EU-Schluss: Schwächer – Bankenwerte fallen wieder zurück
Der Katalysator für weitere Aufschläge habe gefehlt. Erneut aus Grossbritannien überschwappende Sorgen um den Bankensektor hätten zusätzlich auf die Stimmung gedrückt.
Der EuroSTOXX 50 verlor 0,53 Prozent auf 4.366,16 Zähler – im Verlauf schwankte der europäische Leitindex zwischen 4.346 Punkten und 4.375 Punkten. Der auch Schweizer und britische Werte umfassende STOXX 50 gab 0,59 Prozent auf 3.808,99 Zähler ab. Der Euronext 100 fiel um 0,77 Prozent auf 1.010,40 Punkte. In Paris ging es für den CAC 40 um 0,73 Prozent auf 5.688,76 Punkte nach unten. Der Londoner Leitindex FTSE 100 verbilligte sich um 0,43 Prozent auf 6.432,10 Zähler.
Unsicherheit über die Situation der britischen Banken und vor allem um Northern Rock hätten den jüngsten Erholungsversuch in dem Sektor gestoppt, sagten Börsianer. Hinzu kämen Aussagen von Josef Ackermann, der Fehler im Zusammenhang mit der internationalen Krise der Finanzmärkte eingeräumt hatte. Der Deutsche-Bank-Chef sagte, er rechne in der Folge mit einer Belastung des Ergebnisses im dritten Quartal. Grösster Verlierer im EuroSTOXX waren Allied Irish Banks (AIB) mit minus 3,26 Prozent auf 17,23 Euro. UniCredit gaben 2,01 auf 6,0450 Euro ab, Deutsche Bank verloren 2,04 Prozent auf 92,25 Euro.
In London brachen die Aktien von Northern Rock erneut um 27,94 Prozent auf 188,20 Pence ein – seit dem Bekanntwerden finanzieller Probleme vor einer Woche verlor das Papier damit bis zu 73 Prozent an Wert und markierte bei 174 Pence ein neues Tief. Händlern zufolge haben institutionelle Anleger nach den Verlusten der vergangenen Woche ihre Positionen in dem gebeutelten Titel verkauft. Die Tatsache, dass keine andere Bank Northern Rock übernehmen wolle, helfe auch nicht gerade weiter, sagte Analyst James Hamilton von Numis Securities. Marktgerüchte, dass Lloyds TSB Group und HBOS Übernahmeangebote abgegeben hätten, waren am Vortag aus dem Umfeld beider Banken dementiert worden. Hinzu komme eine Kurszielsenkung durch Citigroup von 400 auf 150 Pence – im schlimmsten Fall rechnen die Experten nur noch mit einem Kurswert von 6 Pence. Ihr Votum: «Sell».
An der «Footsie»-Spitze gingen dagegen Carnival mit plus 7,08 Prozent bei 2.374 Pence aus dem Handel. Der Gewinn des Anbieters von Kreuzfahrten stieg im dritten Quartal um 11,8 Prozent. Zudem erhöhte Carnival sein Aktienrückkaufprogramm, was laut Händlern honoriert wurde.
Aktien der Börsenbetreiber standen ebenfalls im Fokus: Aktien der London Stock Exchange (LSE) sprangen um 16,10 Prozent auf 1.687 Pence nach oben. Die US-Börse NASDAQ hat fast ihr komplettes Aktienpaket an der LSE an die Börse Dubai verkauft. Das Geschäft sei Teil einer grösseren Vereinbarung, in der beide Börsen Eigner der schwedischen Börse OMX würden. Titel des schwedischen Börsenbetreibers OMX drehten ins Plus und stiegen zuletzt um 7,69 Prozent auf 259,00 schwedische Kronen. Die Aufwärtsdynamik hat sich laut Händlern mit einem Medienbericht nochmal erhöht, demzufolge die Citigroup im Auftrag von Katar ein OMX-Aktienpaket gekauft habe. Die Quatari Investment Authority (QIA) bestätigte den Bericht während des Handelsverlaufs.
Darüber hinaus rückten einige Unternehmen mit Zahlen in den Blick: Aktien des französischen Wein- und Spirituosenkonzerns Pernod Ricard gaben trotz guter Zahlen im schwachen Markt 2,71 Prozent auf 151,55 Euro ab. Kingfisher verloren 5,88 Prozent auf 181,00 Pence. Die britische Baumarktkette rechnet nach einer guten Bilanz mit einem schwierigen zweiten Halbjahr. Analysten von Seymour Price senkten wegen der schwachen Erwartungen in Grossbritannien ihre Schätzungen für das Gesamtjahr. (awp/mc/ab)