Börsianer verwiesen auf positiv aufgenommene US-Daten zum Verbrauchervertrauen und das Nachholpotenzial an den Märkten. «Zwischen dem Handelsschluss in Europa am Donnerstag und der Eröffnung heute morgen sind die US-Börsen um vier bis fünf Prozent gestiegen – deshalb hatten wir einiges aufzuholen», sagte ein Marktteilnehmer. Andere Experten nannten auch das höhere Übernahmeangebot von JPMorgan für Bear Stearns als Kursstütze.
Der europäische Leitindex EuroSTOXX 50 schloss 3,59 Prozent höher bei 3.631,60 Zählern. Für den STOXX 50 , der auch Schweizer und britische Werte umfasst, ging es um 3,21 Prozent auf 3.035,65 Zähler hoch. In Paris gewann der CAC-40-Index 3,49 Prozent auf 4.692,00 Punkte. Der Euronext 100 schloss mit plus 2,90 Prozent bei 829,38 Zählern. Der Londoner FTSE 100 beendete den Handelstag 3,53 Prozent im Plus bei 5.689,10 Punkten.
Finanzwerte gehörten in Europa zu den grössten Gewinnern. Im EuroSTOXX legten AXA um 6,55 Prozent auf 22,46 Euro zu, und Aegon gewannen 5,61 Prozent auf 9,42 Euro.
In London stiegen HBOS an der «Footsie»-Spitze um 14,93 Prozent auf 536,00 Pence. Hier sorgte der Kauf von Aktien durch die Manager der britischen Hypothekenbank in Millionenhöhe für Auftrieb. Insgesamt 250 Führungskräfte hätten Papiere im Wert von mehr als 6 Millionen britischen Pfund (7,7 Millionen Euro) erworben, um ihr «starkes Vertrauen» in die Bank zu untermauern, hatte HBOS am Sonntag mitgeteilt. Angeführt wurde die ungewöhnliche Aktion von HBOS-Chef Andy Hornby, nachdem der Kurs von Grossbritanniens grösster Hypothekenbank am vergangenen Mittwoch, belastet von Gerüchten über eine Schieflage des Unternehmens, um zeitweise 17 Prozent eingebrochen war.
Ausserhalb des Finanzsektors stiegen Telecom Italia um 9,97 Prozent auf 1,3350 Euro. Der italienische Telekomkonzern will seine Personalkosten senken. Die Gesellschaft analysiere derzeit ihre Strukturen mit dem Ziel, das Unternehmen zu verschlanken und die Lohnkosten zu senken, sagte Vorstandschef Franco Bernabe der «Financial Times». Die Telecom Italia will ihre operativen Kosten bis zum Jahr 2010 um rund 1,2 Milliarden Euro reduzieren.
Alitalia sprangen um 33,42 Prozent auf 0,4615 Euro hoch. Händler verwiesen auf Hoffnungen der Investoren über ein Gegenangebot zur Übernahmeofferte der Air France-KLM . Saint Gobain kletterten um 6,93 Prozent auf 50,76 Euro. Der französische Baukonzern hatte am Donnerstag nach Börsenschluss seine Ziele für das laufende Jahr bekräftigt. 2008 sei weiter mit einer moderaten Steigerung von Gewinn und Überschuss zu rechnen.
Positiv aufgenommene Zahlen des US-Schmuckeinzelhändlers Tiffany liessen auch die Titel europäischer Einzelhändler steigen. So verteuerten sich Aktien von LVMH Moët-Hennessy – Louis Vuitton um 6,48 Prozent auf 69,34 Euro. Papiere von PPR kletterten um 8,09 Prozent auf 91,76 Euro.
EADS-Papiere gingen 6,56 Prozent höher bei 14,61 Euro aus dem Handel. Marktteilnehmer verwiesen auf den Verzicht des Luft- und Raumfahrtkonzerns auf die Einführung einer «Goldenen Aktie» zur Wahrung der strategischen Interessen von Deutschland und Frankreich. Die «Financial Times» habe dies in ihrer aktuellen Ausgabe aufgegriffen und sorge damit für weitere Aufmerksamkeit. Zudem beflügele ein Pressebericht über angebliche Pläne der britischen Regierung, einen 13 Milliarden Pfund schweren Auftrag für Tankflugzeuge an ein von EADS geführtes Konsortium zu vergeben. Zuletzt wurde bekannt, dass die malaysische Fluggesellschaft AirAsia X für 2,1 Milliarden Dollar weitere zehn Maschinen vom Typ Airbus A330-300 kaufen will. (awp/mc/pg)