EU-Mittag: Leichter – Negative US-Vorgaben, Sorgen über Kreditmärkte

Ein Händler sagte: «Es ist fast, als ob Bernanke damit die Panik noch anheizt». Man frage sich, was der Notenbankchef heute wisse, was vor einer Woche noch nicht bekannt war. Daneben flammten neue Sorgen über die Qualität von Krediten auf, nachdem sich Ratingagenturen wie Standard & Poor?s und Fitch kritisch zu den US-Bondversicherern und hypothekenbesicherten Anlagen zeigten.


Der europäische Leitindex EuroSTOXX 50 verlor bis zum Mittag 1,20 Prozent auf 3.743,84 Punkte. Der auch Schweizer und britische Werte umfassende STOXX 50 gab um 1,28 Prozent auf 3.196,51 Zähler nach. Auch die Euronext-Börsen standen im Minus. Der breit gefasste Euronext 100 fiel um 1,17 Prozent auf 856,55 Punkte. Der Pariser CAC 40 sackte um 0,97 Prozent auf 4.826,30 Zähler ab. Der Londoner Leitindex FTSE 100 stand mit 0,79 Prozent im Minus bei 5.790,70 Punkten.


Finanzwerte gerieten wegen der neuen Sorgen um Anlagen und Kreditversicherer wie MBIA und Ambac deutlich unter Druck. Dexia Banque verloren 6,35 Prozent auf 15,64 Euro, weil Anleger den Zusammenhang zur Bondversicherungs-Sparte FSA des belgischen Finanzkonzerns zogen. AXA verloren trotz guter Zahlen 3,47 Prozent auf 22,51 Euro. «Die Zahlen von AXA waren okay, aber unglücklicherweise verblassen sie neben negativen Nachrichten von den Monolinern», sagte ein Analyst. Societe Generale sprangen dagegen am späten Vormittag mit 2,53 Prozent ins Plus auf 83,87 Euro. Händler verwiesen auf Berichte, das BNP Paribas eine Übernahme prüfe. UBS rutschten angesichts einiger Abstufungen um 6,51 Prozent auf 43,06 Schweizer Franken ab.


Aktien von Iberdrola gewannen den zweiten Tag in Folge 4,29 Prozent auf 9,97 Euro. Marktteilnehmer machten hierfür weiter kursierende Übernahmespekulationen um den spanische Versorger verantwortlich. Mit E.ON sei die Reihe möglicher Kaufinteressenten um ein weiteres Unternehmen erweitert worden, hiess es am Markt. Dabei hoben Analysten die bekannten Ambitionen des deutschen Konzerns auf dem spanischen Energiemarkt hervor.


Vodafone Group gaben nach Zahlen um 0,62 Prozent auf 175,80 Pence nach. Die Zahlen seien ziemlich langweilig, lägen aber leicht über den Konsensschätzungen, sagte ein Händler. Dass Vodafone seinen Ausblick auf das Gesamtjahr nicht angehoben habe, sei ziemlich enttäuschend.


Royal Dutch Shell verloren nach Zahlen 1,17 Prozent auf 1.768 Pence. Der Ölkonzern hat seinen Umsatz im vierten Quartal auf 106,7 Milliarden US-Dollar gesteigert. Ausserdem will Shell seine Dividende um 11 Prozent anheben und 0,36 Dollar an seine Aktionäre ausschütten, im ersten Quartal soll die Dividende weiter steigen. Analysten von Merrill Lynch zeigten sich dennoch enttäuscht von den Zahlen. Die höhere Dividende sei erwartet worden.


Friends Provident verbuchte 2007 dagegen einen Gewinneinbruch von 41 Prozent – die Titel des Versicherers rutschten um 10,50 Prozent auf 138,75 Pence ab. Ausserdem will sich das Unternehmen von seinen Vermögensmanagement- und Fondsmanagement-Sparten trennen. Nach Ansicht der Analysten von Panmure Gordon sollten Anleger den Titel entweder verkaufen oder halten und darauf hoffen, dass das Unternehmen übernommen wird, bevor es noch weiter auseinanderbricht.


Akzo Nobel stiegen um 3,42 Prozent auf 47,78 Euro. Analysten lobten besonders das Ergebnis der kürzlichen übernommenen Imperial Chemical Industries (ICI) .


Alitalia gaben 2,27 Prozent auf 0,6590 Euro ab. Die angeschlagene italienische Fluggesellschaft benötigt bis Mitte 2008 eine Finanzspritze in Höhe von 750 Millionen Euro, um den Flugbetrieb aufrecht zu erhalten. Air France-KLM , die an einer Übernahme von Alitalia interessiert sind, verloren 2,23 Prozent auf 18,85 Euro. (awp/mc/gh)

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