Die positive Entwicklung der Wall Street nach der Zinsentscheidung der Federal Reserve rücke unterdessen in den Hintergrund. Zudem sorgen die Leitzinsentscheidungen in Europa und ihre Kommentierung für Zurückhaltung. Die Bank of England zog wie erwartet ihre Zinsschraube um 0,25 Punkte auf 5,50 Prozent an – die Entscheidung der EZB steht noch aus.
Der europäische Leitindex EuroSTOXX 50 gab 0,26 Prozent auf 4.413,54 Zähler ab. Bis zum Nachmittag pendelte der europäische Leitindex zwischen 4.409 und 4.428 Zählern. Der STOXX 50 , der auch Schweizer und britische Werte umfasst, verlor 0,48 Prozent auf 3.878,58 Punkte. Für den Euronext 100 ging es dagegen um 0,18 Prozent auf 1.048,95 Zähler runter. In Paris fiel der CAC 40 um 0,12 Prozent auf 6.044,47 Punkte. Der FTSE 100 lag mit minus 0,37 Prozent bei 6.525,50 Punkten.
Erneut beschäftigt eine ganze Flut von Zahlen die Börsianer in Europa. UniCredit rutschten mit 0,50 Prozent ins Minus auf 7,60 Euro – im frühen Handel markierte das Papier bei 7,7650 Euro ein Rekordhoch. Die italienische Grossbank steigerte ihren Gewinn im ersten Quartal stärker als von Experten erwartet. Aktien der Societe Generale legten nach Zahlen ebenfalls eine Berg- und Talfahrt hin und verloren zuletzt 0,90 Prozent auf 151,55 Euro. Die französische Grossbank verbuchte im ersten Quartal einen Gewinnrückgang und verfehlte dabei die Markterwartungen. Die Analysten der UBS stuften das Papier daraufhin von «Buy» auf «Neutral» ab.
Ebenfalls im EuroSTOXX standen AXA nach einer höheren Eröffnung mit 1,47 Prozent auf 34,10 Euro deutlich ins Minus. Europas zweitgrösster Versicherer hat dank der Winterthur-Übernahme und starkem organischen Wachstum deutlich mehr Prämien eingenommen. Es sei kein neuer Ausblick gegeben worden, wobei die Unternehmensführung durch die Prämienentwicklung die Effizienz des Geschäftsmodells bestätigt sieht. Bei EADS verhagelte die Krise der Tochter Airbus den Start ins Jahr – allerdings nicht so stark wie befürchtet. Händlern zufolge begrüsst der Markt den bestätigten Ausblick – die Aktien legten 0,04 Prozent auf 23,51 Euro zu.
Enel sackten auch nach ersten Gewinnen wegen Zahlen mit 0,44 Prozent ins Minus auf 8,375 Euro. Der italienische Versorger steigerte den Überschuss im ersten Quartal um 12 Prozent auf 943 Millionen Euro und übertraf damit die Erwartungen der Analysten. Grund für diesen s tarken Anstieg sei vor allem das Geschäft im Ausland, hiess es am Vorabend. Das Geschäft auf dem italienischen Heimatmarkt habe unter der Liberalisierung des Marktes gelitten. Von Thomson Financial befragte 14 Analysten hatten einen Gewinn von 820 Millionen Euro prognostiziert. Die WestLB hob ihr Ziel in Reaktion auf die Zahlen von 8,80 auf 9,00 Euro und bekräftigte ihr Votum «Add».
Übernahmeaktivitäten hielten die Börsianer zusätzlich in Atem: Carrefour sprangen mit plus 2,31 Prozent auf 55,75 Euro an die EuroSTOXX50-Spitze. Händler verwiesen auf erneut aufkommende, vage Gerüchte um eine bevorstehende Übernahme. Es würden Spekulationen um eine fremdfinanzierte Übernahme (LBO) zu 70 Euro je Aktie herumgereicht, hiess es. In Spanien verteuerten sich die Anteile an Union Fenosa um 2,41 Prozent auf 41,55 Euro zugelegt. Laut Händler werden auch hier Übernahmespekulationen am Markt herumgereicht. Demzufolge soll E.ON einen Blick auf den spanischen Versorger geworfen haben.
Auch in London trieben Fantasien um eine Konsolidierung im Bau- und Immobiliensektor Einzelwerte nach oben. Hammerson kletterten mit plus 6,44 Prozent auf 1.669 Pence an die Spitze des «Footsie». Marktgerüchten zufolge soll sich der Investor Kohlberg Kravis Roberts in der frühen Phase einer Angebotsvorbereitung befinden. Im Kielwasser der Kursgewinne des britischen Immobilienunternehmens verteuerten sich Land Securities um 1,21 Prozent auf 2.004 Pence, British Land legten 1,49 Prozent auf 1.498 Pence zu.
In Zürich legten Aktien der Converium Holding 1,12 Prozent auf 22,50 Franken zu. SCOR besserte das Angebot für die Schweizer auf. Der französische Rückversicherer bietet nun je Converium-Titel eine Barentschädigung von 5,50 nach zuvor 4,00 Franken plus nach wie vor einer halben SCOR-Aktie. SCOR verloren 0,94 Prozent auf 21,00 Euro. (awp/mc/ar)