Es sei verblüffend, dass der Markt zunächst gestiegen sei, sagte Aktienhändler Jim Wood-Smith von Williams de Broe. «Vielleicht ist das die Ruhe vor dem Sturm. Wir wissen, dass die Investoren vor den anstehenden US-Arbeitsmarktdaten sehr nervös sind.»
In den USA hatten Sorgen um General Motors (GM) und den Bankensektor die Börsen auf Talfahrt geschickt. Europaweit gaben die Finanztitel ebenfalls deutlich nach. Händler begründeten die Kursverluste mit den sehr schlechten Vorgaben der US-Bankaktien, nachdem der Branchenindex KBW Bank Index am Vorabend nochmal um fast zwölf Prozent auf ein neues Tief gesackt war. Der EUROSTOXX Branchensektor für Banken fiel zuletzt um 2,52 Prozent. Intesa SanPaolo und Credit Agricole verloren mehr als neun Prozent, Societe Generale und BNP Paribas fielen um mehr als acht Prozent. In London stiegen allerdings Lloyds Banking Group angesichts von Verhandlungen mit der Regierung über Hilfsmittel um 5,96 Prozent auf 42,75 Pence.
Fortis schossen ferner um 27,98 Prozent auf 1,073 Euro hoch und waren damit der Spitzenwert im EuroSTOXX 50. An diesem Freitag läuft die Frist für eine Einigung über die Aufspaltung der Fortis Bank von der Fortis Holding ab. Belgien und BNP Paribas wollen neue Konditionen für den Verkauf der Fortis Bank vorlegen. Laut Medienberichten geht es vor allem um die Gewährung von Garantien von Seiten der belgischen Regierung. Händler verwiesen angesichts des Kursanstiegs auch auf Medienberichte, denen zufolge der belgische Staat mindestens 30 Prozent der Fortis Bank übernimmt.
Der angeschlagene niederländische Versicherer Aegon kündigte unterdessen an, weiterhin Zinsen auf seine ewigen Anleihen zahlen zu wollen. Aegon hatte im Schlussquartal 2008 überraschend einen Milliardenverlust eingefahren und die Streichung von Arbeitsplätzen angekündigt. Die Aegon-Aktie sprang infolge der Nachrichten kurzzeitig um bis zu 2,67 Prozent in die Höhe, notierte jedoch zuletzt wieder mit 1,24 Prozent im Minus bei 1,994 Euro.
Der Branchenindex für Autos und Auto-Zulieferer büsste bis zum Mittag einen Teil seiner frühen Gewinne ein und verbuchte zuletzt ein Plus von 0,57 Prozent. In Europa verhandeln die Autokonzerne PSA Peugeot Citroen und BMW unterdessen über einen Ausbau ihrer bestehenden Kooperation. PSA Peugeot-Citroen könnte noch mehr Motoren an den bayerischen Autoproduzenten liefern, sagte PSA-Chef Christian Streiff der «Süddeutschen Zeitung» (Freitag) in einem Interview. Dabei handele es sich um normale Gespräche unter Firmen, die bei technischen Themen zusammenarbeiten. Peugeot liefert bereits unter anderem an die BMW-Tochter Mini Dieselmotoren für ihre Kleinwagen. Die Aktien von Peugeot verloren 2,14 Prozent auf 12,815 Euro. BMW-Titel legten hingegen zu.
In Finnland sackten die Aktien von Nokia um 4,51 Prozent auf 6,99 Euro. Der Handyhersteller geht davon aus, dass die Kunden ihre Handys im laufenden Jahr länger als bisher behalten und die Zahl der Handyneukunden zurückgehen wird. Der Konzern rechnet 2009 mit einer steigenden Nachfrage nach günstigen Mobilfunktelefonen. Bei Handys, die weniger als 50 Euro kosten, kommen die Finnen eigenen Angaben zufolge auf einen Marktanteil von 50 Prozent.
Auch für die Pharmainvestoren gibt es kurz vor dem Wochenende noch einmal interessante Nachrichten: Pfizer und Sanofi-Aventis prüfen einem Pressebericht zufolge einen Einstieg in das Biotechnologiegeschäft des indischen Pharmaunternehmens Wockhardt. Sanofi-Aventis fielen um 2,53 Prozent auf 40,26 Euro. Die Aktien von Air France-KLM gewannen nach Verkehrszahlen 0,84 Prozent auf 6,46 Euro. Veolia Environnement stiegen nach Zahlen um 3,35 Prozent auf 16,48 Euro. (awp/mc/ps/20)