EU-Mittag: Rezessionssorgen, Euro und Ölpreis belasten

Börsianer verwiesen auf negative Vorgaben der Börsen in Asien und den USA, nachdem schwache Daten zum Wirtschaftswachstum und Aussagen von US-Notenbankchef Ben Bernanke wieder Rezessionssorgen geschürt hätten. Stimmungsdämpfer blieben auch Rekordniveaus bei Euro, Gold und Rohöl sowie Spekulationen um die Schieflage bei einem Hedge-Fund. Am Nachmittag geben in den USA dann die Daten zu den persönlichen Einkommen und Ausgaben sowie vor allem der Chicago Einkaufsmangerindex und das von der Uni Michigan ermittelte Verbrauchervertrauen neue Impulse.


Der europäische Leitindex EuroSTOXX 50 verlor bis zum Mittag 1,17 Prozent auf 3.739,93 Punkte. Der STOXX 50 , der auch Schweizer und britische Werte umfasst, sank um 1,25 Prozent auf 3.199,11 Zähler. Der Euronext 100 gab um 1,02 auf 855,29 Punkte nach. In Paris büsste der CAC 40 1,09 Prozent auf 4.811,98 Punkte ein. Der Londoner FTSE 100 notierte 0,97 Prozent tiefer auf 5.907,80 Zählern.


Die Berichtssaison nimmt zum Wochenausklang zwar eine kleine Atempause, steht aber dennoch im Mittelpunkt des Interesses. Aktien der Swiss Re sprangen in Zürich nach Zahlen um 3,44 Prozent auf 82,70 Franken an. Der weltgrösste Rückversicherer hat im vergangenen Jahr einen geringeren Gewinnrückgang erlitten als befürchtet und sein Renditeziel erhöht. Der Reingewinn liege über den Erwartungen und die weiteren Abschreibungen auf das Kreditportfolio dürften geringer ausfallen als befürchtet, kommentierten Analysten positiv. Swiss Re kündigte zudem die Ausweitung des Aktienrückkaufprogramms auf 7,75 Milliarden Franken an.


Dagegen brachen Kudelski nach einem Gewinnrutsch um 19,95 Prozent auf 13,80 Franken ein. Im Vergleich zum Vorjahr sei der Nettogewinn um 51,3 Prozent auf 67,4 Millionen Schweizer Franken gefallen, teilte das auf digitale Sicherheitssysteme spezialisierte Unternehmen mit. Damit verfehlte Kudelski die Erwartungen des Marktes deutlich. Zudem soll die Dividende um die Hälfte gekappt werden. Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) reagierte mit einer Abstufung auf «Untergewichten». Grund dafür seien neben dem schwachen Reingewinn vor allem der schwache Ausblick für 2008, hiess es in einer Studie.


In Paris verloren Vivendi 2,36 Prozent auf 26,02 Euro. Der französische Medienkonzern hat im abgelaufenen Geschäftsjahr seinen Gewinn gesteigert. Der bereinigte Überschuss stieg von 2,61 Milliarden Euro im Vorjahr auf 2,83 Milliarden. Die Anteilseigner über eine um 8,3 Prozent auf 1,30 Euro je Aktie erhöhte Dividende am Gewinnplus beteiligt werden. Marktteilnehmer zeigten sich jedoch enttäuscht von den im Rahmen der Erwartungen liegenden Ergebnissen und einem unerwartet konservativen Ausblick.


Für Papiere der Societe Generale ging es indes um 1,28 Prozent auf 71,20 Euro nach oben. Lehman Brothers hat die Bankaktien von «Underweight» auf «Overweight» hochgestuft und ein Kursziel von 92 Euro angegeben. Die Übernahmespekulationen begrenzten das Kursrisiko. Rhodia legten trotz negativer Analystenreaktionen auf die Zahlen vom Vortag um 1,59 Prozent auf 16,72 Euro zu, nachdem sie zwischenzeitlich bis auf 15,96 Euro abgerutscht waren. Die Citigroup senkte ihr Votum für die Papiere des französischen Chemiekonzerns in Erwartung weiterer Kostensteigerungen und sinkender Margen von «Buy» auf «Hold» und reduzierte das Kursziel von 42 auf 19 Euro. Die Analysten der SocGen stuften auf «Hold» ab, Cheuvreux nahm ihre Empfehlung von «Outperform» auf «Underperform» zurück.


Schroders sprangen in London um 2,54 Prozent auf 869,00 Pence an. Morgan Stanley hat die Papiere des Vermögensverwalters nach dem starken Kursrückgang von «Underweight» auf «Equal-weight» angehoben und ein Kursziel von 1.160 Pence angegeben. Zu diesem Ziel habe die Aktie ein erhebliches Kurspotential und sollte zunächst nicht mehr untergewichtet werden. Die fundamentalen Risiken durch abfliessende Fondsmittel sowie im Asien- und Rohstoffgeschäft blieben.


Negative Kursreaktionen folgten dagegen auf die Zahlen von WPP und Capita : Der Werbe- und Marketingkonzern WPP hat nach einer leichten Steigerung von Umsatz und Vorsteuergewinn im abgelaufenen Geschäftsjahr die Dividende um 20 Prozent auf 9,13 Pence je Aktie angehoben. Das Aktienrückkaufprogramm soll auch in 2008 fortgesetzt werden. Merrill Lynch bestätigte die Papiere mit «Buy». Für WPP-Aktien ging es nach anfänglich leichten Zuwächsen dennoch um 1,96 Prozent nach unten auf 599,50 Pence. Börsianer verwiesen dabei auf den schwächeren Gesamtmarkt.


Capita fielen indes um 4,18 Prozent auf 654,00 Pence. Der Outsourcing-Spezialist hat seinen bereinigten Vorsteuergewinn gesteigert und die Dividende um 33 Prozent auf 12 Pence je Aktie erhöht. Capita äusserte sich zudem positiv zum Start des Geschäftsjahres. Börsianern zufolge haben die Zahlen allerdings keine Überraschungen geboten und damit keinen positiven Impuls gegeben. Die Experten von Deutsche Bank und Kepler bestätigten in ersten Reaktionen allerdings ihre Kaufempfehlungen. (awp/mc/th)

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