Unter Druck gerieten im späten Handel vor allem Bankaktien, die Börsianern zufolge unter der anhaltenden Unsicherheit über die neuen Eigenkapitalrichtlinien für die Branche litten.
Zudem drehte der Dow Jones Industrial Index kurz vor Handelsschluss in Minus und zog damit auch die wichtigsten Indizes Europas mit in die Verlustzone. Marktteilnehmer begründeten die Schwäche an der Wall Street mit dem wieder anziehenden Dollar, der angesichts neuer Spannungen zwischen dem Iran und dem Irak wieder als vermeintlich «sicherer Hafen» gefragt war. Iranische Truppen sollen eine Ölquelle im Irak besetzt haben.
Der EuroStoxx 50 fiel um 0,71 Prozent auf 2.871,22 Punkte. Am Vortag war der europäische Leitindex bereits um 1,19 Prozent gesunken. Auf Wochensicht bedeutete dies aber immer noch ein Plus von 0,31 Prozent. In Paris ging es für den CAC-40-Index um 0,95 Prozent auf 3.794,44 Zähler nach unten. Der Londoner FTSE 100 fiel um 0,40 Prozent auf 5.196,81 Punkte.
Vor allem Bankaktien mussten teils deutliche Einbussen hinnehmen. So war das Branchenbarometer STOXX 600 Banken mit minus 1,60 Prozent schwächster Sektoren-Index. Bereits in Japan seien Finanzwerte abgegeben worden, und das trübe die Stimmung am Markt zusätzlich, sagten Börsianer. Die Aussagen des Baseler Komitees hätten den Anlegern nicht die erhoffte Sicherheit gegeben und das habe japanische Investoren zu Verkäufen veranlasst. Die im Baseler Komitee zusammengeschlossenen weltweiten Regulierer hatten sich am Donnerstag darauf verständigt, dass von Ende 2012 an strengere Kapitalregeln gelten sollen. Ein anderer Börsianer sah als Auslöser für die Verluste die «üblichen Schwankungen am Tag des grossen Verfalls», nachdem Bankenwerte zuletzt nicht mehr zu den Favoriten gezählt hätten.
Vor diesem Hintergrund brachen die Titel von Credit Agricole am Ende des EuroStoxx 50 um 7,13 Prozent auf 11,98 Euro ein, Papiere von ING sackten um 4,10 Prozent auf 6,694 Euro ab. Im «Footsie» übernahmen die Titel der Lloyds Banking Group mit einem Abschlag von 4,70 Prozent auf 48,70 Pence die «rote Laterne». Anteilsscheine von Barclays sanken um 3,50 Prozent auf 264,25 Pence. In Zürich verloren die Titel der UBS 3,02 Prozent auf 15,72 Franken und waren damit der schwächste Wert im Schweizer Leitindex Swiss-Market-Index (SMI) .
Sanofi-Aventis-Aktien aber kletterten mit plus 2,36 Prozent auf 54,70 Euro an die EuroSTOXX 50-Spitze. Laut Händlern wirken Aussagen des französischen Pharmakonzerns vom Vortag positiv nach. Bis zum Jahr 2013 soll sich der Umsatz in der Impfsparte Sanofi Pasteur verdoppeln. SAP-Aktien profitierten von Zahlen des US-Wettbewerbers Oracle und verteuerten sich um 2,06 Prozent auf 32,205 Euro.
Ölwerte rückten mit Branchenstudien mehrerer grosser Investmentbanken in den Fokus. Die Analysten von UBS, Merrill Lynch und Goldman Sachs haben sich zu dem Sektor geäussert. Während die Analysten von Goldman Sachs die Aktie von BP von «Neutral» auf «Buy» hochstuften, nahmen sie ihre Empfehlung für Total von «Neutral» auf «Sell» herunter. Papiere von BP gewannen 0,38 Prozent auf 576,50 Pence, Total-Aktien sanken um 1,82 Prozent auf 42,52 Euro.
Auch andere Öltitel wurden wegen des wieder etwas gesunkenen Ölpreises gemieden. Dieser geriet nach anfänglichen Gewinnen im Zuge der Spannungen zwischen dem Iran und dem Irak wieder unter Druck, da die Nachrichtenlage undurchsichtig sei, sagten Händler. Die Nachrichtenagentur Aswat al-Irak meldete unter Berufung auf Verantwortliche in der Provinz Missan, es habe sich nur um drei Soldaten gehandelt, die inzwischen wieder abgezogen seien. Ein Offizier der 11. Division der irakischen Grenztruppen sagte jedoch am Nachmittag, die iranischen Truppen «besetzen immer noch die Ölquelle Nummer 4». Aktien von Royal Dutch Shell sanken um 0,61 Prozent auf 1.788 Pence, Titel von Repsol-YPF verbilligten sich um 1,25 Prozent auf 18,495 Euro. (awp/mc/pg/29)