«Es gibt so viel Unsicherheit über die Verstaatlichung von Banken und den Effekt, den dies haben dürfte auf die Staatsbilanzen und Kredit-Einstufungen», beurteilte Strategin Elin Anden von Cazenove die Zurückhaltung der Anleger an den Märkten. Die makroökonomischen Sorgen seien zu zahlreich und stünden dem Kauf von Aktien entgegen.
Der EuroSTOXX 50 ging mit minus 0,56 Prozent auf 2.188,43 Punkten aus dem Handel. Der Londoner FTSE 100 verlor 0,77 Prozent auf 4.059,88 Zähler. Der französische CAC-40-Index gab um 0,67 Prozent auf 2.905,57 Punkte nach.
Ericsson zählten nach starken Quartalszahlen mit plus 11,79 Prozent auf 62,60 Schwedische Kronen zu den Favoriten im STOXX 50. Der weltgrösste Telekomausrüster konnte der Wirtschaftsflaute im vierten Quartal noch trotzen und verbuchte dank einer soliden Nachfrage und positiver Währungseffekte ein kräftiges Umsatzplus. Die Gewinne wurden jedoch durch Kosten für den laufenden Unternehmensumbau geschmälert. Konzernchef Carl-Henric Svanberg kündigte dennoch an, den Sparkurs des Unternehmens noch verschärfen zu wollen. Die WestLB sah ihre und die Markterwartungen mit der Bilanz übertroffen. Das vierte Quartal sei allerdings zu charakterisieren als «Überschwang, bevor die Rezession spürbar wird.»
Finanzwerte erholten sich überwiegend von ihren starken Kursverlusten der vergangenen Tage. Favorit im Index der Eurozone war das Papier der Societe Generale mit plus 10,29 Prozent auf 27,175 Euro. Allerdings hat das Papier seit seinem Rekordhoch im April 2007 mittlerweile mehr als 80 Prozent an Wert eingebüsst. Seit Beginn dieses Jahres verlor die Aktie 26 Prozent. Im vergangenen Jahr hatte die französische Grossbank ihren Gewinn trotz der Finanzkrise auf rund 2 Milliarden Euro gesteigert.
Credit Agricole gewannen 4,63 Prozent auf 7,547 Euro und AXA stiegen um 3,43 Prozent auf 12,50 Euro. Intesa SanPaolo dagegen büssten am Index-Ende 5,26 Prozent auf 2,16 Euro ein. Die grösste italienische Bank informierte, sie habe genügend Kapital. Dennoch erwägt sie die Ausgabe einer Anleihe, um die eigenen Finanzkennzahlen zu stützen. Zudem will die Bank keine Dividende für 2008 ausschütten.
In London sackten Barclays im Zuge der jüngsten Turbulenzen im britischen Bankensektor um 9,33 Prozent auf 60,375 Pence ab. Zeitweilig rutschten die Papiere bei einem Minus von 26,00 Prozent sogar auf ihren tiefsten Stand seit 1985. Befürchtungen, die Bank müsse ihr Kapital erhöhen oder könnte verstaatlicht werden, lasteten weiter auf dem Kreditinstitut. Neben Barclays zählte Lloyds Banking Group zeitweise zu den grössten Verlieren im «Footsie». Sie erholten sich aber wieder und schlossen fester mit plus 0,67 Prozent auf 43,625 Pence. Royal Bank of Scotland (RBS) , die seit der Ankündigung eines Rekordverlustes für 2008 in zweistelliger Milliardenhöhe am Montag etwas mehr als 70 Prozent eingebüsst hatten, schlossen mit einem Plus von 21,36 Prozent auf 11,25 Pence.
Minenwerte und Rohstofftitel zogen ebenfalls die Aufmerksamkeit auf sich: BHP Billiton will wegen des globalen Wirtschaftsabschwungs 6.000 Stellen streichen und hat Abschreibungen in Milliardenhöhe angekündigt. Zudem soll die Nickelproduktion im australischen Raventhorpe sofort gestoppt werden. BHP stiegen um 1,04 Prozent auf 1.125,00 Pence. Kazakhmys , die zeitweise auf der Verliererseite standen, gingen mit plus 4,00 Prozent auf 206,00 Pence aus dem Tag. Die Schweizer Grossbank UBS stufte die Kazakhmys-Titel von «Sell» auf «Neutral» hoch.
Energiewerte gehörten zu den grössten Verlierern: In London büssten Cairn Energy 2,64 Prozent auf 1.713,097 Pence ein, BP verloren 2,46 Prozent auf 485,25 Pence und BG Group gaben 1,75 Prozent auf 867,125 Pence nach. In Frankreich verloren GDF Suez 3,02 Prozent auf 30,48 Euro, TOTAL 2,11 Prozent auf 36,12 Euro und Eni 2,10 Prozent auf 16,35 Euro. (awp/mc/ps/34)