EU-Verlauf: Nur kurze Erholung – Gerüchte über britische Banken belasten

Der STOXX 50 verlor 0,53 Prozent auf 2.509,52 Punkte. Der französische CAC-40-Index legte dagegen um 0,65 Prozent auf 3.736,11 Zähler zu. Der Londoner FTSE 100 büsste 0,38 Prozent auf 4.571,77 Punkte ein.


Als Auslöser für den plötzlichen Stimmungswechsel an den führenden europäischen Börsen nannten Händler übereinstimmend Marktgerüchte über angebliche Liquiditätsengpässe führender britischer Banken. Die Spekulationen hätten umgehend zu einem neuen massiven Kurseinbruch bei den Aktien der Branche geführt. Besonders stark waren die Papiere der Royal Bank of Scotland Group betroffen. Im Mittagshandel brachen die Papiere zuletzt 27,14 Prozent auf 107,625 Pencen ein. Zeitweise rutschte die Aktie der Royal Bank of Scotland auf ein Tagestief von 90 Pence.


Auch bei den Aktien der anderen führenden britischen Banken setzte ein schneller Ausverkauf an der Börse in London ein. Die Lloyds-Papiere verloren zuletzt 9,75 Prozent auf 233,75 Pence, die von HBOS rutschten um 13,56 Prozent auf 139 Pence und die von Barclays 5,73 Prozent auf 296 Pence. Laut Marktgerüchten sollen neben der Royal Bank of Scotland auch Lloyds TSB Group und Barclays zu den Banken gehören, die unter einem Liquiditätsengpass leiden. Ausserdem tauchten Marktgerüchte auf, in denen bei der Royal Bank of Scotland sogar von einer Verstaatlichung die Rede ist.


Auch die Aktien der führenden französischen Banken litten unter den Marktgerüchten zu den britischen Konkurrenzinstituten. Die kräftigen Kursgewinne zum Auftakt verwandelten sich im Vormittagshandel schnell in Kursverluste. Allerdings schafften die Aktien der BNP Paribas dann aber wieder den Sprung in die Gewinnzone mit einem Plus von 1,34 Prozent auf 68,40 Euro, wie auch die Papiere der Credit Agricole mit einem Aufschlag von 1,01 Prozent auf 13,98 Euro. Nur die Aktien der Societe Generale blieben im Minus stecken und mussten zuletzt 1,20 Prozent auf 59,79 Euro abgeben.


Am Morgen hatte der französische Notenbankchef Christian Noyer versichert, dass es keinen Grund zur Sorge um die französischen Banken gebe. «Keiner Bank droht die Insolvenz. Keine läuft auch nur Gefahr schwerer Probleme», sagte Noyer dem Rundfunksender Europe-1. Schliesslich konnten auch die Aktien der italischen Grossbank UniCredit nur in den ersten Handelsminuten zu einer Kurserholung ansetzen. Dann rutschten die Papiere wieder in die Verlustzone und gaben zuletzt 6,57 Prozent auf 2,72 Euro nach.


Händler machten negative Analystenkommentare für die Kursverluste bei der UniCredit verantwortlich. Experten der Citigroup und von JP Morgan haben jeweils ihr Kursziel für die Aktien der italienischen Grossbank gesenkt. Unterdessen meldete sich der Vorstandsvorsitzende der UniCredit, Alessandro Profumo, am Morgen in einem Zeitungsinterview zu Wort und bezeichnete das italienische Bankensystem als «absolut solide». (awp/mc/ps/20)

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