EU-Schluss: Schwach – Sorgen über Finanzkrise in den USA

Finanzwerte zählten erneut zu den grössten Verlierern und auch der Zusammenbruch der führenden Immobiliengruppe Martinsa-Fadesa in Spanien hat laut Händlern die Unsicherheit in Europa weiter geschürt. Auch ein neues Rekordhoch des Euro sowie negative Konjunkturdaten hätten zusammen mit der schwachen Vorgabe anderer Börsen auf die Stimmung gedrückt. Im späten Geschäft konnten sich die europäischen Indizes aber dank eines Einbruchs beim Ölpreis um zeitweise rund 10 US-Dollar etwas von ihren Tiefs erholen.


Der EuroSTOXX 50 verlor schliesslich 2,29 Prozent auf 3.142,73 Zähler – im Verlauf rutschte der europäische Index bis auf den tiefsten Stand seit Juli 2005 bei 3.107 Punkten ab. Der STOXX 50 , der auch britische und Schweizer Werte enthält, fiel um 2,15 Prozent auf 2.710,85 Punkte. Der Londoner FTSE 100 gab 2,42 Prozent auf 5.171,90 Zähler ab und der CAC-40-Index verlor 1,96 Prozent auf 4.061,15 Punkte.


Finanzwerte standen angesichts der Schwäche der weltweiten Aktienmärkte und der Sorgen über die Stabilität der Finanzsysteme weiter massiv unter Druck. So hielten die Aktien Fortis mit minus 11,24 Prozent auf 8,45 Euro die rote Laterne im EuroSTOXX hoch. Der belgisch-niederländische Finanzkonzern ist ins Visier der Finanzaufsicht AFM geraten. Die Aktionärsvereinigung VEB kritisierte wegen der Ankündigung einer Kapitalerhöhung am 26. Juni die Kommunikationspolitik des Unternehmens scharf und forderte die AFM zu einer Untersuchung auf. Händler sprachen zudem von Spekulationen, dass Fortis-Kunden ihre Mittel wegen Sorgen über die Verfassung des Institutes abziehen könnten. Versicherer, die unter fallenden Werten ihre Anlageportfolios leiden, rutschten ebenfalls ab, wobei AXA-Titel 4,84 Prozent auf 17,22 Euro abgaben.


Die Schwäche der schwer gewichteten Bankaktien drückte auch in London auf die Börse. Hinzu kam hier noch deutliche Verluste bei den Minenwerten. Ein Minus von 4,80 Prozent auf 192,25 Pence mussten aber auch die Aktien der BT Group hinnehmen. Der Telekomkonzern stoppt wegen zusätzlicher Investitionen sein Aktienrückkaufprogramm am 31. Juli. Analysten zeigten sich gelassen. Laut einer Analyse von Cazenove dürfte die Veränderung beim Aktienrückkaufprogramm den Gewinn je Aktie allerdings kaum spürbar um weniger als ein Prozent für 2008 und 2009 verringern.


In Madrid standen Bauwerte kräftig unter Druck und zogen die Börse nach unten. Die führende Immobiliengruppe Martinsa-Fadesa meldete angesichts einer Schuldenlast von rund 5,2 Milliarden Euro Insolvenz an. Sacyr Vallehermoso brachen am Ende des IBEX-35-Index um 8,37 Prozent auf 13,80 Euro ein, Grupo Ferrovial verloren 7,37 Prozent auf 30,80 Euro. Die Martinsa-Aktie selbst ist am Montagvormittag bis auf weiteres vom Handel ausgesetzt worden. Zuvor hatte Martinsa-Fadesa wegen der Finanzprobleme in nur zwei Tagen mehr als 50 Prozent seines Börsenwerts eingebüsst. Zu den grössten Gläubigern des Unternehmens, das sich vor allem auf den privaten Wohnungsbau konzentriert, gehören die Grosssparkassen La Caixa und Caja Madrid sowie die Banco Popular Espanol , deren Aktien 5,63 Prozent auf 6,70 Euro verloren.


Einer der grössten Gewinner im europäischen Handel waren unterdessen die Aktien von ASML Holding , die sich um 2,77 Prozent auf 14,82 Euro verteuerten. Der niederländische Ausrüster der Chipindustrie wird am Mittwoch seine Zahlen für das zweite Quartal vorlegen, die nach Ansicht der Experten allerdings von der weltweiten Abschwächung belastet sein dürften. Der Fokus liege auf der Auftragslage und dem Ausblick auf das dritte Quartal. (awp/mc/pg/35)

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