Landwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) warnte vor schlimmen Folgen für deutsche Milchbauern. «Unsere Marktanalyse ist, dass die Preise noch weiter nach unten rutschen», sagte Seehofer. «Das ist eine Politik, die die Existenz vieler bäuerlicher Betriebe in Deutschland gefährdet.» Werde die Produktion erhöht, gerate der Preis weiter unter Druck. Nach der kurzzeitigen Preiserholung im Herbst 2007 hätten sich die Märkte für Milcherzeugnisse spürbar abgeschwächt.
«Frage von nationalem Rang»
«Die Zukunft unserer Milchwirtschaft ist eine Frage von nationalem Rang», sagte Seehofer. Der Jahresumsatz der Branche betrage 20 Milliarden Euro und die Milchwirtschaft sei der stärkste Bereich der deutschen Agrarproduktion. Deutschland produziert mit gut 28,6 Millionen Tonnen jährlich die grösste Menge aller EU-Staaten. EU-Agrarkommissarin Fischer Boel machte hingegen klar, dass die EU ohne eine Erhöhung der Produktion riskiere, wichtige Marktchancen zu verschlafen. «Wir sehen eine gestiegene Nachfrage in der EU für frische Milch», sagte sie. «Aber was für mich viel wichtiger ist: Dass sich neue Märkte in Asien auftun.»
«Die Kühe stehen im Stall»
Sie zeigte sich von Seehofers Ablehnung enttäuscht. «Der Markt kann das aufnehmen.» Es sei klar, dass die Massnahme unumkehrbar sei. «Ein Zurück ist unmöglich, weil die Kühe ja im Stall stehen.» Auf Seiten Deutschlands stand nur Österreich. Frankreich, nach Deutschland die Nummer Zwei in der EU, enthielt sich der Stimme.
Quotensystem
Der Vorschlag der Kommission von Dezember vergangenen Jahres sieht vor, dass die Erhöhung auf alle 27 Mitgliedstaaten gleichermassen verteilt wird. Insgesamt produziert die EU derzeit 141 Millionen Tonnen Milch. Das Quotensystem soll verhindern, dass durch eine Überproduktion die Preise ruiniert werden. Das umstrittene System läuft am 31. März 2015 aus. Geht es nach dem Willen der Kommission, könnte die Quote weiter schrittweise erhöht werden, um steigender Nachfrage auf den Weltmärkten zu begegnen. (awp/mc/ps)