EU-Schluss: Schwach – Kurstürze bei Yell und Rolls-Royce

Die wie erwartet ausgefallenen Leitzinsentscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bank of England (BoE) hätten sich dagegen kaum auf die Stimmung an den Aktienmärkten ausgewirkt. Insgesamt deuteten die EZB-Aussagen jedoch auf die wachsende Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung hin, hiess es. In London seien einige Anleger dagegen wohl enttäuscht gewesen, dass die Zinssenkung nicht deutlicher ausgefallen ist, sagte ein Händler.


Der EuroSTOXX 50 schloss mit minus 1,62 Prozent auf 3.699,29 Zähler. Der STOXX 50 , der auch schweizerische und britische Werte umfasst, sackte um 1,97 Prozent auf 3.152,60 Zähler ab. Der Euronext 100 sank um 1,76 Prozent auf 841,51 Punkte. Der Pariser Leitindex CAC 40 fiel um 1,92 Prozent auf 4.723,80 Zähler. Für den Londoner FTSE 100 ging es sogar um 2,58 Prozent auf 5.724,10 Zähler abwärts.


Die EZB betonte am Nachmittag die Risiken für das Wirtschaftswachstum, beliess den Leitzins aber unverändert bei 4,00 Prozent. Die britische Notenbank BoE senkte den Leitzins um 0,25 Punkte auf 5,25 Prozent und begründeten dies mit den Risiken eines Inflationsrückgangs auf mittlere Sicht.


An der Börse in London brachen die Aktien von Yell Group um 15,23 Prozent auf 275,875 Pence ein. Der Medienkonzern warnte, dass die Umsätze wegen der sich verschärfenden Marktbedingungen in Grossbritannien geringer als erwartet ausfallen werden. Die Analysten von Merrill Lynch senkte daraufhin die Aktie von «Buy» auf «Neutral». Die Geschwindigkeit, mit der sich der britische Druckereimarkt abschwäche, werfe die Frage auf, wie immun der Herausgeber der «Gelben Seiten» gegen diesen Abwärtstrend sei, hiess es.


Auch die Rolls-Royce-Papiere brachen mit minus 10,21 Prozent auf 446,875 Pence ein. Der Triebwerke-Hersteller konnte nicht von seinen höheren Umsätzen und Vorsteuergewinnen im abgelaufenen Jahr profitieren, da am Markt Aussagen über Ausschüttungsprogramme, etwa in Form von Aktienrückkäufen, erwartet worden waren.


Die Aktien der BT Group verloren nach Zahlen 9,80 Prozent auf 236,875 Pence. Der Gewinn des Telekomkonzerns vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Sonderposten kletterte zwar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwei Prozent auf 1,47 Milliarden Pfund. Der Zuwachs blieb allerdings hinter den Prognosen der Analysten zurück.


Spitzenreiter im «Footsie» waren nach Zahlen die Aktien von BG Group , die um 3,81 Prozent auf 1.117,875 Pence zulegten. Der Ölkonzern hatte mit seinem Quartalsgewinn die Erwartungen des Marktes übertroffen und die Dividenden stärker erhöht als zuvor prognostiziert.


Im Leitindex der Eurozone war das Papier der France Telecom Favorit und stieg um 3,63 Prozent auf 23,42 Euro. Im CAC 40 war es die einzige Aktie mit Kursgewinnen. Händlern zufolge hatten die Anleger damit auf die Nachricht reagiert, dass der französische Staat sich nicht von Anteilen des Telekom-Konzerns trennen möchte. Die Aktie der Bank Santander Central Hispano (SCH) schloss nach zeitweiligen Gewinnen unverändert bei 11,60 Euro. Die spanische Grossbank hatte einen Nettogewinn ohne Sonderposten von 8,111 Milliarden Euro erwirtschaftet und damit sowohl die eigenen Ziele als auch die Erwartungen der Analysten getroffen.


Unilever notierten nach positiv aufgenommenen Jahreszahlen nur kurz im Plus und schlossen dann mit minus 2,91 Prozent auf 21,03 Euro. Der Konsumgüterkonzern hatte zwar mehr umgesetzt als vom Markt prognostiziert und die Wachstumsprognose für 2008 nach oben konkretisiert. Einige Experten hatten jedoch erwartet, dass Unilever für das laufende Jahr Aktienrückkäufe in Höhe von mindestens 2,0 Milliarden statt der bekannt gegebenen 1,5 Milliarden Euro in Aussicht stellt. (awp/mc/pg)

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