EU-Schluss: Schluss: Massive Verluste – Kein Vertrauen in Hilfsmassnahmen

Doch der Vertrauensverlust scheint weitaus grösser als geahnt, denn es dauerte nicht lange, und die Aktienmärkte nahmen ihre Talfahrt mit unverminderter Geschwindigkeit wieder auf.


Der EuroSTOXX 50 schloss mit minus 6,54 Prozent auf 2.691,09 Zähler. Im Verlauf war der europäische Leitindex bis auf 2.635 Punkte eingebrochen und hatte damit ein neues Tief seit August 2004 markiert. Der STOXX 50 büsste 6,69 Prozent auf 2.358,14 Zähler ein. Der französische CAC-40-Index sackte um 6,31 Prozent auf 3.496,89 Punkte ab – hier wurde am Morgen sogar zeitweise der Handel aufgrund massiver Ausverkäufe in zahlreichen Aktien angehalten. Der Londoner FTSE 100 rutschte um 5,18 Prozent auf 4.366,69 Punkte ab.


Die Regierung in London kündigte ein Rettungspaket von mindestens 50 Milliarden Pfund (65 Milliarden Euro) für britische Banken an. Ausserdem werde die Zentralbank weitere 200 Milliarden Pfund an kurzfristigen Krediten zur Verfügung stellen, um die Liquidität der Banken zu garantieren, hiess es. Marktexperten zeigten sich hin- und hergerissen: «Es ist ein nützlicher Schritt, aber dass es keine Details über die genaue Höhe der jeweiligen Kapitalspritzen gibt, ist eine Enttäuschung», sagte ein Analyst. «Wir haben ein bisschen mehr bekommen, als wir erwartet haben», sagte ein Marktteilnehmer.


Ein weiterer Schritt wurde von sechs grossen Notenbanken unternommen, unter ihnen auch die EZB und die Bank of England (BoE). Sie senkten in einer gemeinsamen Aktion die Leitzinsen um jeweils 0,5 Prozentpunkte, um den eingefrorenen Kreditmarkt und die wachsenden Rezessionsängste wieder in den Griff zu bekommen.


HBOS , die zeitweise wieder bis auf 155,00 Pence gesprungen waren, verabschiedeten sich mit plus 23,16 Prozent auf 117,00 Pence aus dem Tag. Damit waren sie Spitzenwert im «Footsie». Zeitweise kursierten Gerüchte, denen zufolge sich HBOS dank des Rettungspakets womöglich der Übernahme durch Lloyds TSB Group entziehen könnte. Allerdings sei dies von HBOS dementiert worden, hiess es am Markt. Barclays legten um 11,85 Prozent auf 278,50 Pence zu. Royal Bank of Scotland (RBS) begaben sich auf Berg- und Talfahrt und schlossen mit minus 0,44 Prozent auf 90,80 Pence.


Die Branchenkollegen auf dem Festland profitierten von keiner der Hilfsaktionen: BNP Paribas büssten 7,30 Prozent auf 63,43 Euro ein, und Credit Agricole sanken um 8,24 Prozent auf 12,75 Euro.


Schwächster Wert im Leitindex der Eurozone war jedoch die Aktie des weltgrössten Stahlherstellers ArcelorMittal : Sie brach um 17,39 Prozent auf 23,00 Euro ein. Wegen der Finanzkrise rechnet der Luxemburger Konzern mit einem zeitweiligen Rückgang der Stahlnachfrage in Europa. Nach Ansicht des japanischen Stahlherstellers Nippon Steel wird die weltweite Stahlnachfrage im kommenden Jahr deutlich langsamer wachsen. Hinzu kam, dass die Credit Suisse das Kursziel für die Titel von 100 auf 64 Euro gesenkt hatte. Das Anlageurteil «Outperform» wurde aber aufrecht erhalten. TOTAL büssten 7,16 Prozent auf 37,15 Euro ein, und Eni verloren 9,71 Prozent auf 15,27 Euro. Beide Ölkonzerne gehen davon aus, dass die Ölpreise wegen der globalen Wirtschaftsabschwächung weiter unter Druck geraten werden.


Der enttäuschende Auftakt zur US-Berichtssaison durch den Aluminiumkonzern Alcoa sorgte bei den Minenwerten in London für Verluste. So rutschten Kazakhmys um 11,72 Prozent auf 365,25 Pence ab, für BHP Billiton ging es um 10,36 Prozent auf 973,50 Pence abwärts. Vedanta , Xstrata und Rio Tinto kamen ebenfalls massiv unter Druck. Alcoa erlitt im dritten Quartal wegen gesunkener Nachfrage und höherer Kosten einen unerwartet starken Gewinneinbruch und drosselt nun die Produktion.


Sainsbury brachen nach Veröffentlichung ihres Zwischenberichts um 14,93 Prozent auf 267,75 Pence ein. Die bereinigten Umsatzzahlen des britischen Einzelhändlers zum zweiten Quartal lagen Händlern zufolge zwar am oberen Ende der Markterwartungen. Allerdings bleibe das Umfeld «extrem herausfordernd», teilte Sainsbury mit.(awp/mc/th/34)

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