EU-Verlauf: Freundlich – Durchatmen nach HBOS/Lloyds, Notenbank-Aktion
Der EuroSTOXX 50 gewann gegen Mittag 0,88 Prozent auf 3.045,21 Zähler. Der STOXX 50 stieg um 1,13 Prozent auf 2.627,07 Punkte. Der französische CAC-40-Index legte um 0,66 Prozent auf 4.026,41 Zähler zu. Der Londoner FTSE 100 kletterte um 1,59 Prozent auf 4.990,50 Punkte.
Banken gaben nach der Übernahme der britischen HBOS durch Lloyds TSB Group erneut den Ton an. Für HBOS-Titel ging es um satte 44,12 Prozent auf 212,00 Pence nach oben, Lloyds kletterten nach frühen Verlusten um 3,66 Prozent auf 290,00 Pence. Lloyds legt für die unter Druck geratene Hypothekenbank 12,2 Milliarden Pfund auf den Tisch. Die HBOS-Aktionäre sollen 0,83 Lloyds-Aktien für eine Aktie ihrer Bank erhalten, womit der Wert der Aktien bei 232 Pence liegt. «Ich bin sehr überrascht, dass die Regierung die Übernahme für Lloyds nicht versüsst. Lloyds wollte in dieses Geschäftsfeld eigentlich nicht vorstossen», sagte Mark Sartori, Leiter des europäischen Aktienhandels bei Fox-Pitt Kelton. Stratege Paul Kavanagh vom Brokerhaus Killik rechnet unterdessen anders als einige Händler nicht damit, dass mit der Übernahme die Probleme des Sektors gelöst sind.
Aktien der London Stock Exchange (LSE) sprangen um 13,45 Prozent auf 831,00 Pence nach oben. Einem Börsianer zufolge spekulieren Anleger auf ein nachlassenendes Interesse an alternativen Aktienhandelsplattformen wie Turquoise, weil Anleger nicht das Risiko ausfallender Handelspartner tragen wollten. Ein Händler sagte: «Die Betreiber dieser alternativen Handelsplattformen gehen nach und nach Pleite und die Anleger dürften wieder zu den etablierten Börsen zurückwandern.» Ein Händler verwies allerdings darauf, dass noch keine Umsatzrückgänge zu sehen seien. Zuletzt waren Titel von Börsenbetreibern wegen der wachsenden Konkurrenz unter Druck geraten.
Neben den Finanztiteln rückten noch einige Unternehmen mit Zahlen in den Blick. Kingfisher übertraf mit den Ergebnissen zum ersten Halbjahr die Markterwartungen. Trotz eines düsteren Ausblicks kletterten die Titel um 6,84 Prozent auf 128,00 Pence. Händlern zufolge stützte insbesondere die Ankündigung weiterer Kostensenkungen die Titel.
In Frankreich verloren Pernod Ricard trotz starker Zahlen 4,95 Prozent auf 58,93 Euro. Der französische Spirituosen-Hersteller hat den Gewinn aus dem fortlaufenden Geschäft im vergangenen Geschäftsjahr gesteigert und stellt für das laufende Jahr einen zweistelligen Gewinnanstieg in Aussicht. Händler äusserten allerdings Zweifel an dem Wachstumsziel, zudem nähmen Anleger Gewinne mit.
Aktien der UBS kletterten trotz Medienberichten um eine drohende Klage in den USA um 11,85 Prozent auf 17,56 Schweizer Franken. Händlern zufolge kursieren am Markt Gerüchte um eine Fusion mit der Credit Suisse. Deren Aktien legten um 6,58 Prozent auf 48,92 Franken zu. «Die Swiss Bankers Association will im Laufe des Tages eine Pressekonferenz abhalten – vielleicht entsteht das Gerücht dadurch», sagte ein Börsianer. Händler gaben alerdings kartellrechtliche Probleme zu bedenken.
In Helsinki rutschten Cargotec um 8,36 Prozent auf 16,77 Euro ab. Der finnische Hafen- und Schifffahrtslogistiker hat die Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr gekappt. Unterdessen kletterten Ryanair um 7,42 Prozent auf 2,75 Euro. Der irische Billigflieger hält ungeachtet der Turbulenzen an den Finanzmärkten an seiner Prognose für das laufende Geschäftsjahr fest. Unternehmenschef Michael O’Leary rechnet damit, beim Ergebnis bestenfalls den Breakeven zu erreichen. Voraussetzung dafür sei jedoch, dass sich im vierten Quartal der Ölpreis weiterhin bei 100 Dollar pro Barrel bewege. (awp/mc/ps/22)