EU-Verlauf: Fest – Kursrally geht weiter, Rohstoff- und Finanztitel gefragt

Die Luft werde jedoch zunehmend dünner, sagte ein Börsianer. Aus Branchensicht gefragt war insbesondere der Rohstoffsektor. So gewannen ArcelorMittal im EuroSTOXX 2,19 Prozent auf 26,62 Euro. Der weltgrösste Stahlkonzern erwägt laut Zeitungsinformationen eine Auslagerung seiner Edelstahlsparte. Geprüft werde, den Geschäftsbereich in ein Joint Venture mit einem anderen Unternehmen zu überführen, berichtet die «Financial Times» (FT) ohne Nennung von Quellen. Offiziell hiess es von dem Konzern, man prüfe verschiedene Möglichkeiten, habe derzeit aber nicht die Absicht, die mit rund 2,1 Milliarden Euro bewertete Sparte komplett zu verkaufen. In London gaben die schwer gewichteten Minenwerte dem «Footsie» Auftrieb. Vorreiter waren dabei Lonmin mit plus 3,62 Prozent auf 1.288 Pence. Vom erneut kräftig gestiegenen Ölpreis profitierten Ölwerte wie BP und Eni.


Auch Banken und Versicherer fielen zumeist mit überdurchschnittlichen Kursgewinnen auf. Aegon setzten sich mit einem Zuwachs von 3,99 Prozent auf 5,030 Euro an die Spitze des EuroSTOXX, gefolgt von ebenfalls sehr festen Papieren von ING Groep, Deutsche Bank und Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA). Im «Footsie» zogen Papiere der Lloyds Banking Group getrieben von einer positiven Studie um 3,55 Prozent auf 80,76 Pence an. Die Experten von Nomura hoben ihre Einstufung für die Banktitel von «Reduce» auf «Buy» und setzten das Kursziel von 58 auf 100 Pence deutlich nach oben. Auch die Analysten von Morgan Stanley widmeten sich einigen Bankentiteln und erhöhten dabei ihre Kursziele. Anteile von Julius Bär verteuerten sich nach Zahlen um 1,16 Prozent auf 48,78 Franken. Gelobt wurde insbesondere der Geldzufluss im Privatkundengeschäft.


Nach der milliardenschweren Übernahme der Mobilfunksparten des insolventen kanadischen Ausrüsters Nortel Networks büssten Aktien von Ericsson nach anfänglichen Kursgewinnen zuletzt 0,28 Prozent auf 71,30 Schwedische Kronen ein. Der schwedische Mobilfunk-Ausrüster setzte sich im Bieterwettbewerb erfolgreich gegen Nokia Siemens und andere durch. Ericsson werde für 1,13 Milliarden US-Dollar (796 Mio. Euro) die Geschäftsbereiche CDMA und LTE übernehmen, teilten die Schweden am Sonntag mit. Von ihrem Handy-Geschäft wollen sich die Schweden nicht trennen. Die WestLB reagierte auf Zahlen und Portfolioausbau mit einer Abstufung von «Buy» auf «Add».


TNT gewannen in Amsterdam nach Zahlen 5,34 Prozent auf 15,98 Euro. Der niederländische Logistiker dreht wegen der Nachfrageflaute im Expressgeschäft weiter an der Kostenschraube. Bisher hatten die Niederländer zum Vorjahresquartal 135 Millionen Euro eingespart und stockten nun an diesem Montag das Sparziel für das Gesamtjahr von 400 Millionen Euro auf 500 bis 600 Millionen Euro auf. Zudem schüttet TNT als Zwischendividende 18 Cent je Aktie aus. Analysten hatten dies als Zeichen von Stärke eingestuft. Die Zahlen verfehlten indes laut Marktteilnehmern die Erwartungen.


Ebenfalls nach Zahlen ging es im FTSE 100 für Pearson-Aktien um 9,41 Prozent auf 663,00 Pence nach oben. Der britische Verlagskonzern trotzte im ersten Halbjahr der Krise und übertraf laut Börsianern die Markterwartungen. Der Umsatz lag im ersten Halbjahr bei 2,398 Milliarden Pfund, Analysten hätten im Schnitt mit 2,28 Milliarden gerechnet. Pearson bestätigte zudem das Jahresziel, mit dem bereinigten Ergebnis je Aktie trotz ungünstiger Währungseffekte das Niveau des Vorjahres zu halten.


Aktien von Rexam rutschten indes gegen den freundlichen Gesamtmarkttrend um 10,89 Prozent auf 288,75 Pence ab. Der Verpackungsmittel- und Getränkedosenhersteller erwägt eigenen Angaben zufolge eine Kapitalerhöhung. Zudem hiess es vom Unternehmen, dass sich das Geschäft seit dem ersten Quartal nicht verbessert habe. Analyst Kevin Lapwood von Seymour Pierce stufte die Papiere von «Buy» auf «Hold» ab. (awp/mc/ps/17)

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