«Die Weihnachtsrally ist in diesem Jahr ausgefallen», sagte Marktstratege Philip Isherwood von Dresdner Kleinwort. Der gesamtwirtschaftliche Ausblick sei äusserst schwach, und die Marktteilnehmer wollten die kommende Berichtssaison schnell hinter sich bringen. «Denn wir wissen, dass es schlimm wird.»
Der EuroSTOXX 50 verlor 1,90 Prozent auf 2.397,65 Punkte. Der Londoner FTSE 100 sank um 0,88 Prozent auf 4.249,16 Zähler. Der Pariser CAC-40-Index schloss gar 2,31 Prozent tiefer bei 3.151,36 Zählern.
Finanzwerte standen mit deutlichen Abschlägen im Fokus. So sanken Fortis im EuroSTOXX um 6,57 Prozent auf 1,01 Euro und waren damit nach den Stahlpapieren von ArcelorMittal schwächster Wert im Leitindex der Eurozone. BNP Paribas büssten 2,34 Prozent auf 29,66 Euro ein. Händler verwiesen als Belastung auf erneut aufgeflammte Sorgen um eine Kapitalerhöhung, falls die französische Grossbank nicht wie geplant Teile der niederländisch-belgischen Fortis-Bank übernehmen sollte.
«Der Fortis-Deal würde für neuen Schwung in dem Geschäft von BNP Paribas sorgen», sagte ein Händler. Sollte dieser jedoch scheitern, seien Fortschritte bei den Franzosen ohne eine Kapitalerhöhung ungewiss. Die Affäre um den Verkauf von Fortis hatte am Freitag die Regierung in Brüssel zu Fall gebracht und zuletzt Händlern zufolge die Unsicherheit über das Zustandekommen des Deals mit BNP Paribas erhöht. Auch andere Sektorvertreter konnten sich dem Sog nicht entziehen: Aegon rutschten um 6,22 Prozent auf 4,689 Euro, und Deutsche Bank-Aktien sackten um 5,99 Prozent auf 25,10 Euro ab.
Im «Footsie» fielen Lloyds TSB Group mit minus 8,62 Prozent auf 123 Pence besonders auf. Barclays büssten 2,16 Prozent auf 145,00 Pence ab. Die Bank erwägt zwar einem Bericht der «Mail on Sunday» zufolge den Verkauf ihrer Private-Equity-Sparte an ein Management-Konsortium. Der Chef der Bank, John Varley, sagte in einem Interview mit der BBC aber auch, dass sich die Kreditvergabepraxis der Banken erst in ein bis zwei Jahren wieder normalisieren werde. Ferner würden sich die Vermögenspreise erst nach etwa 18 Monaten wieder stabilisieren.
Aktien irischer Banken legten jedoch gegen den Branchentrend deutlich zu und profitierten damit von Finanzspritzen des irischen Staates. So kletterten die Titel von Allied Irish Banks um 5,76 Prozent auf 1,745 Euro in die Höhe, Papiere der Bank of Ireland schossen gar um 32,15 Prozent auf 0,892 Euro nach oben. Die irische Regierung will den in der Finanzkrise in Bedrängnis geratenen Marktführern des Landes und zusätzlich der Anglo Irish Bank mit bis zu 5,5 Milliarden Euro unter die Arme greifen. Analysten zufolge ist der Deal für die Aktionäre der Allied Irish Banks und der Bank of Ireland attraktiv, da das Eigenkapital durch die Massnahmen weniger stark verwässert werde, als dies bei dem Rettungspaket der britischen Regierung für die dortigen Banken der Fall gewesen sei.
Rio Tinto sanken unter den uneinheitlichen Minenwerten um 5,18 Prozent auf 1.355,00 Pence. Der Bergbaukonzern schliesst für den Zeitraum von zwei Wochen alle Eisenerzminen in der australischen Region Pilbera. Grund dafür ist die sinkende Nachfrage der Stahlwerke. In Paris rutschten die Papiere des Reifenherstellers Michelin um 3,13 Prozent auf 36,00 Euro ab. Der japanische Wettbewerber Bridgestone hatte seine Umsatz- und Gewinnziele für das Geschäftsjahr 2008 erneut reduziert. Zudem fuhr Michelin wegen der aktuellen Nachfrageschwäche seine Produktion zurück und muss zusätzliche Aufwendungen hinnehmen. (awp/mc/ps/34)