EU-Schluss: Schwach – Liquiditätsprobleme bei Bear Stearns belasten

Die Indizes sackten tief ins Minus und konnten sich bis Handelsende nur leicht erholen.


Der europäische Leitindex EuroSTOXX 50 schloss mit minus 0,92 Prozent auf 3.566,59 Zählern, nachdem er am Mittag um mehr als zwei Prozent gefallen war. Der STOXX 50 , der auch Schweizer und britische Werte umfasst, gab 1,26 Prozent auf 3.017,31 Punkte nach. In London verlor der FTSE 100 1,07 Prozent auf 5.631,70 Punkte.


Am Nachmittag war bekannt geworden, dass JPMorgan Chase und die regionale Notenbank von New York die angeschlagene Investmentbank Bear Stearns mit einer Finanzspritze stützen. Die Versorgung mit Liquidität sei für bis zu vier Wochen nötig, hatte JPMorgan Chase mitgeteilt. Bis dahin wolle die Grossbank der Investmentbank helfen, eine dauerhafte Sicherung von Liquidität zu finden. Den Anlegern sei klar geworden, dass mit Bear Stearns die erste Grossbank vor dem Abgrund steht, sagten Händler. Noch am Montag dieser Woche hatte Bear-Stearns-Manager Alan Greenberg Spekulationen über Liquiditätsprobleme als «total lächerlich» bezeichnet. Der Wert der Bear Stearns-Papiere halbierte sich am Nachmittag binnen kurzer Zeit.


Auch in Europa verbuchten Finanzwerte Verluste. UniCredit sanken um 2,68 Prozent auf 4,44 Euro. Societe Generale verloren 1,79 Prozent auf 68,75 Euro und BNP Paribas fielen um 2,49 Prozent auf 56,50 Euro. In London sackten Barclays um 3,94 Prozent auf 431,37 Pence. HBOS fielen mit 6,05 Prozent auf 527 Pence ans Ende des FTSE 100.


Stahlwerte profitierten von einer weiteren Konsolidierung in Teilen der Branche. ArcelorMittal gewannen 1,77 Prozent auf 50,67 Euro. Vallourec legten als Spitzenreiter im CAC 40 um 6,46 Prozent auf 157,06 Euro zu. Die Kurse der europäischen Stahltitel würden dadurch hochgetrieben, dass der schwedische Stahlproduzent SSAB das Röhrengeschäft von der nordamerikanischen Tochter IPSCO für einen «stolzen Preis» an den russischen Stahlkonzern Evraz verkauft habe, sagte Analyst Hermann Reith von der BHF-Bank. SSAB hatte IPSCO im vergangenen Jahr übernommen.


Einzelhändler verbuchten in London nach einer negativen Sektorstudie von Goldman Sachs Verluste. Tesco sanken um 3,43 Prozent auf 380,25 Pence. Die Analysten hatten den Titel von «Neutral» auf «Sell» gesenkt. Morrison (Wm.) Supermarkets verloren 3,88 Prozent auf 279,12 Pence. Die Experten hatten den Titel von «Buy» auf «Neutral» gesenkt. Morrison hatte tags zuvor Zahlen vorgelegt. Ken Morrison, der die Supermarktkette seit 55 Jahren führt, hat am Donnerstag bei der Bilanzvorlage deutliche Hinweise darauf gegeben, dass er einen Teil seiner Beteiligung an dem Unternehmen verkaufen könnte. Morrison hält zusammen mit Familienmitgliedern 16 Prozent der Aktien. (awp/mc/th)

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