«Ich nehme an, dass mit dem nun endgültigen Zusammenschluss von Suez und Gaz de France die Fusions- und Übernahmefantasien wieder etwas zurückkommen», sagte Andrea Williams, Fondsmanagerin bei Royal London Asset Management. Zudem gebe es derzeit keine neuen Spekulationen über die von der Immobilienmarktkrise geplagten Banken. Allerdings dürfte die Unruhe an den Finanzmärkten nach Einschätzung der Expertin noch lange nicht vorbei sein.
Von Händlern hiess es, vor den Zinsentscheidungen der Europäischen Zentralbank und der Bank of England am Donnerstag sowie US-Arbeitsmarktzahlen am Freitag dürften die Aktienmärkte sich in einer engen Spannbreite bewegen. Zudem fehlten zum Wochenbeginn Impulse von der wegen des Feiertags «Labour Day» geschlossenen Wall Street.
Für den europäischen Leitindex EuroSTOXX 50 ging es um minimale 0,03 Prozent auf 4.295,99 Punkte hoch. Der auch Schweizer und britische Werte umfassende STOXX 50 stieg um 0,16 Prozent auf 3.771,50 Zähler. Der Euronext 100 verlor indes 0,02 Prozent auf 1.003,65 Zähler. In Paris fiel der CAC 40 um 0,20 Prozent auf 5.651,27 Punkte. Der FTSE 100 gewann 0,19 Prozent auf 6.315,20 Zähler.
Im Mittelpunkt stand die bevorstehende Fusion der Versorger Suez und Gaz de France (GDF) in Frankreich, deren Aktien nach Startgewinnen deutliche Einbussen verzeichneten. Während das Papier der privaten französisch-belgischen Suez 3,31 Prozent niedriger bei 40,36 Euro schloss und damit die rote Laterne im EuroSTOXX 50 übernahm, gaben die Titel des französischen Staatskonzerns GDF im CAC 40 um 2,69 Prozent auf 35,81 Euro nach. Beide Unternehmen schliessen sich zum drittgrössten Energieversorger der Welt zusammen. Das Umtauschverhältnis wurde auf 21 GDF-Aktien für 22 Suez-Titel festgelegt. Der Staat bleibe mit gut 35 Prozent Hauptaktionär des neuen Konzerns mit 72 Milliarden Euro Umsatz, teilten beide Unternehmen mit. Einschliesslich indirekter Anteile hält der Staat sogar 40 Prozent. Bis 2013 sollen die Synergieen des neu entstehenden Konzerns bei einer Milliarde Euro pro Jahr liegen.Von der Umweltsparte Suez Environment werden 65 Prozent ausgegliedert.
Uneinheitlich entwickelten sich französische Autotitel nach der Bekanntgabe von Absatzzahlen für neue Fahrzeuge auf dem heimischen Markt. Während der Gesamtabsatz im August um 2,4 Prozent fiel, konnte Renault 2,0 Prozent mehr Fahrzeuge verkaufen – die Aktie honorierte dies mit einem Kursplus von 0,92 Prozent auf 99,93 Euro. Dagegen wurden Titel von PSA Peugeot Citroen mit einem Minus von 1,31 Prozent auf 61,68 Euro abgestraft, nachdem das Unternehmen einen Absatzrückgang um 13,4 Prozent berichtet hatte.
KPN gewannen an der Spitze des Amsterdam-Exchanges-Index (AEX) 2,62 Prozent auf 11,74 Euro. Hier verwiesen Händler auf Nachrichten des Telekomkonzerns über eine Ausweitung des eine Milliarde Euro schweren Aktienrückkauf-Programms um weitere 500 Millionen Euro.
In London stiegen Aktien der London Stock Exchange (LSE) um 0,66 Prozent auf 1.375,00 Pence. Laut «The Sunday Times» ist Qatar an dem 31-Prozent-Anteil der NASDAQ an der Londoner Börse interessiert. Die Qatari Investment Authority wolle knapp eine Milliarde Pfund für den LSE-Anteil der US-Börse zahlen, berichtete die Zeitung ohne Quellenangabe.
An der «Footsie»-Spitze erholten sich Barclays weiter und schlossen 3,99 Prozent höher bei 638,00 Pence. In Berichten der Wochenendpresse hatte es geheissen, Barclays-Capital-Chef Bob Diamond habe Sorgen um ein schwarzes Loch in den Kassen der Bank beschwichtigen können. Ebenfalls aus dem Finanzbereich verteuerten sich Standard Standard Chartered um 1,70 Prozent auf 1.556,00 Pence.
Für ICAP ging es nach einem positiven Analystenkommentar um 2,66 Prozent auf 501,00 Pence hoch. Morgan Stanley hatte das Kursziel für die Aktie des Finanzunternehmens von 515 auf 550 Pence angehoben, aber die Einstufung «Equal-weight» bestätigt. (awp/mc/gh)