EU-Schluss: Uneinheitlich – US-Banken versus gute Daten

Wenig Einfluss auf den europäischen Gesamtmarkt hatten dagegen die schon um die Mittagszeit veröffentlichten Zahlen des finnischen Handyherstellers Nokia.


Der EuroStoxx 50 schloss mit minus 0,40 Prozent bei 2.939 Punkten, nachdem er am Mittwoch ebenso wie die anderen wichtigen Indizes abermals auf ein neues Jahreshoch geklettert war. Der Londoner FTSE 100 büsste 0,63 Prozent auf 5.222,95 Zähler ein. Dagegen rettete in Paris der CAC-40-Index ein knappes Plus von 0,03 Prozent auf 3.883,83 Zähler ins Ziel.


«Wir haben bereits einen grossen Teil des Absturzes seit dem letzten Herbst wieder wettgemacht», sagte Victor Peiro Perez, Stratege bei Caja Madrid Bolsa. «Falls es nicht etliche positive Überraschungen gibt, könnte die laufende Berichtssaison eine Konsolidierungsphase am Markt einläuten.»


Am EuroStoxx-Ende brachen Nokia um 11,52 Prozent auf 9,14 Euro ein. Der weltweit grösste Handyhersteller musste im dritten Quartal wegen hoher Abschreibungen in der Ausrüstersparte Nokia Siemens Networks überraschend einen Verlust verkraften. Dies enttäuschte die Anleger ebenso wie der Ausblick für den Marktanteil.


Im Bankensektor gab es ein gemischtes Bild. Die US-Häuser Goldman Sachs und Citigroup konnten mit ihren Zahlen die Analystenerwartungen übertreffen. Nach dem ausserordentlich gut ausgefallenen Quartalsbericht von JPMorgan tags zuvor lag die Messlatte der Anleger aber offensichtlich zu hoch, was die Titel und den gesamten US-Bankensektor ins Minus zog. Die Papiere der europäischen Wettbewerber zeigten sich nur mässig beeindruckt. Im EuroStoxx gaben Credit Agricole als schwächster Bankentitel lediglich um leicht überdurchschnittliche 0,60 Prozent auf 14,940 Euro nach, und Banco Santander gehörten mit plus 0,97 Prozent auf 11,500 Euro sogar zu den Favoriten der Anleger. Auch in London fiel die Branchenentwicklung durchwachsen aus.


Dexia Banque profitierten mit plus 6,21 Prozent auf 6,638 Euro von Übernahmefantasien. Einem Bericht der Zeitung «La Tribune» zufolge legte die französische Bank BNP Paribas eine formale Offerte vor. Beide Seiten wollten dies nicht kommentieren. BNP gewannen 0,46 Prozent auf 56,210 Euro. Für ING ging es um 0,56 Prozent auf 12,555 Euro hoch. Der niederländische Finanzkonzern verkaufte sein Privatkundengeschäft in Asien für rund eine Milliarde Euro an die Sinpgapurer Bank OCBC. ING bezifferte den Gewinn aus dem Verkauf auf 300 Millionen Euro. Zudem werden den Angaben zufolge 370 Millionen Euro an Kapital freigesetzt.


In Reaktion auf Zahlen sprangen Remy Cointreau um 8,52 Prozent auf 34,40 Euro hoch. Nach einem schwachen ersten Geschäftsquartal legte der Umsatz im zweiten Quartal deutlich zu, so dass der Rückgang auf Halbjahresebene lediglich 0,7 Prozent betrug. Der französische Spirituosenhersteller habe offensichtlich das Schlimmste hinter sich, kommentierte die Investmentgesellschaft Oddo Securities.


In London legten SABMiller nach der Zahlenvorlage um 0,74 Prozent auf 1.642,00 Pence zu. Der weltweit zweitgrösste Bierbrauer bekam zwar in der Wirtschaftskrise den gebremsten Durst seiner Endkunden zu spüren, so dass im ersten Geschäftshalbjahr bis Ende September der Bierabsatz auf vergleichbarer Basis um ein Prozent zurückging. Aufgefangen wurde der Rückgang in Europa allerdings durch die gestiegene Nachfrage in Asien. Analystin Melissa Earlam von der UBS sprach von einem schwachen Absatz, hob aber die Erwartung des Unternehmens auf eine Erholung im zweiten Geschäftshalbjahr hervor.


Sainsbury verteuerten sich nach Gerüchten an der «Footsie»-Spitze um 10,09 Prozent auf 342,50 Pence – in der Spitze war es sogar bis auf 373,00 Pence nach oben gegangen. Händlern zufolge will Katar seinen Anteil an der britischen Kaufhauskette aufstocken. Der Investmentsfonds QIA des Golfstaates sei bereit, 420 Pence je Sainsbury-Aktie auf den Tisch zu legen. Bei Sky News hiess es hingegen ohne Angabe von Quellen, es gebe keine Offerte aus Katar. Allerdings sei ein Angebot von anderer Seite nicht ausgeschlossen. Branchenkreise gaben zu bedenken, wenn ein Angebot vorläge, hätte Sainsbury darüber informieren müssen. Sowohl die Kaufhauskette als auch Katar verweigerten einen Kommentar.


Anglo American belegten hingegen mit einem Abschlag von 4,11 Prozent auf 2.208 Pence den letzten Platz im Londoner Index. Der Rohstoffkonzern Xstrata legte die Übernahmepläne für den Rivalen vorerst ad acta. Er begründete dies mit der knappen Zeit sowie dem Widerstand der Anglo-American-Spitze und zahlreicher Aktionäre des Konkurrenten, für die der Kaufpreis zu niedrig war. Xstrata-Titel verloren 2,04 auf 1.010 Pence. Auch die anderen der schwer gewichteten Minenwerte musste Verluste hinnehmen. (awp/mc/ps/30)

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