EU-Verlauf: Börsen rutschen nach freundlichem Start wieder ins Minus
Zunächst seien die Aktien weiter von der überraschenden Leitzinssenkung in den USA am Vorabend nach oben getragen worden und der Markt habe sich nach dem jüngsten Kurseinbruch weiter beruhigt, sagten Händler. Die Nervosität bleibe den Börsen aber – wenn auch abgeschwächt – erhalten und diese sei mit den bröckelnden US-Indexfutures und der insgesamt etwas enttäuschenden Vorlage aus Asien wieder gestiegen. Zudem liessen die Aussagen von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet wohl Hoffnungen einiger Marktteilnehmer auf eine Zinssenkung platzen.
Der europäische Leitindex EuroSTOXX 50 rutschte nach Gewinnen im frühen Handel von bis zu 1,65 Prozent wieder ins Minus. Am Mittag verlor er 1,81 Prozent auf 3.685,84 Punkte. Der auch Schweizer und britische Werte umfassende STOXX 50 sackte um 1,54 Prozent auf 3.151,89 Zähler ab. Die Euronext-Börsen rutschten ebenfalls ins Minus und der breit gefasste Euronext 100 gab 1,23 Prozent auf 841,01 Punkte ab. Der Pariser CAC 40 verlor 1,39 Prozent auf 4.775,00 Zähler und der Londoner Leitindex FTSE 100 fiel um 0,33 Prozent auf 5.721,20 Punkte.
Technologiewerte standen laut Händlern im Fokus: Der grösste europäische Chiphersteller STMicroelectronics hat im vierten Quartal zwar wegen laufenden Restrukturierung weniger Gewinn ausgewiesen – die Aktie notierte unverändert bei 8,12 Euro. Der bereinigte Gewinn je Aktie (EPS) habe aber mit 0,27 US-Dollar um ein Cent über der Analystenprognose gelegen, sagten Händler. Dabei stützten auch nach US-Börsenschluss vorgelegte Zahlen vom US-Chiphersteller Texas Instruments (TI) , die im vierten Quartal mehr verdient hatten als von Experten erwartet. TI-Aktien gewannen nachbörslich 4,19 Prozent auf 30,19 Dollar. Apple-Titel rutschen dagegen wegen eines enttäuschenden Ausblicks nachbörslich um 11,38 Prozent ab.
Cumerio wurden bei plus 3,42 Prozent auf 29,00 Euro vom Handel ausgesetzt. Die Norddeutsche Affinerie (NA) hat von der EU-Kommission grünes Licht für die Übernahme der belgischen Kupfergesellschaft Cumerio erhalten. Die Freigabe sei ohne Auflagen erfolgt. Die NA will Cumerio übernehmen und hält mittlerweile rund 30 Prozent. Die Kupferhütte hatte bisher angekündigt, die Übernahme im Frühjahr abschliessen zu wollen.
Prudential standen mit plus 5,42 Prozent auf 652,00 Pence an der «Footsie»-Spitze. Chinas zweitgrösster Lebensversicherer Ping An wird sich dem «21st Century Business Herald» zufolge mit grosser Wahrscheinlichkeit an dem britischen Lebensversicherer beteiligen.
In der Schweiz mussten die Investoren auch einigen Nachrichten verarbeiten. Aktien der Swiss Re sprangen mit plus 5,71 Prozent auf 77,80 Schweizer Franken an die SMI-Spitze. Die Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway ist mit gut drei Prozent bei dem weltgrössten Rückversicherer eingestiegen. Zudem wurde mit dem Grossaktionär ein Rückversicherungsvertrag abgeschlossen, dessen Kapital für Aktienrückkäufe verwendet werden soll.
Richemont-Titel rutschten dagegen mit minus 5,93 Prozent auf 58,70 Franken ans SMI-Ende. Die vom Luxusgüterkonzern vorgelegten Umsatzzahlen für das dritte Quartal des laufenden Geschäftsjahres blieben laut Händlern hinter den Markterwartungen zurück. Der fehlende Ausblick sei am Markt ebenfalls mit Enttäuschung aufgenommen worden. (awp/mc/pg)