Ängste über die Liquidität des Finanzmarktes drückten Börsianern zufolge aber wieder auf die Stimmung und damit auf die Kurse. Nachrichten, dass Morgan Stanley doch unabhängig bleiben wolle hätten ihr übriges getan.
Der EuroSTOXX 50 ging mit einem Minus von 0,59 Prozent auf 3.000,83 Zähler aus dem Handel. Der STOXX 50 fiel um 1,09 Prozent auf 2.569,45 Punkte. Der französische CAC-40-Index büsste 1,06 Prozent auf 3.957,86 Zähler ein. Der Londoner FTSE 100 verlor 0,66 Prozent auf 4.880,00 Punkte.
Banken gaben nach der Übernahme der britischen HBOS durch Lloyds erneut den Ton an. Für HBOS-Titel ging es um bis zum Mittag um satte 44,12 Prozent nach oben. In den Abend konnten die Titel «nur» noch ein Plus von 17,34 Prozent auf 181,18 Pence retten. Für Lloyds ging es wie auf einer Achterbahn am Morgen erst nach unten, dann bis zum Mittag nach oben, nur um dann mit einem Minus von 15,10 Prozent auf 237,50 Pence zu schliessen. Lloyds legt für die unter Druck geratene Hypothekenbank 12,2 Milliarden Pfund auf den Tisch. Die HBOS-Aktionäre sollen 0,83 Lloyds-Aktien für eine Aktie ihrer Bank erhalten, womit der Wert der Aktien bei 232 Pence liegt. «Ich bin sehr überrascht, dass die Regierung die Übernahme für Lloyds nicht versüsst. Lloyds wollte in dieses Geschäftsfeld eigentlich nicht vorstossen», sagte Mark Sartori, Leiter des europäischen Aktienhandels bei Fox-Pitt Kelton. Stratege Paul Kavanagh vom Brokerhaus Killik rechnet unterdessen anders als einige Händler nicht damit, dass mit der Übernahme die Probleme des Sektors gelöst sind.
Aktien der London Stock Exchange (LSE) sprangen zum Schluss noch um 7,85 Prozent auf 812,99 Pence nach oben. Im Tagesverlauf hatten die Titel um mehr als 13 Prozent zugelegt. Einem Börsianer zufolge spekulieren Anleger auf ein nachlassendes Interesse an alternativen Aktienhandelsplattformen wie Turquoise, weil Anleger nicht das Risiko ausfallender Handelspartner tragen wollten. Ein Händler sagte: «Die Betreiber dieser alternativen Handelsplattformen gehen nach und nach Pleite und die Anleger dürften wieder zu den etablierten Börsen zurückwandern.» Ein Händler verwies allerdings darauf, dass noch keine Umsatzrückgänge zu sehen seien. Zuletzt waren Titel von Börsenbetreibern wegen der wachsenden Konkurrenz unter Druck geraten.
Neben den Finanztiteln rückten noch einige Unternehmen mit Zahlen in den Blick. Kingfisher übertraf mit den Ergebnissen zum ersten Halbjahr die Markterwartungen. Trotz eines düsteren Ausblicks kletterten die Titel um 9,68 Prozent auf 130,90 Pence und bauten ihre Gewinne bis zum Abend aus. Händlern zufolge stützte insbesondere die Ankündigung weiterer Kostensenkungen die Titel. Zudem bekundete Kingfisher seine Bereitschaft zum Verkauf des 21-prozentigen Anteils an der deutschen Kette Hornbach.
Aktien von Electricite de France (EDF) mit plus 0,12 Prozent auf 47,185 Euro und British Energy mit minus 0,14 Prozent auf 714,50 Pence gerieten nach Marktgerüchten zu einem erhöhten Gebot des französischen Energiekonzerns für den britischen Atomkonzern in Bewegung. Zuletzt hat EDF 765 Pence geboten, den Gerüchten zufolge könnte das Angebot auf 774 Pence erhöht werden. EDF wollte indes das angeblich höhere Gebot nicht kommentieren.
In Frankreich verloren Pernod Ricard trotz starker Zahlen 9,85 Prozent auf 55,89 Euro und weiteten damit zum Handelsschluss ihre Verluste aus. Der französische Spirituosen-Hersteller hatte den Gewinn aus dem fortlaufenden Geschäft im vergangenen Geschäftsjahr gesteigert und stellt für das laufende Jahr einen zweistelligen Gewinnanstieg in Aussicht. Händler äusserten allerdings Zweifel an dem Wachstumsziel, zudem nähmen Anleger Gewinne mit.
In Helsinki rutschten Cargotec um 8,36 Prozent auf 16,77 Euro ab. Der finnische Hafen- und Schifffahrtslogistiker hatte die Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr gekappt. Unterdessen kletterten Ryanair um 3,13 Prozent auf 2,64 Euro. Der irische Billigflieger hält ungeachtet der Turbulenzen an den Finanzmärkten an seiner Prognose für das laufende Geschäftsjahr fest. Unternehmenschef Michael O’Leary rechnet damit, beim Ergebnis bestenfalls den Breakeven zu erreichen. Voraussetzung dafür sei jedoch, dass sich im vierten Quartal der Ölpreis weiterhin bei 100 Dollar pro Barrel bewege. (awp/mc/pg/36)