Der STOXX 50 stand sogar seit Dezember 1996 nicht tiefer. Der Londoner FTSE 100 fiel um 3,22 Prozent auf 3.889,06 Zähler und der französische CAC-40-Index büsste 4,25 Prozent auf 2.750,55 Zähler ein. Auf Wochensicht steht im EuroSTOXX ein Verlust von fast 10 Prozent zu Buche.
Sorgen um zusätzlichen Kapitalbedarf und möglicherweise weitere Verstaatlichungen von Banken drückten die Märkte nach unten. «Die Wirtschaftsdaten sind historisch schwach, die Unternehmensergebnisse liegen deutlich unter den Erwartungen und der Ausblick für den Rest des Jahres ist ebenfalls negativ – da ist es kein Wunder, dass der Aktienmarkt Prügel bezieht», sagte Henk Potts, Stratege bei Barclays Stockbrokers. «Die beste Empfehlung ist defensiv zu bleiben.» Entsprechend flüchteten zahlreiche Anleger in «sichere Häfen», was in festen Anleihekursen und dem Sprung des Gold-Futures deutlich wurde.
Vor allem Finanzwerte zogen die Märkte erneut nach unten. Der Bankensektor wurde nur von den noch schwächeren Rohstoff- und Bauindizes übertroffen. Anhaltende Sorgen um die Lage in Osteuropa sowie einige Unternehmensnachrichten sorgten für die schlechte Stimmung. In der Schweiz stellten sich Börsianer nach der Aushändigung von Kundendaten der UBS an die US-Justiz die Frage, ob das nun der Anfang vom Ende des Bankgeheimnisses sei. Die US-Behörden fordern nun weitere tausende Kundendaten von der Grossbank – die Aktien sackten um 14,06 Prozent auf 11,00 Schweizer Franken ab. Auch Titel der Credit Suisse und der Privatbank Julius Bär kamen deutlich unter Druck. In der Eurozone rutschten ING Groep um 12,38 Prozent auf 4,04 Euro ab, Intesa SanPaolo sanken um 15,34 Prozent auf 1,78 Euro.
AXA-Titel weiteten ihre Vortagesverluste deutlich aus und brachen um 18,41 Prozent auf 8,27 Euro ein. Bereits am Vortag waren die Aktien nach einem Gewinneinbruch im vergangenen Jahr um mehr als 9 Prozent abgesackt. Händler verwiesen insbesondere auf die Abstufung des Ausblicks der Rating-Agentur S&P von «Stabil» auf «Negativ». Zudem habe die Aktie die wichtige Unterstützung bei 10 Euro durchbrochen. Unterdessen stemmten sich Swiss Life Holding nach überraschenden Eckdaten für 2008 mit plus 8,50 Prozent auf 49,00 Franken gegen den Trend. Als Kurstreiber nannten Händler die solide Kapitalbasis und die Annahme, dass Swiss Life anscheinend kein frische Kapital benötige.
Aber auch die Realwirtschaft wird weiter von der Krise hart getroffen. Aktien von Saint-Gobain brachen um 14,97 Prozent auf 23,80 Euro ein. Der französische Baustoffkonzern plant eine Aufstockung des Kapitals um 1,5 Milliarden Euro über Bezugsrechte. Das Jahr 2009 werde extrem schwierig, vor allem in der ersten Jahreshälfte. Die Konzernziele für die Zeit bis 2010 seien damit hinfällig. Auch Konkurrent Lafarge will sein Kapital um 1,5 Milliarden Euro erhöhen – die Aktien kamen mit minus 2,42 Prozent auf 35,93 Euro aber vergleichsweise glimpflich davon. Hier habe das Jahresergebnis die Erwartungen erfüllt, hiess es am Markt.
In London zogen Anglo American nach Zahlen den gesamten Minensektor nach unten. Der britische Bergbaukonzern hatte im vergangenen Jahr wegen fallender Metallpreise einen Gewinnrückgang erlitten und damit die Erwartungen der Analysten verfehlt. Zudem wird die Dividende bis auf weiteres ausgesetzt, der Aktienrückkauf gestoppt und insgesamt 19.000 Stellen gestrichen. Am «Footsie»-Ende ging es für die Aktien um 16,91 Prozent auf 1.090,00 Britische Pence herunter. Die Konkurrenten wie Xstrata oder Rio Tinto verloren mehr als neun Prozent. Prudential gewannen dagegen nach Zahlen und dem Verkauf des taiwanischen Versicherungsgeschäfts an der Indexspitze 11,11 Prozent auf 278,00 Pence. (awp/mc/ps/30)