EU-Schluss: Kursrally – US-Hilfsmassnahmen für Finanzsektor treiben

Vor dem Hintergrund der Finanzkrise startet die US-Regierung ein Programm zum Kauf von Ramschpapieren und faulen Krediten von bis zu einer Billion US-Dollar (etwa 740 Milliarden Euro). Im Zentrum steht dabei ein privat-öffentliches Investitionsprogramm, das mit 75 bis 100 Milliarden Dollar an Staatsgeldern ausgestattet werden soll. Ziel ist es, privates Kapital für den Kauf dieser Vermögenswerte anzulocken. Das Hilfsprogramm der US-Regierung für die angeschlagene Finanzbranche sei eine «gute Nachricht für Aktien», sagte Händler Matt Buckland von CMC Markets.


Dementsprechend zählten die Papiere der führenden europäischen Banken zu den grossen Gewinnern an den Finanzmärkten. Die Aktien von ING legten um 18,71 Prozent auf 5,14 Euro zu. Der niederländische Finanzkonzern forderte zudem 1.200 Topmanager auf, ihre Bonuszahlungen für 2008 nicht anzunehmen. Das sei eine Frage der Moral, sagte der designierte ING-Vorstandschef Jan Hommen der Zeitung «Volkskrant» und will zudem bis 2010 ein neues Bonussystem etablieren.


Die Papiere von Aegon gingen mit einem Plus von 19,17 Prozent auf 3,50 Euro aus dem Handel und waren damit der Spitzenwert im EuroSTOXX 50. Die Aktien der UniCredit stiegen um 15,09 Prozent auf 1,40 Euro. An der Börse in London legten Barclays um 15,71 Prozent auf 116,875 Britische Pence zu, Lloyds Banking Group gewannen 11,21 Prozent auf 61,125 Pence und Royal Bank of Scotland (RBS) 4,17 Prozent auf 24,875 Pence.


In Frankreich kletterten die Titel der Societe Generale um 8,74 Prozent auf 31,80 Euro. Auf Druck der Regierung in Paris verzichten führende Manager der Grossbank auf Aktienoptionen im Wert von knapp acht Millionen Euro. Zuvor hatte die Societe Generale staatliche Hilfen in einem Volumen von 1,7 Milliarden Euro erhalten.


Ausserdem sprangen die Aktien der BNP Paribas um 9,00 Prozent nach oben auf 34,50 Euro. Die Pariser Staatsanwaltschaft hat laut dem «Journal du Dimanche» erste Ermittlungen gegen die Grossbank eingeleitet. Dabei geht es um womöglich irreführende Informationen über einen Fonds, der Produkte gekauft haben soll, die in Verbindung zum amerikanischen Milliardenbetrüger Bernhard Madoff stehen. Der US-Finanzmanager hatte Investoren mittels eines Schneeballsystems um Milliarden betrogen. Die BNP sagte, sie habe Kunden niemals derartige Produkte empfohlen.


Neben den Bankenwerten standen auch die Aktien der grossen Autobauer im Mittelpunkt des Interesses. Der überraschende Einstieg des Emirats Abu Dhabi beim deutschen Automobilkonzern Daimler sorgte zunächst für Kursgewinne in der gesamten europäischen Branche. Die Aktien des französischen Autobauers Renault waren zunächst mit einem starken Plus in den Handel gestartet. Im Tagesverlauf bröckelte der Kurs dann aber wieder ab und am Ende gingen die Papiere mit einem Plus von 3,66 Prozent auf 15,56 Euro aus dem Handel. Die Aktien des Konkurrenten Peugeot waren im Handelsverlauf sogar ins Minus gerutscht und verloren am Ende 2,45 Prozent auf 15,92 Euro.


Dagegen hielten sich die Aktien der Fluggesellschaft Air France-KLM bis zum Handelsende im Plus und schlossen mit einem Aufschlag von 2,52 Prozent auf 7,238 Euro. Das französisch-niederländische Unternehmen will die tschechische Czech Airlines (CSA) übernehmen. Analyst Loic Sabatier von Cheuvreux bestätigte die Aktie daraufhin mit «Underperform» und einem Sechsmonats-Kursziel von 7,40 Euro. Dabei verwies er darauf, dass sich das operative Umfeld der Fluggesellschaft nach wie vor verschlechtere.


Schliesslich hatten der britische Telekomkonzerne Vodafone und der spanischen Konkurrent Telefonica eine Zusammenarbeit angekündigt. Sie wollen in Zukunft ihre Mobilfunknetze in mehreren europäischen Ländern teilen. Vodafone stiegen um 0,21 Prozent auf 120,50 Pence, Telefonica gewannen 2,09 Prozent auf 15,11 Euro. (awp/mc/ps/31)

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