EU-Verlauf: Gewinne ausgebaut – starke Minenwerte treiben
Sie erklärten die gute Stimmung zum Wochenschluss unter anderem mit Kursgewinnen bei führenden europäischen Minenwerten im Zuge steigender Preise an den Rohstoffmärkten und positiver Analystenkommentare. Nach der Euphorie der Investoren zu Beginn der Woche habe sich an den Aktienmärkten allerdings wieder etwas Ernüchterung breit gemacht, sagte der Experte Chris Hossain von ODL Securities. Die jüngsten Konjunkturdaten aus den USA hätten der Kauflaune der Anleger einen Dämpfer versetzt.
Der Leitindex EuroSTOXX 50 gewann im Mittagshandel 0,80 Prozent auf 2.443,16 Punkte. In Paris kletterte der CAC-40-Index 0,75 Prozent auf 3.241,51 Zähler. Der Londoner FTSE 100 stieg um 0,50 Prozent auf 4.367,25 Punkte.
Zu den grössten Verlierern zählten die Aktien von British Airways mit einem Minus von 5,22 Prozent auf 154,25 Pence. Im Monatsverlauf hatten sie allerdings bisher 14 Prozent zugelegt. Die drittgrösste europäische Fluggesellschaft streicht nach einem Rekordverlust die Jahresdividende. Ausserdem verzichtete der Konzern wegen der Wirtschaftskrise auf einen Ausblick auf das laufende Jahr. Im Geschäftsjahr 2008/09 flogen die Briten laut Konzernangaben einen unerwartet hohen Verlust von 220 Millionen Pfund ein nach einem Überschuss von 875 Millionen Pfund im Jahr zuvor.
Mit am stärksten gewannen dagegen die Aktien des weltgrössten Minenbetreibers Rio Tinto, 5,16 Prozent auf 2.794,00 Pence. Analysten von Goldman Sachs stuften die Aktien von zuvor «Sell» auf «Neutral» nach oben. Ausserdem will der chinesische Aluminium-Konzern Chinalco laut einem Pressebericht die australische Regierung mit einem Kompromissvorschlag doch noch zu einer Zustimmung für den Einstieg beim Bergbaukonzern Rio Tinto bewegen, hiess es in einem Bericht der «Financial Times» unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Kreise.
Die britische BHP Billiton zieht nach eigenen Angaben die Erschliessung einer grossen Uranmine im Westen Australiens in Erwägung. BHP Billiton will so in das Geschäft mit Brennstoffen für Atomkraftwerke einsteigen. Zugleich dementierte der Konzern einen Zeitungsbericht, wonach es Verhandlungen über den Verkauf der Nickel-Verarbeitung in Australien gebe. Die Aktien von BHP Billiton legten kräftig zu, 2,72 Prozent auf 1.435,00 Pence. Ähnlich starke Gewinne gab es auch bei den Papieren der Anglo American mit einem Plus von 2,09 Prozent auf 1.613,00 Pence, ebenfalls nach einem positiven Analystenkommentar von Goldman Sachs.
Dann mussten die Papiere der UBS an der Börse in Zürich starke Verluste einstecken, 3,39 Prozent auf 15,97 Franken. Bereits am Mittwoch meldete das schwer angeschlagene Bankhaus eine Revision der Bilanz für 2008. Die Schweizer Börse blieb am Vortag wegen des Christi Himmelfahrt-Feiertages geschlossen, und so konnten die Anleger erst jetzt auf die Meldungen reagieren. Der Reinverlust liegt laut Angaben der UBS für 2008 bei 21,292 Milliarden Schweizer Franken (14,1 Milliarden Euro). Das sind 405 Millionen Franken mehr als nach der letzten Korrektur gemeldet.
Wie bereits in den vergangenen Tagen zogen neue Aussagen vom italienischen Autokonzern Fiat zum möglichen Einstieg beim schwer angeschlagenen Autobauer Opel das Interesse der Anleger auf sich. Demnach sehen sich die Italiener in einer «führenden Position» im Rennen um den Einstieg bei Opel. Um die eigenen Chancen im Bieterkampf im Opel zu erhöhen ging Fiat sogar ein Bündnis mit einem chinesischen Wettbewerber ein.
Fiat habe einer Produktionspartnerschaft mit Guangzhou Automobile zugestimmt, sagte Guangzhou-Generaldirektor Zeng Qinghong der Zeitung «Shanghai Securities News». Wie viele und welche Fahrzeuge hergestellt werden sollen, liess er offen. Die Verhandlungen liefen bereits seit mindestens einem dreiviertel Jahr. Fiat-Aktien konnten aber von den Meldungen nicht profitieren und rutschten gegen den Markttrend 0,64 Prozent auf 7,77 Euro.
Aktien des britischen Pharmakonzerns GlaxoSmithKline zählten mit einem Abschlag von 1,18 Prozent auf 1.051,00 Pence zu den grössten Verlierern am Markt. Das Unternehmen sieht sich einer Steuerdiskussion in den USA gegenüber. In dem Fall, den das «Wall Street Journal» aufrollte, geht es um 1,9 Milliarden Dollar, die der Konzern durch einen Bilanztrick dem Fiskus vorenthalten haben soll. Bei dem sogenannten «earnings stripping» werden die zu versteuernden Gewinne gedrückt, indem hohe Zinszahlungen an ausländische Schwestergesellschaften anfallen. Glaxo hatte bereits in seinem Geschäftsbericht für das abgelaufene Jahr über eine Diskussion mit der US-Steuerbehörde (Internal Revenue Service/IRS) berichtet. (awp/mc/ps/18)