EU-Verlauf: Etwas schwächer – Zurückhaltung vor neuen US-Bilanzen
Nach dem verlängerten Wochenende in den USA komme die Berichtssaison und damit auch der Handel erst richtig in Gang, sagte ein Börsianer. Vor den Geschäftszahlen hielten sich Anleger zurück und einige Händler sprachen auch von weiteren Gewinnmitnahmen. Dies drückte die europäischen Indizes bis zum Mittag auf ein 2010er-Tief. Vor allem steht die Bilanz der Citigroup am Nachmittag aus den USA im Blick. Nach US-Börsenschluss berichtet zudem mit IBM ein Schwergewicht aus dem Technologiesektor. Damit belebt sich die Nachrichtenlage deutlich, wie Händler sagten. Die Konjunkturzuversicht deutscher Finanzexperten hat sich unterdessen im Januar etwas stärker als erwartet eingetrübt, wie der ZEW-Index zeigt.
In Europa rückten ebenfalls zahlreiche Unternehmen mit Aussagen zu ihrem jeweiligen Geschäftsverlauf in den vergangenen Monaten in den Fokus: Am Morgen berichtete der französische Industriekonzern Alstom bereits von einer Erholung beim Auftragseingang im dritten Geschäftsquartal, blieb aber vorsichtig. Börsianer zeigten sich enttäuscht. Cheuvreux-Analyst Alfred Glaser sprach von einem schwachen Auftragseingang im dritten Quartal und einem negativen Ausblick. Die Auftragslage bleibe laut Alstom «unsicher» und das sei eine der Hauptsorgen des Analysten mit Blick auf die Aktien. Glaser bleibt bei «Underperform». Alstom-Papiere verloren 4,62 Prozent auf 51,59 Euro.
Bankenwerte zählten vor der Bilanzvorlage der Citigroup, die um 14.00 Uhr europäischer Zeit erwartet wird, zu den grössten Verlierern in Europa. Einem Börsianer zufolge kursieren am Markt Flüsterschätzungen, dass der Verlust der US-Bank bei 0,27 Dollar je Aktie etwas besser als von Analysten im Durchschnitt bei minus 0,30 Dollar erwartet ausfallen könnte. Am Freitag der Vorwoche hatte die teilweise enttäuschende Bilanz der US-Bank JPMorgan die Stimmung am Markt getrübt. Marktanalyst Stefan de Schutter von Alpha Wertpapierhandel hatte die Enttäuschung vor allem auf die erhöhte Kreditvorsorge mit entsprechenden Sorgen um weitere Ausfälle begründet. In Europa büssten Societe Generale 2,38 Prozent auf 47,350 Euro ein, BNP Paribas verbilligten sich um 1,53 Prozent auf 55,48 Euro und für die Aktien der ING Groep fielen um 1,47 Prozent auf 7,370 Euro.
In London stehen auch einige Quartals-Zwischenberichte im Blick. Burberry kletterten nach Eckdaten zum dritten Quartal mit plus 3,92 Prozent auf 623,00 Pence an die «Footsie»-Spitze. Der britische Modekonzern entwickelte sich Händlern zufolge «deutlich besser als erwartet». Die Ziele für das Gesamtjahresergebnis lägen zudem am oberen Rand der Prognosen. Aktien von SABMiller büssten dagegen am Indexende 3,08 Prozent auf 1.764 Pence ein. Der britische Brauereikonzern musste in den ersten neun Monaten einen Absatzrückgang um ein Prozent hinnehmen, nachdem der Bierabsatz im dritten Quartal stagniert hat. An alkoholfreien Getränken seien im dritten Quartal zwei Prozent mehr verkauft worden. Bei den Zahlen wurden Veränderungen durch Käufe und Verkäufe von Unternehmen nicht berücksichtigt. Kepler-Analyst Ton van Ooijen sprach von einem im Vergleich zu den vorhergehenden Quartalen verschlechterten Geschäft in Nordamerika und Südafrika.
Londoner Börsianer sehen aber vor allem Cadbury im Fokus, die Aktien gewannen 3,72 Prozent auf 837,50 Pence. Nach monatelangem Ringen kann sich der US-Nahrungsmittelriese Kraft Foods den britischen Süsswarenhersteller einverleiben. Kraft bietet 500 Pence je Aktie in Cash und 0,1874 eigene Aktien, das entspricht 840 Pence je Cadburry-Aktie.
In der Schweiz büssten Lindt & Sprüngli nach Eckdaten zum Vorjahr 0,13 Prozent auf 25.965 Franken ein. Der Schokoladenhersteller setzte 2009 weniger um als im Vorjahr und verfehlte damit die Analystenerwartungen. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) dürfte nach Unternehmensangaben am unteren Ende der erwarteten Spanne von 260 bis 280 Millionen Franken liegen. Für das laufende Jahr erwartet Lindt & Sprüngli eine Fortsetzung der herausfordernden Lage auf den Rohstoffmärkten, vor allem beim Kakaopreis. In Österreich hat der Flughafen Wien Jahreszahlen und Verkehrszahlen vorgelegt. Die Aktie gewann 0,06 Prozent. (awp/mc/pg/19)