Der Londoner FTSE 100 verbesserte sich um 0,72 Prozent auf 5.494,39 Punkte. Händler sprachen wegen des «Martin-Luther-King»-Feiertags in den USA von einem ruhigem Handel, bevor sich dann die Nachrichtenlage im Wochenverlauf mit der richtig in Fahrt kommenden US-Berichtssaison beleben werde. Gerhard Schwarz, Stratege bei der Unicredit, nannte indes einen weiteren Grund für die wieder freundliche Stimmung am Markt: «Ich denke, es gibt Grund zur Hoffnung, dass die Berichtssaison insgesamt nicht allzu schlecht ausfallen wird.» So habe bereits der Chiphersteller Intel erfreuliche Gewinnzahlen vorgelegt.
Die Minenwerte profitierten von steigenden Rohstoffpreisen. Insofern verteuerten sich die Titel von Eurasian Natural um 3,88 Prozent auf 1.030,00 Britische Pence und die von Anglo American um 3,18 Prozent auf 2.809,00 Pence. Papiere von Kazakhmys kletterten um 2,48 Prozent auf 1.445,00 Pence.
Mit erneuten Berichten über ein Interesse des französischen Energiekonzerns GDF Suez am britischen Stromerzeuger International Power rückten indes die Versorger in den Fokus. Die Unternehmen verhandelten bereits seit Monaten und zuletzt hätten auch die Konzernchefs Gerard Mestrallet und Philip Cox zueinander Kontakt gehabt, wie die britische Zeitung «Sunday Times» berichtete. Zwar habe GDF Suez noch kein Angebot auf den Tisch gelegt, dem Bericht zufolge hat aber die französische Regierung als Hauptaktionär grünes Licht für die Übernahmepläne gegeben. Cheuvreux-Analyst Damien de Saint-Germain sieht bei einem Zusammenschluss nur begrenzte Synergien auf der Investitionsseite, möglicherweise komme es somit auch nur zu einer Kooperation. Die Aktien von International Power hatten zwischenzeitlich die Spitzenposition im «Footsie» inne, fielen dann aber am Indexende um 3,42 Prozent auf 311,00 Pence. Auslöser dieser Kehrtwende war eine am Nachmittag veröffentlichte Mitteilung von International Power, wonach das Unternehmen «nicht mehr mit GDF Suez in Gesprächen über einen Zusammenschluss ihrer Vermögenswerte» sei. Titel der Franzosen verteuerten sich im EuroSTOXX um 2,19 Prozent auf 28,975 Euro.
L’Oreal-Papiere zählten mit plus 2,10 Prozent auf 79,24 Euro ebenfalls zu den Favoriten im europäischen Leitindex. Die Experten der Deutschen Bank hatte die Papiere des französischen Kosmetikkonzerns von «Hold» auf «Buy» hochgestuft und das Ziel von 70 auf 90 Euro angehoben. Der Haus- und Körperpflegesektor (HPC) dürfte im Vergleich zu anderen Teilbereichen der Konsumgüterbranche ein höheres Umsatz- und Ergebniswachstum verzeichnen, hiess es.
Die Titel von EADS rückten um 1,94 Prozent auf 14,71 Euro vor. In einem Interview mit der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» hatte sich Konzernchef Louis Gallois zuversichtlich gezeigt, dass nach zehnmonatigem Streit um die Finanzierung des Airbus-Militärtransporters A400M eine Lösung in Sichtweite rückt. Am Freitag gab es schon Berichte, dass sich alle sieben Besteller-Nationen des Militärtransporters im Streit um die explodierenden Kosten des Projekts auf eine gemeinsame Position für das weitere Vorgehen geeinigt hätten. Unterdessen stellte der Luftfahrt- und Rüstungskonzern aus finanziellen Gründen sein Drohnenprojekt infrage.
In Zürich legten Richemont-Titel nach Umsatzzahlen für das dritte Quartal um 3,15 Prozent auf 37,63 Franken zu. Der Luxusgüterhersteller hatte seine Verkäufe im Jahresvergleich trotz eines «schwierigen Umfelds» um zwei Prozent gesteigert. Damit übertraf Richemont die durchschnittlichen Analystenerwartungen deutlich. Cheuvreux-Analystin Francoise Lauvin zeigte sich zwar vom Umsatz nicht stark überrascht, lobte aber die überraschende Geschäftserholung in Amerika und auch im Uhrensegment. Sie bleibt aber bei ihrem Urteil «Underperform». Aktien von Novartis stiegen derweil um 1,94 Prozent auf 55,20 Franken. Merrill Lynch hatte die Titel von «Neutral» auf «Buy» hochgestuft. Die langfristigen Perspektiven für den europäischen Pharmasektor verbesserten sich, hatte Analyst Graham Perry geschrieben. (awp/mc/ps/29)