Diese Ängste hätten sich auch sehr schnell in den Kursen niedergeschlagen.
Der EuroSTOXX50 geriet angesichts der Verluste in New York nachmittags noch mehr unter Druck und schloss 6,48 Prozent niedriger bei 2.578,06 Punkten. Der französische CAC-40-Index verlor 6,82 Prozent auf 3.381,07 Zähler. Der Londoner FTSE 100 büsste 7,16 Prozent auf 4.079,59 Punkte ein.
Bei den Finanztiteln fielen in London Old Mutual um 18,11 Prozent auf 63,30 Pence, und Prudential gaben um 13,70 Prozent auf 370,00 Pence nach. Im EuroSTOXX 50 mussten ING Verluste von 13,17 Prozent auf 11,93 Euro hinnehmen. AXA gingen 10,74 Prozent tiefer bei 18,67 Euro aus dem Handel. Die Analysten der Deutschen Bank rechnen bei den Versicherern mit Dividendenkürzungen, da das schwache Kapitalmarktumfeld und der Ausfall von Unternehmensanleihen ihren Tribut forderten.
Der belgische Finanzkonzern KBC muss Milliarden-Abschreibungen auf sein Kreditportfolio vornehmen. Er wird deswegen nach eigenen Angaben im dritten Quartal einen saftigen Verlust von 800 bis 930 Millionen Euro verbuchen. Die Aktie brach als Schlusslicht im belgischen BEL20 Index um 19,19 Prozent auf 37,98 Euro ein.
Dagegen konnten HBOS als einer der wenigen Gewinner im «Footsie» um 0,47 Prozent auf 85,08 Pence zulegen. Die Aktie der vor einem Zusammenschluss mit HBOS stehenden Lloyds gehörte mit lediglich minus 0,73 Prozent auf 162,13 Pence ebenfalls zu den besten Werten im britischen Leitindex. Exane BNP Paribas hatte das Papier von «Neutral» auf «Outperform» hochgestuft.
In Amsterdam schlossen die Aktien von ASML nach deutlichen Verlusten im frühen Handel 3,99 Prozent höher bei 11,34 Euro und kletterten damit an die Spitze des Amsterdam-Exchanges-Index (AEX) . Der niederländische Chipindustrie-Ausrüster rechnet zwar nach einem Gewinneinbruch im dritten Quartal für den Rest des Jahres mit weiter sinkenden Auslieferungszahlen. Damit verfehlte ASML die durchschnittlichen Markterwartungen. Die Commerzbank jedoch stufte die Papiere von «Reduce» auf «Hold» hoch und erhöhte das Kursziel von 10,00 auf 11,50 Euro. Die vorgelegten Zahlen könnten einen Boden bilden, von dem aus sich die Stimmung für die Titel wieder ins Positive drehen dürfte, schrieb Analyst Thomas Becker in einer aktuellen Studie.
Die Londoner Minenwerte gaben deutlich nach. Sie litten unter sinkenden Kupferpreisen und einer Meldung von Rio Tinto , wonach der Rohstoffkonzern mit einem Abflauen der Nachfrage aus China rechnet. «Kurzfristig betrachtet wird die chinesische Wirtschaft eine Atempause einlegen», teilte die Gesellschaft am Mittwoch in Sydney mit. Das Land sei keine Insel und bleibe daher von der weltweiten Krise nicht verschont. Die Aktien von Rio Tinto sanken um 16,60 Prozent auf 2.445,00 Pence. Im Sog der negativen Meldungen fielen die Titel von Anglo American um 20,12 Prozent auf 1.326,00 Pence und die Papiere von Kazakhyms gaben um 22,27 Prozent auf 400,00 Pence ab.
Die Finanzkrise wirkt sich auch auf die Geschäftspolitik des belgisches Braukonzerns InBev aus. Dieser wird wegen der aussergewöhnlichen Volatilität an den Finanzmärkten seine angekündigte Kapitalerhöhung verschieben, hält aber an der Übernahme des US-Konkurrenten Anheuser-Busch bis Ende 2008 fest. Die InBev-Titel zeigten sich gemessen am sehr negativen Markttrend mit minus 2,22 Prozent auf 33,22 Euro recht stabil.
Diageo schlossen in London mit minus 5,41 Prozent auf 847,50 Pence etwas besser als der Markt. Der weltgrösste Spirituosenhersteller ist eigenen Angaben zufolge gut in sein neues Geschäftsjahr 2008/09 (Ende Juni) gestartet. Zwar dürfte die weltweite Krise das Konsumverhalten der Verbraucher beeinflussen. Ausgehend von der momentanen Verfassung des Konzerns sei Diageo aber zuversichtlich, die im August abgegebene Prognose zu erfüllen. Demnach soll der operative Gewinn 2008/09 um 7 bis 9 Prozent steigen. (awp/mc/pg/36)