EU-Schluss: Sehr fest – Halbjahreshoch dank Zahlen und Fed

Die US-Notenbank (Fed) hatte am Vorabend beschlossen, ihre bereits hoch-expansive Geldpolitik noch stärker zu lockern. Sie pumpt weitere 600 Milliarden US-Dollar in den Aufkauf von Staatsanleihen und somit frisches Geld in die Märkte, um der Konjunktur auf die Beine zu helfen. Laut Börsianern dürfte der Blick der Anleger sich nun vor allem auf Konjunkturdaten richten. «Die Fed hat die Tür für spätere, weitere Massnahmen offen gelassen», kommentierte ein Analyst. Dies könnte das Vertrauen der Investoren weiter stützen.


Der US-Arbeitsmarktbericht am morgigen Freitag könnte sich allerdings als eine hohe Hürde erweisen, warnte der Experte. Die Vorzeichen für diese wichtige Konjunkturbarometer sind uneinheitlich: Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe hatten zwar überraschend deutlich zugenommen. Andererseits hatte der Arbeitsmarkt-Dienstleister Automatic Data Processing (ADP) am Mittwoch entgegen den Erwartungen für Oktober einen Anstieg der Beschäftigung im Privatsektor berichtet.


Auf Branchenebene gewann der Stoxx Europe 600 Banks dank starker BNP-Paribas-Zahlen 2,46 Prozent und gehörte damit zu den besten Sektorindizes. Dagegen litt der Stoxx Europe 600 Telecommunications unter der Schwäche von Telecom Italia und büsste als Schlusslicht 0,27 Prozent ein.


Die Aktien von BNP Paribas legten um 3,66 Prozent auf 54,370 Euro zu, nachdem die französische Grossbank für das dritte Quartal einen unerwartet deutlichen Gewinnsprung vermeldet hatte und mit einer Fortsetzung der guten Geschäfte im Schlussquartal rechnet. Zudem hatte das Institut angekündigt, zur Erfüllung strengerer Regulierungsvorschriften keine Kapitalerhöhung zu benötigen. Analyst Christoph Bossmann von der WestLB sah sowohl das Vorsteuerergebnis als auch den Nettogewinn des Kerngeschäfts als überraschend gut an. Papiere der französischen Konkurrenten Societe Generale und Credit Agricole zogen im Zuge dessen noch deutlicher an als die BNP-Titel.


Für die Papiere von Unilever ging es an der EuroStoxx-Spitze sogar um 5,52 Prozent auf 22,480 Euro nach oben. Getragen vom Wachstum in den Schwellenländern hatte der britisch-niederländische Konsumgüterkonzern einen deutlichen Umsatz- und Ergebnisanstieg verzeichnet. In London honorierten die Aktien von Easyjet die gestiegene Passagierzahl im Oktober mit Kursgewinnen von 3,41 Prozent auf 479,00 Britische Pence. Am Vortag hatte bereits Konkurrent Ryanair berichtet, im vergangenen Monat mehr Fluggäste als vor einem Jahr befördert zu haben.


Die Blockade der Potash-Übernahme durch die kanadische Regierung liess den Aktienkurs von BHP Billiton um satte 6,58 Prozent auf 2.428,08 Pence steigen. «Ich habe BHP informiert, dass ich zu diesen Zeitpunkt nicht überzeugt bin, dass Kanada von dem vorgeschlagenen Geschäft unter dem Strich profitiert», teilte Industrieminister Tony Clement mit. Der australische Bergbaukonzern hatte für den Kali-Konzern mit einem Börsenwert von 44 Milliarden US-Dollar 39 Milliarden US geboten. In New York zeigten sich die Potash-Titel zum europäischen Börsenschluss sehr schwach.


EuroStoxx-Schlusslicht war indes Telecom Italia, deren Titel die Anleger nach der Zahlenvorlage mit Verlusten von 3,36 Prozent auf 1,0650 Euro abstraften. Der italienische Telekomkonzern hatte im dritten Quartal bei stagnierenden Umsätzen weniger verdient als noch im Vorjahr. Mit am Indexende waren die Aktien von Alstom zu finden. Die Papiere des französischen Industriekonzerns gehörten mit minus 1,68 Prozent auf 35,795 Euro ebenfalls zu den wenigen Verlierern. Die Franzosen hatten ihren Umsatz nur dank eines Zukaufs gesteigert und einen Gewinneinbruch erlitten. Analysten verwiesen zudem auf schwache Auftragseingänge in der Energiesparte. Noch kräftigere Abschläge gab es bei den Aktien von Alcatel-Lucent, die 7,93 Prozent auf 2.333 Euro verloren. Der angeschlagene Netzwerkausrüster hatte es zwar wieder knapp in die Gewinnzone geaschafft. Am Markt wurden indes die Margen und der Cash Flow als Enttäuschung gewertet.


Aktien der Airbus-Mutter EADS büssten in Paris 4,05 Prozent auf 18,255 Euro ein, nachdem es beim Prestigemodell A380 zu einer Notlandung gekommen war. Eine Explosion in den Triebwerken hatte eine Maschine der australischen Fluglinie Qantas zur Umkehr nach Singapur gezwungen. Sowohl Qantas als auch Singapore Airlines haben die Flüge mit dem A380 zunächst ausgesetzt. Die Lufthansa plant hingegen vorerst keine Flugstreichungen für ihre neuen Flaggschiffe. Die Papiere des Triebwerkherstellers Rolls-Royce, der das Grossflugzeug mit seinen Trent-900-Triebwerken ausgestattet hatte, gaben in London um deutliche 5,04 Prozent auf 627,289 Pence nach. (awp/mc/gh/30)

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