Besonders der Bankensektor profitierte davon, dass die demokratische Senatsmehrheit möglichst noch vor dem Wochenende ein 937 Milliarden US-Dollar schweres Paket zur Stützung der Wirtschaft verabschieden will, nachdem unerwartet schwache Arbeitsmarktdaten den politischen Druck für eine Lösung verschärft haben. «Der Markt hat zu einem gewissen Grad das erste Halbjahr 2009 schon abgeschrieben», sagte Derivate-Experte Martin Slaney von GFT Global Markets mit Blick auf die US-Daten. «Allerdings steht der Nachweis noch aus, dass all die finanziellen Stimulierungsmassnahmen auch etwas bewirken.»
Der EuroSTOXX 50 baute am Nachmittag seine Gewinne aus und beendete den letzten Handelstag vor dem Wochenende mit plus 2,20 Prozent bei 2.343,66 Zählern. Auf Wochensicht legte der europäische Leitindex damit um 4,77 Prozent zu. Der Londoner FTSE 100 gewann 1,49 Prozent auf 4.291,87 Punkte. Der Pariser CAC-40-Index rückte um 1,84 Prozent auf 3.122,79 Zähler vor.
Finanztitel gehörten in Europa zu den grössten Gewinnern. In dem Sektor, der schon am Vortag Nutzniesser von Spekulationen auf neue und vorteilhaftere Bilanzierungsregeln für US-Banken gewesen war, legten Aegon um 10,55 Prozent auf 4,400 Euro zu, und Fortis verteuerten sich um 7,63 Prozent auf 1,453 Euro. Auch BNP Paribas und Intesa SanPaolo schlossen sehr fest. In London gewannen Royal Bank of Scotland (RBS) 9,09 Prozent auf 24,875 Britische Pence.
Die Aktien von Luxusgüterherstellern fanden mit positiven Nachrichten eine freundliche Aufnahme am Markt. LVMH-Titel setzten sich nach Zahlen mit plus 12,66 Prozent auf 50,020 Euro an die Spitze im EuroSTOXX. Einen Ausblick für 2009 gab der Luxusgüterhersteller nicht – allerdings sei der Januar «kein schlechter Monat» gewesen, hiess es. Aktien des Konkurrenten Hermes International legten nach einem Umsatzanstieg im vergangenen Jahr um 6,66 Prozent auf 79,995 Euro zu. 2009 will das Unternehmen den Umsatz im Vergleich zum abgelaufenen Jahr «relativ konstant» halten, wogegen Experten mit einem zehnprozentigen Rückgang für die Branche rechnen. Allerdings warnte Hermes vor möglicherweise sinkenden Margen im laufenden Jahr. Titel des Luxusgüterherstellers Pinault-Printemps-Redoute (PPR) , zu dem auch der Modehersteller Gucci gehört, schlossen über 11 Prozent im Plus, und Bulgari-Aktien gingen sehr fest aus dem Handel.
In London waren Anteilsscheine von British Airways trotz schwacher Zahlen gefragt und stiegen um 10,50 Prozent auf 140,875 Pence. Die schwächelnde Wirtschaft und die Abwertung des Pfund hatten die Fluggesellschaft im dritten Geschäftsquartal in die Verlustzone getrieben. Jetzt setzt die Geschäftsführung, die den Umsatzausblick für 2009 bestätigte, auf eine strikte Kostenkontrolle.
Auch Volvo-Aktien schossen trotz eines überraschenden Verlustes im vierten Quartal in die Höhe und schlossen in Stockholm 16,33 Prozent höher bei 40,60 Schwedischen Kronen. Händler verwiesen auf den Cash Flow des Nutzfahrzeug-Herstellers, der besser als erwartet ausgefallen sei. Von einem Analysten hiess es, der Verlust hätte auch höher ausfallen können. Allerdings werfe der fehlende Ausblick und die gesenkte Dividende einen Schatten auf das Unternehmen, das dem verkaufswilligen US-Autobauer Ford Motor gehört. (awp/mc/pg/34)