EU-Schluss: Leichte Verluste – Bankaktien belasten

«Aktien sehen mittlerweile recht fair bewertet aus», sagte Andy Lynch, Fondsmanager bei Schroeders. Allerdings sei nach wie vor noch Raum für positive Reaktionen auf die Konjunkturpakete vorhanden. Dennoch seien die Volumina sehr niedrig. Mike Lenhoff, Stratege bei Brewin Dolphin, fügte hinzu, dass die erste Phase des Bullenmarktes vorbei sein dürfte. «Die zweite Phase dürfte etwas schwieriger werden.»


Marktteilnehmer verwiesen zudem auf die Sorge vor steigenden Zinsen als Belastungsfaktor. Nachdem die US-Arbeitsmarktdaten am vergangenen Freitag besser ausgefallen waren als erwartet, sei die Sorge, die Notenbanken könnten nun die Zinsen anheben, gestiegen. Das dürfte den Markt vorrangig beschäftigen und gleichzeitig ausschlaggebend für den Erfolg der Aktienmärkte und dessen Nachhaltigkeit sein.


Europaweit, speziell aber in London, gehörten Banktitel zu den grössten Verlierern. Neben den negativ aufgenommenen britischen Regierungsplänen belastete ein drohender personeller Aderlass bei der Royal Bank of Scotland (RBS) . Deren Papiere sanken um 4,71 Prozent auf 33,29 Pence. Mehr als 1.000 Investmentbanker der staatlichen Bank haben laut einem Bericht der «Sunday Times» im Streit um Bonuszahlungen gekündigt. Sie reagierten damit auf Drohungen des Finanzministeriums als Hauptaktionär, Boni in Höhe von insgesamt 1,5 Milliarden Pfund (derzeit rund 1,65 Mrd Euro) nicht zu genehmigen. Allein das Jahresgehalt der Investmentbanker, die nun ihren Hut genommen haben, betrug demnach 600 bis 700 Millionen Pfund im vergangenen Jahr. Lloyds Banking Group verloren 4,13 Prozent auf 55,40 Pence, Barclays gaben 2,17 Prozent auf 297,05 Pence ab und im EuroStoxx verloren ING als einer der schwächsten Werte 2,46 Prozent auf 6,186 Euro.


Ein negativ aufgenommener Pressebericht sorgte bei Fiat für Kursverluste von 0,57 Prozent auf 10,50 Euro. Der italienische Autobauer wird nach Aussagen seines Chefs Sergio Marchionne operativ unter den 7,0 bis 7,7 Prozent bleiben, die sich sein US-Partner Chrysler als Margenziel gesetzt hat. Grund sei, dass es in Europa keine Kapazitätssenkungen gegeben habe, zitierte das Magazin «Automotive News» den Manager. In Kopenhagen gaben Genmab A/S um 1,86 Prozent auf 79,00 dänische Kronen nach. Nach Angaben des dänischen Biotechunternehmens will sein Partner Roche die Entwicklung des Antikörpers RG1507 nicht fortsetzen. Die Titel des Schweizer Pharmakonzerns verloren 0,41 Prozent auf 168,70 Schweizer Franken. Pharmaaktien insgesamt standen auf den Verkaufslisten und belasteten auch Aktien wie GlaxoSmithKline und AstraZeneca .


Die beiden Bergbau-Konzerne BHP Billiton und Rio Tinto sind auf dem Weg zur gemeinsamen Produktion von Eisenerz in Australien einen Schritt weitergekommen. Ein halbes Jahr nach der Unterzeichnung einer Absichtserklärung unterschrieben die Unternehmen am Samstag eine verbindliche Vereinbarung. Zudem einigten sie sich auf Zugeständnisse, die sie in Kürze den Wettbewerbsbehörden in Europa und Australien zukommen lassen wollen. So verzichten BHP und Rio Tinto darauf, die geförderten Erze künftig auch gemeinsam zu vermarkten. Die Unternehmen rechnen nach eigenen Angaben in der zweiten Hälfte 2010 mit grünem Licht für die Gründung ihres Gemeinschaftsunternehmens. Rio Tinto gewannen 1,42 Prozent auf 3.103,83 Pence und BHP Billiton verteuerten sich um 1,06 Prozent auf 1.880,61 Pence.


Im Übernahmepoker um den Schokoladenhersteller Cadbury hat sich der britische Wirtschaftsminister mit scharfen Worten eingeschaltet. Der US-Lebensmittelgigant Kraft Foods müsse mit «gewaltigem Gegenwind» seitens der Regierung rechnen, sollte er nach einer feindlichen Übernahme des britischen Unternehmens das Profitdenken überstrapazieren, sagte Peter Mandelson laut Berichten vom Wochenende. Die Cadbury-Aktie verlor 0,63 Prozent auf 789,26 Pence. (awp/mc/ps/29)

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