EU-Schluss: Verluste – Nokia- und Microsoft-Zahlen belasten
Der EuroSTOXX 50 schloss mit einem Abschlag von 1,30 Prozent auf 2.160,07 Punkte und damit knapp über seinem kurz zuvor erreichten Tagestief. Das lag bei 2.150,94 Zählern. Der Londoner FTSE 100 verbuchte ein moderates Minus von 0,19 Prozent auf 4.052,23 Zähler. In Paris sank der CAC-40-Index um 1,24 Prozent auf 2.869,62 Punkte.
Der Handyhersteller Nokia leidet unter der Wirtschaftskrise und der Zurückhaltung der Verbraucher. Im vierten Quartal brachen Umsatz und Gewinn ein. 2009 dürfte zudem schwierig bleiben, schätzte Nokia-Chef Olli-Pekka Kallasvuo die Situation ein und kündigte ein umfangreiches Sparprogramm an. Anleger reagierten mit kräftigen Verkäufen auf diese Hiobsbotschaften, so dass die Aktie mit minus 9,09 Prozent auf 9,30 Euro Schlusslicht im Leitindex der Eurozone war. In den USA hatte der Softwarekonzern Microsoft wegen des Konjunkturabschwungs seine Jahresprognose gestrichen und will vorerst keine Aussagen machen. Zudem werden bis zu 5.000 Stellen abgebaut. Dies ist der erste konzernweite Jobabbau in der Unternehmensgeschichte.
Finanzwerte blieben zudem weiterhin ein Topthema und setzten sich, anders als in den USA, überwiegend an die Spitze der wichtigsten europäischen Indizes. Favorit war die Aktie der Societe Generale mit plus 6,72 Prozent auf 29,00 Euro. ING Groep folgten mit einem Aufschlag von 4,36 Prozent auf 5,51 Euro.
In Grossbritannien drängt unterdessen die britische Finanzaufsicht FSA auf Änderungen im Bankensystem, um eine neue Finanzkrise in Zukunft zu vermeiden. Banken sollten verpflichtet werden, in guten Zeiten Kapitalreserven aufzubauen, um für einen wirtschaftlichen Niedergang besser gerüstet zu sein, sagte FSA-Präsident Adair Turner. Zudem müssten Wege einer internationalen Zusammenarbeit gefunden werden, um eingreifen zu können, bevor das Finanzsystem ausser Kontrolle gerät. Im «Footsie» erholten sich die Titel der Lloyds Banking Group mit einem Gewinn von 8,87 Prozent auf 51,25 Pence und waren Spitzenreiter im Index. Royal Bank of Scotland (RBS) hingegen schlossen nach zeitweiligen Kursgewinnen mit minus 2,40 Prozent auf 12,25 Pence.
Barclays brachen sogar um 10,44 Prozent auf 65,25 Pence ein. Eine staatliche Finanzspritze könnte die angeschlagene britische Grossbank Medienberichten zufolge unter die Kontrolle von Scheichs aus der Golfregion bringen. Grund ist eine Klausel im Vertrag, den Barclays im Oktober mit seinen Geldgebern vom Persischen Golf abgeschlossen hatte, wie britische Zeitungen am Donnerstag berichteten. Das Kreditinstitut hatte sich damals von einer Investorengruppe aus dem Emirat Katar und der königlichen Familie von Abu Dhabi 7,3 Milliarden Pfund (damals 9,3 Mrd Euro) beschafft und konnte so das staatliche Rettungspaket umgehen.
Autowerte standen ebenfalls im Fokus, nachdem Fiat Presseberichten zufolge nach dem Einstieg beim US-Wettbeweber Chrysler nun angeblich auch eine Allianz mit PSA Peugeot Citroen anstrebt. PSA stiegen daraufhin am Morgen zeitweise kräftig bis 14,39 Euro, brachen dann aber nach schwachen Zahlen des italienischen Autobauers ein und schlossen mit minus 7,16 Prozent auf 11,995 Euro. Fiat gingen mit minus 14,55 Prozent auf 3,8025 Euro aus dem Handel. Sorgen über eine Kapitalerhöhung, die aber vom Konzern zurückgewiesen wurden, belasteten ausserdem. Zur Zahlenvorlage informierte der Konzern zudem, dass er 2009 mit einem drastischen Nachfragerückgang rechnet. Zur Abfederung der negativen Situation wird die Dividende eingeschränkt und der Aktienrückkauf vorerst gestoppt. (awp/mc/pg/34)