Der europäische Leitindex EuroStoxx 50 stand am Mittag 0,94 Prozent höher bei 2.899,47 Zählern und näherte sich damit wieder seinem in der Vorwoche bei 2.913,69 Punkten markierten Jahreshoch. Der Pariser CAC-40-Index stieg um 0,88 Prozent auf 3.845,72 Zähler. Der FTSE 100 gewann ebenfalls 0,88 Prozent auf 5.179,45 Punkte.
«Die fundamentale Lage an den Aktienmärkten hat sich verbessert und es ist bekannt, dass die Zentralbanken die Zinssätze für lange Zeit niedrig halten werden», sagte Chefstratege Mike Lenhoff von Brewin Dolphin. Dies sei sehr positiv für die Börsen, auch wenn diese aus technischer Sicht weiterhin etwas überkauft erschienen. Auch die Commerzbank spricht von einer nachlassenden Aufwärtsdynamik der europäischen Aktienindizes. Am Nachmittag könnten die Märkte noch einen Impuls vom FHFA-Hauspreisindex kriegen, der über die Lage am US-Immobilienmarkt informiert. Am Mittwoch geben die Sitzungsprotokolle der US-Notenbank und auch der Bank of England neue Hinweise zur Notenbankpolitik.
Finanzwerte zeigten sich Händlern zufolge gefragt und halfen die Märkte nach oben zu ziehen. Credit Agricole verteuerten sich als zweitbester EuroStoxx-Wert um 2,36 Prozent auf 14,075 Euro. Händler verwiesen hier zusätzlich auf eine Hochstufung durch UBS von «Sell» auf «Neutral». An der Spitze des Leitindex standen Munich Re mit plus 3,61 Prozent auf 108,21 Euro. Thomas Nagel, technischer Analyst und Aktienhändler bei Equinet, verwies auf charttechnische Gründe nach einem Kaufsignal.
Die schwer gewichteten Ölwerte profitierten unterdessen von steigenden Ölpreisen. Nachdem der US-Dollar seine jüngste Korrektur zum Euro wieder abgebrochen habe und erneut zur Schwäche neige, erholten sich Börsianern zufolge im Gegenzug die Rohstoffpreise wieder. Der US-Ölpreis kletterte nach seinem Kursrutsch am Vortag wieder über die Marke von 70 Dollar. Händler begründeten den Preisanstieg mit Signalen für eine Erholung der Ölnachfrage. Im EuroSTOXX 50 profitierten Repsol-YPF mit plus 1,74 Prozent auf 19,04 Euro, Total verteuerten sich um 1,33 Prozent auf 42,24 Euro. In London kletterten BP um 1,58 Prozent auf 565,80 Pence nach oben. Die A-Aktien von Royal Dutch Shell gewannen zuletzt 1,05 Prozent auf 1.821,00 Pence.
Steigende Edelmetallpreise trieben die Minenwerte nach dem Rücksetzer der Vortage wieder an. Der Goldpreis kletterte wieder über 1.000 Dollar je Unze, wovon laut Händlern insbesondere der britische Markt mit den Schwergewichten Rio Tinto und BHP Billiton profitiert. BHP-Aktien gewannen 2,29 Prozent auf 1.741 Pence. Rio Tinto, die 3,33 Prozent auf 2.732 Pence zulegten, wurden laut Händlern auch vom Verkauf von Alcan Composites an den Schweizer Maschinenbaukonzern Schweiter Technologies gestützt.
Aktien europäischer Fluggesellschaften legten ebenfalls kräftig zu. Air France-KLM gewannen 5,32 Prozent auf 12,78 Euro und Iberia legten 2,42 Prozent auf 2,115 Euro zu. Cheuvreux hob die Kursziele für Airlines in einer Branchenstudie unter Verweis auf eine Prognose des Luftfahrtverbandes IATA zum weltweiten Passagieraufkommen 2010 an. Gleichzeitig passten die Experten des Brokers ihre Prognosen für den Ölpreis 2009 und 2010 nach oben an. Das sei der Grund, warum sie ihre Schätzungen für den Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) im laufenden Jahr senkten.
Accor legten in Paris 5,23 Prozent auf 39,925 Euro zu. Die französische Hotelkette hat 158 F1-Hotels für 272 Millionen Euro verkauft und senkt damit ihre Verschuldung. Cheuvreux-Analyst Pierre Lamelin bestätigte seine Empfehlung «Outperform» mit einem Ziel von 43 Euro und sagte: «Die erste grosse Transaktion seit 20 Monaten ist eine gute Nachricht.» Der Preis sei zwar nicht toll für Accor, gebe aber ein sehr positives Signal. Die Hotelkette werde die verkauften Anwesen zum variablen Satz wieder zurückleasen. (awp/mc/pg/18)