«Es ist extrem viel Liquidität am Markt und da es für Tagesgeld keine Zinsen gibt, kaufen professionelle Anleger wie Banken, Fonds, Versicherungen und Pensionskassen Aktien und festverzinsliche Wertpapiere als ob es kein Morgen gibt», sagte ein Aktienhändler.
Der EuroSTOXX 50 gewann 2,09 Prozent auf 2.654,74 Zähler. Der CAC-40-Index stieg um 2,08 Prozent auf 3.435,49 Zähler und schloss damit auf dem höchsten Stand in diesem Jahr. Für den FTSE 100 ging es um 1,93 Prozent auf 4.635,18 Punkte aufwärts. Er schloss damit so hoch wie zuletzt zu Jahresbeginn.
Im Footsie stiegen BT Group mit plus 12,60 Prozent auf 126,29 Britische Pence an die Index-Spitze. Der Telekomkonzern hatte im abgelaufenen Quartal wieder schwarze Zahlen geschrieben. Vor Steuern belief sich der Gewinn auf 427 Millionen britische Pfund (rund 496 Mio. Euro). Das waren zwar 18 Prozent weniger als im Vorjahr, Analysten hatten aber mit einem noch stärkeren Rückgang gerechnet. BT-Chef Ian Livingston sprach von einem «soliden Start ins neue Geschäftsjahr».
Aktien der France Telecom gehörten mit plus 3,32 Prozent auf 17,56 Euro zur Spitzengruppe im EuroSTOXX. Der französische Telekomkonzern hatte zwar wie seine europäischen Wettbewerber im ersten Halbjahr unter einer Zurückhaltung der Verbraucher und regulatorischen Einschnitten gelitten. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) war auf vergleichbarer Basis um 2,6 Prozent auf 8,82 Milliarden Euro zurückgegangen. Kosteneinsparungen und die Pläne zum Umbau des Konzerns begännen sich aber langsam auszuzahlen. Börsianer sahen die Gewinnerwartungen übertroffen. Telefonica stiegen um 2,09 Prozent auf 17,84 Euro. Die Spanier hatten im ersten Halbjahr vor allem dank einer starken Entwicklung in Lateinamerika etwas mehr verdient als im Vorjahr.
Rohstoffwerte profitierten von einer Erholung der Metallpreise, die zuletzt von Sorgen um anziehende Zinsen in China belastet worden seien, hiess es am Markt. Xstrata gewannen 5,66 Prozent auf 77,10 Pence an. Lonmin stiegen mit 8,37 Prozent auf 1.347,71 Pence noch deutlicher. Auch Rio Tinto und Antofagasta legten jeweils um mehr als sieben Prozent zu. Im EuroSTOXX erholten sich ArcelorMittal von den Vortagesverlusten nach enttäuschenden Zahlen und stiegen mit plus 6,63 Prozent auf 25,80 Euro an die Index-Spitze.
Der angeschlagene Netzwerkausrüster Alcatel-Lucent hatte trotz sinkender Umsätze im zweiten Quartal einen schmalen Gewinn ausgewiesen und seine Prognose bestätigt. Bei den Aktien wurde dies mit einem Anstieg um 9,36 Prozent auf 1,975 Euro und dem Spitzenplatz im CAC 40 belohnt.
Auch im Öl- und Gassektor sowie der Versorgerbranche standen Schwergewichte mit Zahlen auf der Agenda: Aktien von Electricite de France (EdF) gewannen 5,43 Prozent auf 34,93 Euro. Der französische Energiekonzern hatte im ersten Halbjahr trotz der Wirtschaftskrise Umsatz und Gewinn gesteigert. Kosteneinsparungen sollen 2009 einen positiven Einfluss auf das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) in Höhe von 300 Millionen Euro haben, 2010 soll sich der Beitrag auf 1 Milliarde Euro belaufen. Die Jahresziele bestätigte EdF. Der gesunkene Ölpreis und die nach wie vor schwache Nachfrage führten beim britisch-niederländischen Ölkonzern Royal Dutch Shell im zweiten Quartal indes zu einem Gewinneinbruch. Die Aktien gaben nach anfänglichem Anstieg um 0,19 Prozent auf 1.594 Pence nach. (awp/mc/pg/32)