft schwächer aus als erwartet. Insgesamt werteten Analysten die Zahlen als uneinheitlich. Die Titel brachen am Ende des STOXX 50 um 8,16 Prozent auf 70,90 schwedische Kronen ein. Der britische Süsswarenkonzern Cadbury steigerte seinen Quartalsumsatz leicht und bestätigte für das Gesamtjahr seine Umsatz- und Margenziele. Die Papiere verbilligten sich dennoch um 3,05 Prozent auf 493,00 Pence. Beim britischen Lebensversicherer Standard Life brachen die Umsätze im ersten Quartal um ein Fünftel ein und der Kurs gab daraufhin 1,19 Prozent auf 190,375 Pence ein.
Bereits am Vorabend nach Handelsschluss hatte der französische Baustoffkonzern Saint-Gobain seine Zahlen vorgelegt. Im ersten Quartal erlitt das Unternehmen aufgrund der sich weiter verschlechternden wirtschaftlichen Flaute einen Umsatzeinbruch. Die Aktien verteuerten sich um 2,86 Prozent auf 27,115 Euro. STMicroelectronics legte in der Nacht seine aktuelle Zwischenbilanz vor. Danach verbuchte der italienische-französische Chipkonzern im ersten Quartal einen Umsatzrückgang und einen höheren Verlust, lag damit aber dennoch leicht über den Erwartungen, was zu einem Kursgewinn von 1,66 Prozent auf 5,087 Euro führte.
Das italienische Wirtschaftsministerium unterstützt einen Vorschlag für eine acht Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung beim Versorger Enel. Die Papiere gehörten mit plus 3,08 Prozent auf 4,18 Euro zu den stärkeren Werten. Beim französischen Versicherer AXA besteht hingegen kein Bedarf an frischem Kapital, wiederholte Konzernchef Henri de Castries im Gespräch mit der Zeitung «Les Echos». Erleichtert arbeiteten sich die Papiere um 5,40 Prozent auf 12,19 Euro vor. (awp/mc/ps/14)