Insbesondere die Übernahmeofferte des US-Lebensmittelkonzern Kraft Foods für den britischen Konkurrenten Cadbury habe den Markt beflügelt, sagten Marktteilnehmer. «Wir sind für den kurzfristigen Trend sehr zuversichtlich, da alles da ist, um den Aufwärtstrend zu stützen», sagte Romain Boscher, Chefhändler bei Groupama Asset Management. «Der Markt redet heute zudem deutlich mehr über Übernahmen und Fusionen. Diese Art von Nachrichtenfluss, gekoppelt mit einem etwas normalisierten Bewertungsumfeld, ist genau die Mischung, auf die Marktteilenhmer gewartet haben, um etwas zuversichtlicher zu werden.»
Im FTSE sprangen Cadbury um 41,55 Prozent auf 804,50 britische Pence nach oben und waren eines der Hauptgesprächsthemen am Markt. Am Morgen hatte Kraft mitgeteilt, ein Vorschlag für den Kauf des britischen Branchenkollegen für 16,7 Milliarden US-Dollar sei von diesem abgelehnt worden. Je Aktie wollten die Amerikaner 300 Pence in bar und 0,2589 neue Kraft-Anteilsscheine auf den Tisch legen. Trotz der Ablehnung will der US-Konzern weiter an einer Übernahme arbeiten. Kepler zufolge dürfte Cadbury auf ein besseres Angebot warten, obwohl die vorgelegte Offerte auf den ersten Blick fair erscheine. Ein Händler in London verwies allerdings auf kartellrechtliche Probleme.
Andere Vertreter des Lebensmittelsektors konnten von der Nachricht profitieren: Danone kletterten mit einem Aufschlag von 5,14 Prozent auf 39,450 Euro an die Spitze des EuroStoxx 50. In Zürich legten Nestle um 1,20 Prozent auf 43,84 Schweizer Franken zu. Marktgerüchten zufolge könnte der Konzern ein Gegenangebot vorlegen. Auch hier gäbe es dem Händler zufolge aber kartellrechtliche Probleme. Lindt & Sprüngli gewannen 2,12 Prozent auf 2.266,00 Franken.
Fortis legten als einer der besten Werte im EuroStoxx 50 um 3,33 Prozent auf 3,107 Euro zu. Die Versicherungsgruppe RSA Insurance Group ist laut einem Pressebericht an Geschäftsbereichen des niederländischen Konkurrenten Fortis interessiert. RSA habe die Banken JP Morgan und Merrill Lynch damit beauftragt, eine mögliche Kapitalerhöhung vorzubereiten, um die Expansion in Europa und Lateinamerika zu finanzieren, berichtete «The Sunday Telegraph» am Sonntag.
Telekomwerte gerieten nach einem Pressebericht und einer Branchenstudie in Bewegung. Vodafone und Telefonica haben der «Sunday Times» zufolge Gebote über 3,5 Milliarden Britische Pfund für die Telekom-Tochter T-Mobile UK vorgelegt. Die Deutschen zögen allerdings eine Fusion mit der Mobilfunktochter von France Telecom , Orange, vor. Zudem hatte Nomura die Bewertung für europäische Telekomwerte von «Neutral» auf «Bullish» angehoben. Telekom-Aktien legten um 2,07 Prozent auf 9,595 zu, Vodafone-Titel stiegen um 1,43 Prozent auf 135,15 Pence, Telefonica-Anteilscheine gewannen 2,36 Prozent auf 17,790 Euro und France-Telecom-Aktien notierten 1,77 Prozent höher bei 18,160 Euro.
British Airways kletterten um 2,75 Prozent auf 194,50 Pence. Die Deutsche Lufthansa spricht der «Sunday Times» zufolge mit dem britischen Konkurrenten über den Verkauf der erst gerade übernommenen Fluggesellschaft bmi. Dem Bericht zufolge geht für British Airways die geplante Fusion mit der spanischen Iberia zwar vor. Allerdings denke das Unternehmen über eine Kapitalerhöhung nach, um den möglichen Kauf von bmi zu finanzieren. Während Lufthansa-Aktien um 1,68 Prozent auf 10,915 Euro zulegten, gewannen Iberia 1,10 Prozent auf 1,7480 Euro.
In Zürich legten Swiss Re als einer der besten Werte im SMI um 2,26 Prozent auf 46,24 Franken zu. Der schweizerische Rückversicherer rechnet im Gegensatz zu Mitbewerbern in seinem Geschäft mit Preissteigerungen auf breiter Front. «Wir beobachten einen breiten Aufwärtstrend in der gesamten Rückversicherungstarifierung», hatte Michel Lies, bei Swiss Re zuständig für die Kundenmärkte, am Montag beim Branchentreffen «Rendez-vous de Septembre» in Monte Carlo gesagt. (awp/mc/pg/15)