«Der Markt ist immer noch nervös» sagte Bernard McAlinden, Stratege bei NCB Stockbrokers. «Die Anleger haben genug Themen, über die sie sich Sorgen machen können.» Am Montag hatte US-Notenbankchef Ben Bernanke vor zu grossem Optimismus bei der Überwindung der Finanzkrise gewarnt. Die wirtschaftliche Situation habe sich zwar verbessert, sagte der Präsident der Federal Reserve. Die Erholung bleibe aber fragil. Auch die Situation in Dubai bleibt im Blickfeld der Investoren. Im Sog der Kreditkrise des Staatsfond Dubai World gaben die Aktienkurse in Dubai und Abu Dhabi erneut nach. Unterdessen versucht die Regierung von Dubai, das Vertrauen der Anleger zumindest teilweise zurückzugewinnen, ohne aber die Garantie für die Schulden der Immobilientöchter von Dubai World, Nakheel und Istithmar, in Höhe von 26 Milliarden US-Dollar zu übernehmen.
Negativ aufgenommene Aussagen zur jüngsten Geschäftsentwicklung liessen Tesco um 1,30 Prozent auf 430,00 Pence fallen. Grossbritanniens grösster Einzelhändler steigerte zwar im dritten Jahresviertel dank seines internationalen Wachstums seinen Umsatz, blieb aber sowohl hinter der Entwicklung im zweiten Quartal als auch den Analystenschätzungen zurück. Angesichts der hohen Erwartungen seien die Aussagen etwas enttäuschend, äusserte Richard Hunter, der sich bei Hargreaves Lansdown Stockbrokers um britische Aktien kümmert.
Dagegen profitierten TNT von einem Bericht über den Einstieg zweier Fonds sowie positive Aussagen von FedEx und gewannen 3,91 Prozent auf 21,12 Euro. Der Hedge-Fonds Jana Partners und der kanadische Pensionsfonds Alberta Investment Management Corp (AIMCO) hielten zusammen über fünf Prozent an Europas zweitgrösstem Logistikkonzern, berichtet die niederländische Zeitung «Financieele Dagblad» unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen. Die beiden Aktionäre seien mit den TNT-Plänen unzufrieden. Der Deutsche-Post-Konkurrent hatte angekündigt, sich mehr auf Express-Zustellungen fokussieren zu wollen. Das bereits schlecht laufende europäische Brief-Geschäft will TNT in seinem Niedergang aufhalten. Die beiden Aktionäre strebten hingegen eine Aufspaltung von TNT in ein Brief- und Express-Unternehmen an. «Viele aggressive Investoren glauben, dass eine Aufspaltung Wert schaffen würde», sagte ING-Analyst Axel Funhoff.
In der Schweiz fielen Actelion mit minus 1,91 Prozent auf 58,95 Schweizer Franken auf den letzten Platz im Swiss-Market-Index (SMI) zurück. Der Pharmakonzern Roche Holding beendet die Partnerschaft mit dem Konkurrenten bei einem Wirkstoff (ACT-128800) zur Behandlung von Psoriasis (Schuppenflechte). ACT-128800 wird gegenwärtig bereits in einer fortgeschrittenen klinischen Studie gegen Multiple Sklerose geprüft. Die Roche-Aktie legte um moderate 0,12 Prozent auf 168,90 Franken zu.
Ansonsten sorgten Analystenkommentare für Bewegung. TomTom sprangen um 9,53 Prozent auf 6,906 Euro hoch, nachdem Morgan Stanley die Beobachtung der Titel des Navigationsgeräte-Herstellers mit «Overweight» und einem Kursziel von 8,30 Euro aufgenommen hatte. Die langfristigen Probleme des Navigationsgeräte-Herstellers würden durch die niedrige Bewertung der Aktie überdeckt, hiess es zur Begründung.
HSBC stufte die Aktie des Netzwerkausrüsters Ericsson von «Neutral» auf «Overweight» hoch und erhöhte das Ziel von 80 auf 84 schwedische Kronen. Die Aktie gewann 1,49 Prozent auf 68,00 Kronen. Dagegen büssten France Telecom 1,33 Prozent auf 17,445 Euro ein. Hier belastete, dass JPMorgan die Aktie des Telekommunikationskonzerns von «Overweight» auf «Neutral» abgestuft hatte. (awp/mc/pg/18)