EU-Schluss: Kaum verändert – Poker um Cadbury geht weiter
Am Nachmittag waren die Börsen zeitweise sogar in die Verlustzone gedreht. Die Nervosität nach den schlechten Daten habe sich dann aber wieder weitgehend gelegt, zumal es unverändert an guten Anlagealternativen fehle, hiess es.
Der Leitindex der Eurozone, der EuroStoxx 50 , schloss mit plus 0,06 Prozent auf 2.908,53 Zähler. Der Pariser CAC-40-Index gab um minimale 0,02 Prozent auf 3.828,16 Zähler nach. In London sank der FTSE 100 um moderate 0,07 Prozent auf 5.362,39 Punkte.
Einmal mehr stand das Cadbury-Papier im Blick am Londoner Markt. Im Poker um den britischen Schokoladenhersteller haben weitere Süsswarenriesen Geschmack gefunden. Nachdem der US-Lebensmittelgigant Kraft Foods den Cadbury-Aktionären bereits ein feindliches Übernahmeangebot unterbreitet hatte, zeigen nun auch der US-Schokoladenproduzent Hershey und der italienische Ferrero-Konzern Interesse, sich Cadbury einzuverleiben. Damit erhöht sich der Druck auf Kraft, tiefer als geplant in die Tasche zu greifen und seine ursprüngliche Offerte zu erhöhen. Die Cadbury-Aktie stieg um 1,21 Prozent auf 797,75 Pence. Seit September 2009, als Kraft sein Übernahmeinteresse öffentlich kundtat, ist die Aktie damit um rund 40 Prozent gestiegen.
Erneut ging es zudem für die Aktien von Bergbauunternehmen und Ölgesellschaften sowie von Versorgern nach oben. Nachdem es bereits am Montag für solche Werte aufgrund anziehender Rohstoff- und Ölpreise hochgegangen war und tags darauf aus gegenteiligem Grund wieder eine Abwärtsbewegung einsetzte, stiegen sie nun wieder deutlich. Der Goldpreis nämlich sprang erstmals über die Schwelle von 1.150 US-Dollar und auch die Ölpreise legten wieder zu. Im EuroStoxx 50 zählten vor allem Eon , RWE und Enel sowie Iberdrola und Repsol-YPF mit Gewinnen zwischen 0,3 und 1,5 Prozent zu den Favoriten. Im britischen «Footsie» waren es beispielsweise Xstrata , Lonmin , Vedanta oder Rio Tinto , die besonders gefragt waren und zwischen 2,4 und 4,8 Prozent zulegten.
Mit Blick auf Einzelwerte gab es vor allem Nachrichten von und zu Unternehmen aus der zweiten Reihe. Ahold kündigte an, den Gürtel wegen der Krise noch enger schnallen zu wollen. Im dritten Quartal blieb das Unternehmen mit einem leichten Plus beim operativen Ergebnis hinter den Erwartungen zurück. Das Papier verlor 0,83 Prozent auf 9,069 Euro. Die Aktien des Nutzfahrzeugherstellers Volvo hingegen schlossen unverändert bei 71,75 schwedischen Kronen. Der Lastwagenhersteller konnte im Oktober den Abwärtstrend weiter bremsen.
Luftfahrtwerte entwickelten sich vor Bekanntgabe der Halbjahresbilanz der grössten europäischen Fluggesellschaft Air France-KLM uneinheitlich. Am Dienstag hatten sie nach Easyjet-Zahlen und skeptischen Aussagen des Verbandes der Europäischen Fluggesellschaft (AEA) zu den grössten Verlierern gezählt. Das Air-France-KLM-Papier ging mit minus 0,26 Prozent auf 11,40 Euro aus dem Handel. Erst nach Handelsschluss teilte die Fluggesellschaft mit, im ersten Halbjahr einen operativen Verlust von 543 Millionen Euro erwirtschaftet zu haben. Die Aktien von Easyjet erholten sich weitgehend von ihren Vortagsverlusten und legten um 2,4 Prozent zu. British Airways hingegen, die tags zuvor etwas mehr als drei Prozent eingebüsst hatten, weiteten ihre Verluste aus. Sie fielen um 1,01 Prozent auf 207,50 Pence. (awp/mc/pg/33)